Angus Fowler

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Angus Fowler beim Tag es Denkmals Bürgeln 2017

Angus Fowler (* 03. Mai 1946 in Ongar (Essex, Großbritannien); † 10. Dezember 2017 Berlin) war ein britischer, in Marburg, Berlin und zeitweise Newcastle upon Tyne lebender Historiker und Denkmalschützer. Im Rahmen seiner weitgespannten Forschungen von der Marburger Häusergeschichte bis hin zu Themen der europäischen Politik- und Sozialgeschichte in Mittelalter und Neuzeit beschäftigte er sich unter anderem auch mit genealogischen Fragestellungen. Manchem Genealogen konnte er durch seine fundierten Kenntnisse, etwa der Besitzergeschichte von Marburger Häusern im Mittelalter und der Neuzeit, weiterhelfen.

Angus Fowler wurde in England geboren, hatte aber schottische Wurzeln, die er auch bei seinen Forschungen nie aus dem Blick verlor. In Deutschland hielt er sich schon 1964, in dem Jahr, in dem er sein Studium an der Universität Oxford aufnahm, zum ersten Mal auf, angeregt durch einen Onkel. Er spezialisierte sich auf die deutsche Geschichte des Mittelalters und legte 1967 sein Magisterexamen in Oxford ab. Nach einem Studienaufenthalt in Marburg 1967-1969 folgte ein Archivpraktikum in England und 1972 die Rückkehr nach Marburg, ursprünglich mit dem Ziel einer Dissertation zur Grafschaft Ziegenhain. Von diesem Zeitpunkt an bildete Marburg mit seiner Universität und vor allem mit dem Staatsarchiv den Mittelpunkt seiner Arbeit und seines Lebens. Nach der Beteiligung an Ausgrabungen der Klosterkirche Reichenbach/Hessisch Lichtenau (1973) und dem Fund eines mittelalterlichen Hessenliedes (1974) trat er 1976 dem Förderkreis Alte Kirchen bei, der sich drei Jahre zuvor als Reaktion auf den Abriss alter Fachwerkkirchen in Hessen auf Initiative des Franzosen Jean Chanel gegründet hatte, wurde dessen Vorstandsmitglied war maßgeblich an der Rettung und Renovierung von 6 Kirchen beteiligt. Er war Mitherausgeber des Buches Fachwerkkirchen in Hessen heraus und war beteiligt daran, eine Denkmalschutztagung als Unterstützung zur Verabschiedung des Hesssischen Denkmalschutzgesetzes zu organisieren.

1984 wurde er Vorstandsmitglied bei Europa Nostra, dem größten Denkmalschutzverband nichtstaatlicher Organisationen in Europa, und im gleichen Jahr Mitgebründer und Vorstandsmitglied (davon 8 Jahre als Vizepräsident) von ECOVAST (European Council for the Village and Samll Town). Sein besonderes Interesse galt dabei Ost- und Südosteuropa. 1988 beteiligte er sich an der Kampagne zur Verhütung der Zerstörung rumänischer Dörfer, in den Folgejahren initiierte er die Gründung von ECOVAST-Sektionen in Polen (1989), Ungarn (1990), Rumänien und Kroatien (1991) sowie der Slowakei (1993). Nach 1989 war er Mitbegründer der Förderkreise Alte Kirchen in Thüringen und Berlin-Brandenburg. Er verlegte seinen Lebensmittelpunkt zunehmend nach Berlin, behielt aber eine kleine Wohnung in Marburg und seine enge Bindung an Marburg und die Kulturregion Hessen bei.

Am 18. Dez. 2000 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz I. Klasse im Historischen Rathaus der Stadt Marburg verliehen. Seine Tätigkeit war von ausgesprochener Uneigennützigkeit und Bescheidenheit sowie unerschöpflichem Elan geprägt.

Nachdem er noch in den letzten zwei Wochen vor dem Tod in Brüssel und Mailand an zwei internationalen Tagungen zum Denkmalschutz teilgenommen hatte, starb er völlig unerwartet am 10. Dezember 2017 in einer Berliner U-Bahn. In Berlin fand am 26. Januar 2018 Uhr in der Sophienkirche eine Gedenkveranstaltung unter Beteiligung der Vereine, in denen Angus Fowler maßgeblich mitwirkte, und seiner Familie statt, die von etwa 100 Personen besucht wurde.

Eine weitere Gedenkveranstaltung fand in Hessen unter dem Titel Zum Gedenken an Angus Fowler. Ein unermüdlicher Streiter für den Denkmalschutz. Weggefährten nehmen Abschied am den 14.04.2018 in der Alten Kirche in Bürgeln mit über 60 Teilnehmern statt. Die dort gehaltenen Reden, die den Lebensweg und die Leistungen von Angus Fowler würdigten, sollen möglicherweise in einem kleinen Band ähnlich dem von 2001 (siehe Bibliografie) veröffentlicht werden.

Bibliografie

  • Dr. Gerhard Menk (Hrsg.): Angus Fowler - Ein Schotte mit europäischem Kulturauftrag. Reden auf dem Festakt zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse im Historischen Rathaus der Universitätsstadt Marburg am 18. Dezember 2000. Marburg 2001.
  • Manfred Hitzeroth: Ein schottischer Kosmopolit. Der Historiker und Denkmalschützer Angus Fowler starb mit 71 Jahren. In: Oberhessische Presse 29.12.2017, Ausgabe Marburg, S. 9.
  • Traueranzeigen von Freunden und Weggefährten in der Oberhessischen Presse am 23.12.2017 und 27.12.2017

Monographien und kleinere Schriften

  • Zur Geschichte der alten Kirche in Bürgeln. Marburg/Lahn 1994
  • Schlosstreppe 1 : die wechselvolle Geschichte eines bedeutenden Anwesens. Aken, Elbe 2006
  • Marburger Stadtgeschichte zum Stichwort ... ; 1, Rathaus (mit Laaser, Klaus). 2., verb. Aufl. - Marburg 2000
  • Die Geschichte der Kirchen zu Treysa. - Felsberg circa [1993]
  • Marburg : 1849 - 1920 [Texte] - 1. Aufl. - Marburg 1989
  • Zur Geschichte des Kirchenbaues in Ederbringhausen : Grabungsberichte. Marburg 1982
  • Vom "Staithobe" zum Bauhof der Stadt Marburg : Rückblick auf die 500-jährige Geschichte einer städtischen Einrichtung ; Festschrift anläßlich der Einweihung des neuen Bauhofs am 30. September 1982 (mit anderen) Marburg 1982

Aufsätze und Beiträge (Auswahl)

  • Probleme der geschichtlichen Entwicklung des Hofes Ransbach (Kr. Ziegenhain). In: Hessische Heimat (ISSN 0178-3173) Bd. N.F.23.1973, S. 74-77
  • Das erste bekannte Hessenlied - ein Ausdruck des patriotischen Gefühls in der Landgrafschaft Hessen um die Mitte des 15. Jahrhunderts. In: Hessische Heimat (ISSN 0178-3173) Bd. N. F. 24..1974, S. 34-50
  • * Das erste bekannte Hessenlied - ein Ausdruck des patriotischen Gefühls in der Landgrafschaft Hessen um die Mitte des 15. Jahrhunderts : Neue Entdeckungen zur Geschichte der mittelalterlichen Musik in Hessen - musikalische und dichterische Zeugnisse des Klosters Spieskappel. In: Hessische Heimat. - Bd. 24.1974, H. 1, S. 34-50
  • Kassel 700 [siebenhundert] Jahre Regierungssitz : die Entwicklung einer landgraeflichen Hauptstadt in Althessen. In: Hessische Heimat (ISSN 0178-3173) Bd. 27.1977, H. 4, S. 139-141
  • Die älteste Fachwerkkirche [Hessens] war [die] "Heilig-Kreuz- Kapelle" [in Marburg aus 1375/76] : einst an der Weidenhäuser Brücke bei der Herrenmühle. In: Hessenland. - Bd. 25.1977, H. August, 1, S. ust, 1
  • Kassel 700 Jahre Regierungssitz : Die Entwicklung einer landgräflichen Hauptstadt in Althessen. In: Hessische Heimat. - Bd. 27.1977, H. 4, S. 139-141
  • Zur Geschichte der Hatzfelder Emmauskapelle. Ein bedeutendes Baudenkmal wird 1979 restauriert. In: Heimatjahrbuch für das Frankenberger Land. - Bd. 9.1979, S. 80-84
  • Eine fabelhafte Erwähnung eines Herren von Hatzfeld zum Jahre 968. In: Heimatjahrbuch für das Frankenberger Land. - 1980, S. 74-80
  • Neue Funde zur Familiengeschichte der Herren von Hatzfeld in der Fruehneuzeit (16.-18. Jh.). In: Heimatjahrbuch für das Frankenberger Land 1980, S. 59-73
  • Vor 400 Jahren : Umbau statt Abbruch der Kilianskapelle [in Marburg]. In: Studier' mal Marburg. - Bd. 6.1981, H. September, S. 17-19
  • Ein landgräflicher "Krautgarten" in Marburg und sein Gärtner am Ende des 14. Jahrhunderts mit Bemerkungen zu anderen herrschaftlichen Gärten am Schlossberg und zur Lage der "Gossen". In: Marburger Almanach 1981, S. 145-151
  • Wer war Wilhelm von Marburg? : auf den Spuren eines mittelalterlichen Baumeisters im Elsass. In: Studier' mal Marburg Bd. 7.1982, H. Oktober, S. 5-6
  • Ein Verzeichnis der Marburger Wirtshäuser und Herbergen aus dem Jahr 1817. In: Marburger Almanach. - Bd. 4.1982, S. 157-158
  • Namen und Bezeichnungen von Häusern und anderen Gebäuden in Marburg. In: Marburger Almanach. - Bd. 4.1982, S. 93-114
  • Neues zum Holz- bzw. Fachwerkkirchenbau in Marburg : Erg. bei d. 3. Aufl. d. Blauen Buches "Fachwerkkirchen in Hessen". In: Marburger Almanach. - Bd. 4.1982, S. 118-123
  • Der rote Hahn verschonte Sankt Elisabeth. In: Studier' mal Marburg. - Bd. 8.1983, H. April, S. 13-14
  • Wie gelangten die Sandsteinquader, aus denen die Elisabethkirche erbaut wurde, an ihren Platz? : interessante Details über die Technik am Bau im Mittelalter; die Verwendung der Hebezange an Marburger Bauten. In: Studier' mal Marburg. - Bd. 8.1983, H. Mai, S. 7-8
  • Zwei Schreiben Landgraf Ludwigs IV. an die Marburger Bürger. Zur Geschichte der Herrenmühle. In: Studier' mal Marburg. - Bd. 8.1983, H. Februar, S. 13-14
  • Kugelkirche etwa 1510/20 neu datiert : Vorträge zu einem bedeutenden Marburger Bauwerk der "Spätgotik". In: Marburger Almanach. - 1983, S. 53-60
  • Ein neugotischer Bau in Oberhessen : Das neue Schloss Friedelhausen und seine Geschichte. In: Hessische Heimat 1984, H. 4, S. 13-16
  • Von der Scheune zum Domizil für verbannte Minister und Höhere Toechter : zur Geschichte d. Anwesens Barfüßertor 14/16 und eines vom Verfall bedrohten Hauses. In: Studier' mal Marburg Bd. 9.1984, H. Januar, S. 13-15
  • Zur Geschichte der Gastwirtschaft Ruppersberg in Ockershausen : ein sozial-, kultur- u. politisch-geschichtliches Denkmal wird abgebrochen. In: Marburger Almanach Bd. 6.1984, S. 73-90
  • Historiker streiten um die Datierung der Marburger Kugelkirche : Jubiläumsfeier um Jahrzehnte zu früh?. In: Hessenland 1985, H. Folge 76 vom 20.3.1985, S. 1-2
  • Lobwürdig ist das Land der Hessen : Eine "trostlose Öde" hat doch gesungen. In: Hessenland. - 1985, H. F. 81 [d.i. 82] vom 31.7.1985, S. 3-4
  • Vom "Sprachhus" auf der Weidenhäuser Brücke zur oeffentlichen Einrichtung hinterm Rathaus. In: Studier' mal Marburg. - Bd. 10.1985, H. Januar 1985, S. 5-6
  • Bürger und Stadt - die Entwicklung der kommunalen Verwaltung im Mittelalter. In: Marburg. - 1985, S. 68-78
  • Der Bau der Elisabethkirche. In: Marburg. - 1985, S. 34-40
  • Marburg im 16. Jahrhundert. In: Marburg. - 1985, S. 79-86
  • Romanik in Marburg. Die ehemalige Kilianskapelle (mit Fach, Ilina). In: Marburg. 1985, S. 31-33
  • Krise und Wandel im Spätmittelalter : Glashütten und Glasmacher in Reichenbach und Umgebung im 15. und 16. Jahrhundert. In: Reichenbacher Blätter. - 1986, H. 4, S. 36-51
  • Zur Geschichte von Kirchen und Kapellen in Treysa, insbesondere der heutigen Stadtkirche (frueher Kirche des Dominikanerklosters). In: Schwälmer Jahrbuch. - 1986, S. 18-50
  • Von Brücken und Toren in der Vorstadt. In: Studier' mal Marburg. - Bd. 13.1988, H. Juli/Aug., S. 5-7
  • Von Brücken und Toren in der Vorstadt. In: Alt-Weidenhausen. - 1988, H. 109, S. 2
  • Auch in Marburg begann vor 150 Jahren das Zeitalter der Photographie! : Prof. Christian Ludwig Gerling war d. erste bekannte Photograph d. Stadt. In: Studier' mal Marburg. - Bd. 14.1989, H. Dez., S. 21-22
  • Zur Entstehung des Weidenhäuser Torhauses. In: Alt-Weidenhausen. - 1990, H. 111, S. 2
  • Ein Haus für Patrizier, Professoren und Zeitungsmacher. In: Studier' mal Marburg. - Bd. 16.1991, H. Juni, S. 4
  • Bedeutende Kopie der Elisabethkirche im schottischen Aberdeen ist bedroht. In: Oberhessische Presse. Marburg. - Bd. 127.1992, H. 275 (26.11.1992), S. 25
  • Seltsame Blattgesichter in der Elisabethkirche. In: Studier' mal Marburg. - Bd. 22.1997, H. Oktober, S. 6
  • Besitzer und Bewohner von Häusern am Marburger Obermarkt: Markt 12, 15 und 16. In: Der Marburger Markt. - 1997, S. [217]-236
  • Das Kulturerbe in Königsberg/Oblast Kaliningrad am Beispiel der Kirchen - Rettung oder Verlust?. In: Subsidarität - Regionalismus - Föderalismus. - 2004, S. 115-126
  • Zwischen Denkmalschutz und Wohnnutzung : kritische Bemerkungen zur Altbausanierung in der Stadt Marburg. In: Marburg: Abbruch und Wandel. - 2007, S. 79-82
  • Schloss, Elisabethkirche und Altstadt als Gesamtdenkmal im globalen Kontext : Marburg und das Weltkulturerbe. In: Marburg: Abbruch und Wandel. - 2007, S. 160-164
  • Schutz und Erfassung von Denkmälern und Gebäuden von besonderem architektonischen und historischen Interesse in England - die beschleunigte Erfassung für die amtlichen Listen seit 1982. In: Die Denkmalpflege. - ISSN 0947-031X. - Bd. 68.2010, H. 1, S. 13 - 18

Weblinks


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