Herforder Chronik (1910)/230

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Herforder Chronik (1910)
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dessen chemische Analyse des Wassers er beilege, und anderer „Chymieverständigen“ der Brunnen „eines eben nicht der geringhaltigsten mineralischen Wasser sey, und in vielen Zufallen von den Preßhafften (Kranken) mit Nutzen gebrauchet werden könne“. Storchs und seiner Freunde unablässige Bemühungen, die Quelle zu schützen, waren von Erfolg gekrönt: die Herforder Stadtväter beschlossen, um die Quelle eine Schutzwand zu ziehen, wie man deren auf Markten noch heute sieht, eine um vier Pfähle gespannte Leinwand. Das war billig, aber so ärmlich, unwürdig und dazu so eng, daß Storch in dieser Einrichtung, die bei Hochwasser leicht fortgerissen werden konnte, weder einen Schutz der Quelle noch ihrer Besucher erblicken konnte. Er machte deshalb den Vorschlag, doch lieber gleich ein ordentliches rundes oder besser achteckiges Gebäude „von ungefähr 15 Fuß im Durchschnitt, 48 im Umfange und 9 in der Höhe“ betragend zu errichten. Es müsse mit überstehendem Dache, zwei verschließbaren Türen und Klappfenstern versehen und so fest sein, daß weder die Wasserfluten der Werre noch übelgesinnte Leute die Quelle unbrauchbar machen könnten und die Brunnengäste bei den Unbilden des Wetters Schutz fanden. Man müßte es auch so einrichten, daß das Haus, wenn bei weiterer „Aufnahme“ des Brunnens Vergrößerungen notwendig würden, in die Neubauten einbezogen werden könnte.

Das Wasser sei, sagte er weiter, kristallklar und von säuerlichem, angenehmem Geschmacke. Junge und Alte hatten es täglich mit solcher Vorliebe getrunken, daß die Bierbrauer einen Rückgang des Bierverbrauchs merkten. Sie seien deshalb den Quellen feindlich gesinnt, suchten sie auf alle mögliche Weise zu verunreinigen, zu verstopfen und dadurch die Menge dem Wassergenuß abwendig zu machen.

Wenn auch, so fährt er fort, der Zufluß nicht stark sei, indem der Brunnen in einer Stunde etwa 30-36 Maß (40 Liter) gäbe, so würden doch bei guter Einrichtung immerhin „3 bis 400 Personen zu gleicher Zeit die innerliche Kur vollführen“ können. Viele haben das Wasser getrunken, und diesen Monat seien beständig an die 100 Kurgäste gewesen, die sich des Wassers „teils vorm Thor, theils zu Hause bedienet haben“. Die meisten der Brunnenbesucher hatten sonst das Pyrmonter Wasser getrunken, jetzt zögen sie das unsrige vor. Sie befänden sich wohl dabei, priesen es anderen an und hätten dadurch auch schon fremde Gäste herbeigezogen.

Die Erfahrung habe gelehrt, sagt Storch, daß das Wasser mit Nutzen für vielerlei Zufälle zu gebrauchen sei, z. B. für mancherlei Augenschaden, für Schwachheit des Gehörs, Brustbeschwerden, Rückenschmerzen, verdorbenen Appetit, für Würmer, Scharbock (Skorbut, Ernährungsstörung) und Fistelschaden, auch treibe es den Stein und Grieß ab.

Die Einheimischen reisten nicht mehr nach Pyrmont, die Landleute eilten herzu und es sei Hoffnung vorhanden, „es werde dieser Brunnen von Ein- und Auswärtigen in großer Zahl besucht werden,“ wenn nur erst für die Bequemlichkeit der Gäste Einrichtungen getroffen wären.