Archidiakonat im Bistum Münster

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Hierarchie

Katholische Kirche in Deutschland > Bistum Münster > Geistliche Gerichtsbarkeit (Fürstbistum Münster) > Archidiakonat im Bistum Münster

Archidiakone

Schon in der Frühzeit der katholischen Kirche übte der Bischof eine Disziplinargerichtsbarkeit bzw. Schiedsgerichtsbarkeit in Zivilsachen aus. In fränkischer Zeit entstand neben der Visitation auch die Sendgerichtsbarkeit, die seit dem 10. Jahrhundert oftmals auf den Archidiakon überging, dessen Gerichtsbarkeit gemeinrechtlich als "iurisdictio propria et ordinaria" (eigene und ordentliche Gerichtsbarkeit) galt.

War ein Archidiakon ursprünglich nur Gehilfe des Bischofs bei einer Visitation und dem Sendgericht gewesen, so war er im 12. Jahrhundert im Fürstbistum Münster schon als Dignitar (Würdenträger mit eigenem Recht), Kanoniker und Inhaber des lokalen Sendgerichts und besaß Visitationsrechte. Anfänglich hatten die Archidiakone nur Kleriker vor ihrer Einstellung geprüft, setzten aber im Mittelalter schon selber die Pfarrer ein.

Aus "ihrem" Archidiakonat zogen die zeitlichen Inhaber Einkünfte (z.B. den Sendhafer) und ihnen oblag die selbständige Aufsicht über die Stifter, Pfarreien, Verwaltung des Kirchengutes und der Pfarrer in ihrem Bezirk.

In der gerichtlichen Praxis standen im Mittelpunkt Eheangelegenheiten, nämlich die Frage nach der Verwandtschaft in geistiger oder blutmäßiger Hinsicht und der Erteilung von Dispensen von Ehehindernissen, dem Ehebestand, Verlöbnis, Streitigkeiten aus dem ehelichen Güterrecht oder Unehelichkeit der Geburt sowie Alimentationsanssprüche.

Die Archidiakonatsverfassung wurde im Bistum Münster 1825 durch eine Verwaltungsreform aufgehoben und der westfälische Teil des Bistums in 1 Stadtdekanat und 10 Landdekanate eingeteilt. Diese Neuordnung konnte erst zum 29.08.1837 durch die Bildung von 7 Landdekanaten auf den rheinischen Teil der Diözese ausgedehnt werden.

In den über das Bistum Münster verstreuten Bestände und Akten der Archidiakonate finden wir unter anderem häufiger Unterlagen über Ehedispense, Firmlisten und Erstkommunikanten.

Archidiakonate im Bistum Münster

Rechte

  • 15.01.1359 Adolf, Elekt von Münster, Probst Otto, Dechant Hermann, das Kapitel und die Archidiakone der münsterschen Kircke bekunden, daß sie im Einvernehmen mit den Kollegiatkapitelm des Bistums dem clerus Secundaris das freie testamentarische Verfügungsrecht über seine Mobilien und Immobilien eingeräumt haben, wodurch indes die Abgaben dieses Klerus an die Archidiakone anläßlich der Synoden nicht berührt wird. Zum Gedächtnis an diese Emtlastung schuldet der Klerus den choralibus sive cameralibus eccl. Monasterien jährlich 1 Mark münstersch.

Archive

  • (STAM) Fürstbistum Münster, Archidiakonate. Findbuch A III II. 49 Urkunden, 221 Akten für die Archidiakonate Albersloh, Beckum, Billerbeck, Bocholt, Auf dem Drein, Stadt- und Südlohn, Winterswijk, Warendorf.

Bibliografie

  • "Die Entstehungsgeschichte der Münsterschen Archidiakonate" in: "Westfälische Zeitschrift" Nr. 60, Seite 13 - 88.
  • Die Archidiakonate des Sächisch – Münsterschen Sprengels, L. v. Ledebur in Allgem. Archiv. F. d. Geschichtskunde d. preuß. Staates Bd. 4 (1831) 214 ff.
  • Die vormaligen Archidiakonate des Bistums Münster, Pastoralblatt des Bistums Münster, 25, (1887) 87 ff., 99 ff., 113 ff.
  • Die Entstehung der Münsterschen Archidiakonate, N. Hilling (Diss. MS., 1902) auch Westf. Zeitsch. 60 (1902) I 13ff.
  • Westfälische Frömmigkeitskultur (Archidiakonate) im Wandel der Frühen Neuzeit / Andreas Holzem 2002
  • Alphabetisches Handbuch der besonderen Rechte und Gewohnheiten im Hochstift Osnabrück mit Rücksicht auf die benachbarten westfälischen Provinzen, von I. Aegidius Klöntrup. 1799.
  • Spätmittelalterliche Kirchenverwaltung und Pfarrseelsorge im Kölner Archidiakonat Xanten / von Wilhelm Janssen 2000
  • Die Patrozinien im Kölner Grossarchidiakonat Xanten / Wilhelm Stuewer Bonn : Röhrscheid, 1938
  • Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte im Archidiakonat und Stift Xanten Bonn : Röhrscheid, 1937 -
  • Die Kölner Archidiakonate in vor- und nachtridentinischer Zeit / von August Franzen Münster/Westf. : Aschendorff, 1953 (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte ; 78/79)
  • Die Entstehungsgeschichte der Trierer Archidiakonate / von Hubert Bastgen Egelsbach : Hänsel-Hohenhausen, 1990
  • Die Entstehungsgeschichte der Trierer Archidiakonate Breslau, Univ., Diss., 1906 , 1906
  • Visitation und Send im Archidiakonat Bonn / bearb. von Thomas P. Becker ; Claudia Beckers-Dohlen ; Annastina Kaffarnik Siegburg : Rheinlandia-Verl., 2000 (Ortstermine ; 11)
  • Bischof und Archidiakon / von Manfred Heim. St. Ottilien : EOS-Verl., 1992 (Münchener theologische Studien : I. Historische Abteilung ; 32) . - (Münchener Universitätsschriften)
  • Quellen zur Geschichte des Bistums und Archidiakonats Chiemsee / hrsg. von Manfred Heim St. Ottilien : EOS-Verl., 1994 (Münchener theologische Studien : 1, Historische Abteilung ; 33) . - (Münchener Universitätsschriften : Katholisch-Theologische Fakultät)
  • Die schlesischen Archidiakonate und Archipresbyterate bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts / von Bernhard Panzram Breslau : Müller & Seiffert, 1937
  • Organizacya archidyakonatu w Polsce / napisał Tadeusz Silnicki We Lwowie : Nakładem Towarzystwa Naukowego, 1927 (Studya nad historya prawa polskiego ; 10,2)
  • Z dziejów duszpasterstwa katolickiego w archidiakonacie Opolskim i Głogowskim w czasach owożytnych / Wincenty Urban Warszawa : Akad. Teol. Katol.


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