Amt Vechta (historisch)

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An der Spitze des Amtes stand ein Droste, der im Namen des Landesherrn die Verwaltung mit Hilfe eines ihm untergeordneten Rentmeisters führte. Der Droste war gleichzeitig Obergograf und hatte als solcher die Aufsicht über die Richter. Er war regelmäßig Adeliger und Inhaber Pfründe, ohne die Amtsgeschäfte tatsächlich zu führen.

Historische Hierarchie

Regional > Historische deutsche Staaten > Fürstbistum Münster > Amt im Fürstbistum Münster > Amt Vechta (historisch)

Übersichtskarte des Amtes Vechta aus dem "Theatrum orbis terrarum, sive, Atlas novus" von Willem Janszoon und Joan Blaeu, erstellt 1645/1662.

Herrschaft Vechta war die Basis

Vechta war zunächst eine Herrschaft an dem Moorbach Vechte bei Oldenburg, wonach sie so genannt wurde. Sie wird erstmals 1189 erwähnt. Bereits um 1150 hatten die Grafen von Kalvelage (Calvelage), die sich später nach Vechta oder Ravensberg nannten, die Burg Vechta an der Straße Bremen-Westfalen errichtet.

Von Calvelage-Ravensberg an Münster

Zusammen mit dem Emsland war die Herrschaft Vechta von den Erben zu Calvelage-Ravensberg 1252 an das Hochstift Münster verkauft worden und bildete den Grundstein zur Entstehung des späteren Niederstifts Münster. Als Amt Vechta (historisch) bildete es eine regionale Mittelinstanz des Hochstiftes Münster.

Lagerbuch Amt Vechta 1769

Lagerbuch des Bisthums Münster 1769

  • Anmerkung zur Tabelle:
    • 1) = Freye Häuser
    • 2) = Schatzbare Häuser
    • 3) = Summe der Häuser
    • 4) = Darinnen befinden sich
    • 5) = Monatliche Schatzung
lfd.
Nr.
Städte, Flecken
Dörfer Kirchspiele
Name
des
Ortes
1)
Klöster,
Adel
1)
geistl.,
priv.
2)
Vollerben
2)
½ Erben
2)
¼ Erben
2)
Kötter
2)
Brinksitzer
3)
Effektiv
3)
Reducirt in
Vollerben
4)
Vorspann-
pferde,
Stück
4)
Stallung
f. Pferde
Stück
5)
Rtlr
5)
fl.
5)
Pf.
1 Kirchspiel Backum 8 8 11 25 . 18 125 205 59 9/16 198 612 102 . .
2 Dorf u.
Bauerschaft
Vestrup 1 2 23 2 . 12 40 80 31 65 320 51 . .
3 Kirchspiel Capellen 1 3 22 18 13 16 67 140 44 7/16 164 500 140 . .
4 Kirchspiel Damme 1 1 26 17 26 19 185 175 56 15/16 130 572 156 . .
5 Wigbold u.
Kirchspiel
Dinklage 5 5 73 18 1 149 328 579 131 3/8 388 1124 305 14 .
6 Kirchspiel Embsteck 3 3 6 74 13 12 94 205 59 5/8 182 768 110 . .
7 Kirchspiel Goldenstette . 3 31 10 . 31 102 177 49 ¼ 112 476 80 . .
8 Kirchspiel Langfürden 3 4 30 24 . 28 87 176 57 15/16 124 620 88 . .
9 Kirchspiel Lohne 2 10 37 28 19 39 216 351 86 1/8 194 846 166 14 .
10 Kirchspiel Lutten . 3 2 16 7 6 33 67 17 9/16 63 204 50 . .
11 Kirchspiel Nienkirchen . 2 11 5 2 6 23 49 18 3 /16 34 196 43 . .
12 Kirchspiel Oythe 1 2 7 14 6 9 31 70 21 9/16 71 248 47 . .
13 Kirchspiel Steinfeldt . 3 37 31 10 26 196 303 73 ½ 143 746 200 . .
14 Kirchspiel Twistringen . 13 10 23 10 83 41 180 49 15/16 58 448 80 . .
15 Stadt Vechta 5 17 26 77 97 . 18 240 111 7/8 14 788 25 . .
16 Kirchspiel Visbek 1 3 59 33 . 17 155 268 91 5/16 226 1008 210 . .
Amt Vechte Summa: 31 82 421 415 204 471 1741 3365 960 3/16 2166 9176 1854 . .
  • Bey der Reduction der Häuser (1769) sind zwey „½ Erben; desgleichen drey „ ¼ Erben“; sodann 8 Kötter und 16 Brinksitzer auf einen vollen Erben; imgleichen die adelichen und freyen Häuser gleich einem vollen Erben gerechnet.
  • Bei der Schatzung 1769 zählt 1 Reichstaler 28 Schillinge und 1 Schilling 12 Pfennig.

Zeitschiene vor 1803

Amt Vechta, Gericht, Beamte, Amtsbediente, Nebenbediente:

Amtsverwaltung

Amt Vechta, Gericht, Beamte, Amtsbediente, Nebenbediente:

1796 Amt Vechta, Gericht, Beamte, Amtsbediente, Nebenbediente:

1802 Amt Vechta, Gericht, Beamte, Amtsbediente, Nebenbediente:

Drosten

An der Spitze des Amtes stand ein Droste, der im Namen des Landesherrn die Verwaltung mit Hilfe eines ihm untergeordneten Rentmeisters führte. Der Droste war ein Adeliger; vom Rentmeister wurden Geschäfts- und Rechtskenntnisse verlangt. Der Droste war regelmäßig Inhaber Pfründe, ohne die Amtsgeschäfte tatsächlich zu führen.

Der Droste war gleichzeitig Obergograf und hatte als solcher die Aufsicht über die Richter.

  • 1224 Konrad von Goldenstedt
  • 1226 Albert N.
  • 1242/47 Heinrich N.
  • 1269/1277 Johannes N.
  • 1291/93 Eustaz von Südholze
  • 1302 Johann von Dinklage
  • 1312 Friederich von Schagen
  • 1319/1320 Johann von Dinklage
  • 1320/32 Hermann von Südholze
  • 1334/56 Johann von Südholze
  • 1366 Johann von Dinklage, Sohn Johanns
  • 1377/88 Johann von Südholze, Sohn Johanns
  • 1398 Hermann von Visbeck
  • 1415 Otto von Dorgelo
  • 1594 Otto Schade, Drost zu Vechta

1677 wurde von der Familie von Galen die Herrlichkeit Dinklage geschaffen, mit der das Drostenamt des Amtes Vechta erblich verbunden wurde.Das Drostenamt des münsterischen Amtes Vechta ist von 1641 bis 1803 von Angehörigen der Familie von Galen bekleidet worden.

  • 1641/1657 Heinrich von Galen, Drost des Amtes Vechta
  • 1767 Wilh.Friederich von Galen

Rentmeister

Der Rentmeister war dem Amtsdrosten unterstellt. Er führte im Auftrag des Drosten die Verwaltung und leistete die eigentliche Arbeit. Von daher wurden von ihm entsprechende Geschäfts- und Rechtskenntnisse verlangt. Die Beamten des Amtes hatten die Aufsicht über die landesherrlichen Hoheitsrechte und Regalien und die gesamte Polizei- und Domanialtverwaltung.

Das Amt erhielt seine Weisungen vom Landesherrn unmittelbar bzw. vom regierenden Donkapitel oder von der Geheimen Staats- und Kabinetskanzlei und dem Geheimen Rat, in der Marken und Dömanialangelegenheiten aber von der Hofkammer in Münster und außerdem in Justizangelegenheiten vom weltlichen Hofgericht.

  • 1534/35 Wessel Weldige
  • 1573/74 Arnold von Raesfeld

Führer

Verzeichnüß deren fürstlichen Jägeren so in partem salarii im Amt Vechta Führerschaften bekleiden:

  • (um 1790) Georg Bockman Führer zu Lohn und Backum
  • (um 1790) Amtsjäger Wittman Führer zu Steinfeld
  • (um 1790) Herman Kollmeyer führer zu Twisteringen
  • (um 1790) Idem Führer zu Gollenstett
  • (um 1790) Errhartz Führer zu Dincklage
    • Quelle: NW Staatsarchiv Münster, FSTM-Ms, Kab. Reg Bd. 4 Nr. 190

Wohlfahrtspflege

Ärzte

  • 25.08.1724 Reversale des neuen Amtsmedikus Dr. med, J.B.Feltrup.
  • 05.12.1766 Reversale des Dr. med. G.D. Biederlack
  • 1771 Amtsmedikus/ Amtsphysicus Dr. Franz Joseph Jacobi oo 1785 Theresia von Schilling
    • studierte ab 1765 in Groningen und Wien Medizin. 1771 legte er an der Universität Erlangen seine Dissertation über Hautkrankheiten ab
    • 1782 Beschwerde über öfteres und lange Abwesenheit des Amtsmedikus Dr. Franz Joseph Jacobi
  • 1783 Entlassungsgesuch des Amtsmedikus J.A.Reimer
  • 1787 Druckverbot für die von dem Amtsmedikus Jacobi zu Vechta verfasste Schrift zur Bekämpfung der Blattern
  • 1792 Beschwerde über den Amtswundarzt (Karl Lothar) König wegen Hilfeverweigerung bei einem Beinbruch.
  • 1796 Amtsphysicus Dr. med. Franz Joseph Jacobi
  • 1796 Amtschirurgus Carl Lothar König
  • Telgte 14.04.1797 Anstellungsgesuch des Arztes Johann Heinrich Brefeld aus Epe, wohnhaft zu Telgte.
  • 1802 Amtsphysicus: Medikus Dr. Franz Joseph Jacobi
  • 1802 Amtschirurg: Joh. Heinr. Kitz

Apotheken

Bis zur Mitte des 19. Jahrhundert wurden Arzneimittel, nicht zuletzt wegen der mangelhaften Versorgungslage und Preisgestaltung, nicht nur von Apothekern, sondern auch von Materialisten und Spezereiwarenkrämern verkauft. Angeboten wurden dabei nicht nur Simplizien als unvermischte und einfache natürliche Mittel, sondern auch freie Kompositionen mineralischen, pflanzlichen und tierischen Ursprungs. Bestehende Monopole der Apotheker waren in der Praxis aus unterschiedlichen Gründen nicht immer durchsetzbar.

  • 1791 Vechta Übersendung eines Gesuchs des Horneman betr. Einrichtung einer "Filiale" der Apotheke zu Vechta in Dinklage an das Medizinalkollegium

Gerichte

Landesherren

Provinzialrecht

Bevölkerung

Bevölkerungsverzeichnisse

Quelleneditionen und Bearbeitungen

Fürstbistum Münster, Amt Cloppenburg, Amt Vechta

Kirchliche Einteilung

Archiv

  • Staatsarchiv Münster (STAM), Bestand: Fürstbistum Münster, Ämter.
    • Findbuch A 83 VI mit Index, 960 Akten
  • Überlieferung von dem Amt Vechta u. Cloppenburg im StA Oldenburg (vgl. Lübbing, Bestände StA Oldenburg);
  • Archiv Haus Assen (Lippetal), Bestand V Drostenamt Vechta. Eigentümer: Christoph Bernhard Graf von Galen. Umfang: 526 Akten (16.-19. Jhdt.). Darin: Grenzstreitigkeitenmit dem Hochstift Osnabrück und dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg; Amtsbedienstete; Dienste und Abgaben; Stadt Vechta (17.-19. Jhdt.); Kirchspiele Bakum, Damme, Dinklage, Emstek, Goldenstedt, Cappeln, Langförden,Lohne, Lutten, Neuenkirchen, Oythe, Steinfeld, Twistringen, Visbek (Kirchspielsrechnungen, Kontributionen, Schatzungsregister)(17.-18. Jhdt.); Militär; Burgmannschaft Vechta (16.-19. Jhdt.); Gerichtswesen; Amtsrechnungen (16.-19.Jhdt.).

Literatur

  • Prof. Dr. Clemens Pagenstert: Die Bauernhöfe im Amte Vechta (2. Auflage 1976)
  • Warnecke,Edgar F.: "Burgen und Schlösser im Oldenburger Land", Verlag Bültmann & Gerriets Oldenburg (1993) ISBN 3-920876-02-07
  • Friederich Matthias Driver: Beschreibung und Geschichte der vormaligen Grafschaft nun des Amtes Vechte im Niederstift Münster, 1803
  • Festschrift zur Heimatwoche des Landkreises Vechta, 1954
  • Der Landkreis Vechta. Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, hg. v. Bitter, W., 1969.
  • W. Kohl, Christoph Bernhard von Galen, Münster 1964. -
  • C. Heitmann, Kardinal von Galen und seine Ahnen, Dinklage 1975. -
  • A. K. Hömberg, Geschichtliche Nachrichten über Adelssitze und Rittergüter im Herzogtum Westfalen, H. 19 Münster 1979, S. 106-117 (Galen). -
  • R. vom Bruch, Die Rittersitze des Fürstentums Osnabrück, Osnabrück 1930, S. lOO ff (Haus Harderburg (Osnabrück)). -
  • Ders., Die Rittersitze des Emslandes, Münster 1962, S. 30ff (Heede), S. 42f (Haus Landegge-Goseburg). -
  • J. Schwieters, Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Teil des Kreises Lüdinghausen, Münster 1886, S. 145f (Romberg).

Geschichte

Besitzwechsel

Weiterführende Internetlinks

Webgeschichte: http://www.his-data.de/territor/d/reich1/kreise/westfalen/muenster,bt/

Geschichtsportal Westfalen: http://www.westfaelische-geschichte.de


Historisches Amt.png Historisches Amt im Fürstbistum Münster

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  1. Quelle: 1776 Adreßcalender des Hochstifts Münster. Hrsg. Coppenrath
  2. Quelle: 1796 Hochstift Münsterischer Hof- u. Adreßkalender
  3. Quelle: 1802 Hochstift Münsterischer Hof- u. Adreßkalender