Privatgericht Lippramsdorf

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Die Ursprünge der Hoch- und Herrlichkeiten und ihrer Privatgerichte in Westfalen lassen sich bis in das Mittelalter zurückverfolgen. Zu dieser Zeit existierte in vielen Teilen Europas noch kein zentralisiertes Rechtssystem. Stattdessen hatten Adelsfamilien, Kirchen und andere einflussreiche Institutionen das Recht, ihre eigenen Gerichte zu etablieren und Rechtssprechung auszuüben. In Westfalen bildeten sich im Laufe der Zeit zahlreiche solcher Privatgerichte, die oft eng mit den regionalen Herrschaftsstrukturen, den Hoch- und Herrlichkeiten, verknüpft waren.

Historische Hierarchie

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Zeitschiene vor 1803

Gogericht Lippramsdorf

  • Der Tagungsort des Gogericht Lippramsdorf der Hochherrlichkeit Ostendorf befand sich an der „Hilligen Böke“ (Heilige Buche) am Halloh beim Gaslgenberg.

Hof- und Markengerichtsbarkeit

Auf einem Hofding, Hof- oder Erbtag wurden von dem zur niederen Gerichtsbarkeit zählenden Hofgerichtsurteile abgegeben. Die Rechtsfindung erfolgte unter Vorsitz des Erb- oder Grundherrn, welcher regelmäßig zu seiner Vertretung einen Richter bestellte, durch Weisung der Hofgenossen als Urteiler. Die Hofgenossen stellten zu diesem Zweck drei Gerichtsbeisitzer oder Schöffen auf der Schöffenbank. Vertreter des Gerichtsherrn konnte ebenfalls, wie im Markengericht, ein Burrichter oder Schulte des Kirchspiels Lippramsdorf sein. Auch der Erb- oder Grundherr selber, wie auch alle anderen freien Güter, waren in Hofsachen, im Verkehr in hoftrechtlichen Verhältnissen überhaupt, dem Hofrecht in diesem Gerichtsbezirk, nämlich dem Kirchspiel Lippramsdorf, unterworfen.

In den Urteilen erscheint häufig die Wendung „nach hergebrachtem Überkommen“, ein Hinweis darauf, daß lokales Hof- und Dorfrecht untrennbar verbunden waren und sich durch traditionelle Übungen, Weisungen und Satzungen allmählich gebildet hatten und den Veränderungen anpassten. In diesem Rechtssystem flossen genossenschaftliche und feudale Rechtsformen zusammen.

Beispiele

Richter zu Ostendorf

  • 1600 Johan Burich, Richter der Herrlichkeit Ostendorf
  • 1611 Notarius Rudolph Sutan
  • 1612 Henrich Koel, Bürgermeister zu Dorsten – angeordneter Richter zu Ostendorf, auch Hofgerichtsrichter
  • 1613 Rudolf Sutan Richter in Haltern und angeordneter Richter zu Ostendorf.

1611

Herrlichkeit Ostendorf, Hofgericht

  • 1611 Gerichtsherr: Adolf von Raesfelt, Herr zum Ostendorf
  • 1611 Richter zu Ostendorf: Henrich Köelen,
  • 1611 Gerichtsbeisitzer: Schmönings
  • 1611 Gerichtsbeisitzer: Breuwers
  • 1611 Gerichtsbeisitzer: Grewinck
  • 1611 Notarius Rudolph Sutan

1796

Amt Ahaus (historisch), Gericht, Beamte, Amtsbediente, Nebenbediente:

  • 1796 Richter: Ferd, Wiedenbrück J.U.L. (=juris utriusque licentiatus)
  • 1796 Aktuar: Friedr. Wilh. Schütte
  • 1796 Fiskus: Johan Theodor Jäger
  • 1796 Gerichtsschöffe: Johann Adolph Dirkes (in der Freiheit)
  • 1796 Gerichtsschöffe: Joh. Melchior Frerich
  • 1796 Frohn Johann Adolph Juddiges
  • 1796 Rezeptor u. Vizeführer: Joh. Bernh. Schild
  • 1796 Führer: Godfried Akolck
  • 1796 Vogt: Johann Adolph Juddiges[1]

1802

Amt Ahaus (historisch), Gericht, Beamte, Amtsbediente, Nebenbediente:

  • 1802 Richter: Ferd. Wiedenbrück J.U.L. (=juris utriusque licentiatus)
  • 1802 Aktuar: Friedr. Wilh. Schütte
  • 1802 Fiskus: Johan Theodor Jäger
  • 1802 Gerichtsschöffe: Johann Adolph Dirkes (in der Freiheit)
  • 1802 Gerichtsschöffe: Joh. Melchior Frerich
  • 1802 Frohn Johann Adolph Juddiges
  • 1802 Rezeptor u. Vizeführer: Joh. Bernh. Schild
  • 1802 Führer: Godfried Akolck
  • 1802 Vogt: Johann Adolph Juddiges [2]

Zeitschiene nach 1802

Französische Zeit

Vor die Tribunale gehörten alle streitigen Eigentumsklagen, die nicht von den Friedensrichtern verglichen werden konnten, oder in denen nicht der Präfekturrat zu erkennen hatte. Sie behandelten gleichzeitig die korrektionellen Gegenstände bis zu Strafen von fünf Jahren Gefängnis und streitige Handelssachen.

Fußnoten

  1. Quelle: 1796 Hochstift Münsterischer Hof- u. Adreßkalender
  2. Quelle: 1802 Hochstift Münsterischer Hof- u. Adreßkalender
  3. Quelle: Almanach des Lippe-Departements für das Jahr 1813, hrsg. v. J. v. Münstermann. Münster 1812.

Archiv

  • Vereinigte Westfälische Adelsarchive e.V., Haus Lembeck, Bestand Ostendorf
    • Darin: Gericht Ostendorf (Protokolle ab 1581, Kriminalsachen), Prozesse; Raesfeldscher Konkurs (18.-19. Jhdt.).