Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/03

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
Orts- und Namenregister  |  Glossar
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[02]
Nächste Seite>>>
[04]
Erinnerungen Baumbach Kirchheim.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.


unter Vettern stattfindet. Dieser seltenen Eintracht allein hat aber auch die Familie nur den jetzigen guten Zustand ihrer Güter zu verdanken, allerdings vorzugsweise dem Einflusse und der stets bereiten materiellen Hilfe des edlen Onkels Ernst, worauf ich später komme. Ich bin zwar jetzt aus der Gütergemeinschaft gänzlich geschieden, nichts desto weniger nehme ich auch in weiter Ferne den innigsten Anteil daran und hoffe und spreche hier den dringenden Wunsch aus, daß eine solche Eintracht auch in der jetzigen Generation der Besitzer und aller späteren Generationen fortbestehen möge.

Die Kinder meines Großvaters aus der Ehe mit Luise von Boineburg waren, ich weiß nicht ob andere vielleicht schon in der Kindheit starben – Friedrich, nur Fritz genannt, Ludwig, Wilhelm – mein Vater – und Ernst, nebst einer Tochter verheiratet an den bekannten Freiherrn von Knigge. Onkel Fritz war ritterschaftlicher Obereinnehmer, verheiratet mit Marianne von Veschuner, aus welcher Ehe jedoch keine Kinder hervorgingen; derselbe bewohnte, soweit ich mich zu erinnern vermag, das Haus, worin wie bemerkt meine Großmutter ihren Witwensitz hatte. Seine Frau starb vor ihm und er erst im hohen Alter ohne jeden Todeskampf. Derselbe war ein skrupulös ehrlicher Mann, stets sehr freundlich gegen alle seine Nächsten, aber sehr schwerhörig, zuletzt beinahe taub.

Ludwig von Baumbach, Landrat, war verehelicht mit Christiane von Wangenheim, einer schönen Frau. In dieser Ehe wurden geboren: Fritz, Wilhelm, Ernst, Reinhard und Carl, die Töchter Sophie, Luise, Caroline, Julie und Charlotte. Onkel Ludwig genoß die allgemeinste Achtung, hatte während seiner aktiven Stellung als Landrat großen Einfluß und machte sich in dieser Stellung um das Gemeinwohl sehr verdient. Ich selbst kann mich seiner nur als kränklich (an der Seite vermerkt: "Gicht!") und dadurch oft in gereizter Stimmung erinnern; sein Übel wurde zuletzt zu Wassersucht und war sein Ende mit großen Qualen verknüpft.

Wilhelm von Baumbach, mein Vater, war zweimal verheiratet, zuerst – irre ich mich nicht – mit Caroline von Schenck aus dem Hause Schweinsberg. In dieser Ehe wurden geboren: Moritz, Caroline und Fritz. Zum zweiten Mal heiratete mein Vater Amalie Treusch von Buttlar aus dem Hause Altefeld. In dieser Ehe wurden geboren: Ludwig (ich), Ernst und Hermann, die Töchter Marie, Mathilde, Auguste. Mein Vater stand in holländischen Diensten als Major und Adjutant des Landgrafen Friedrich von Hessen, Gouverneur von Maastricht. Nach Eroberung dieser Festung durch die Franzosen zog er sich auf die Familiengüter in Kurhessen zurück, zuletzt nach Kirchheim, wo meine sämtlichen jüngeren Geschwister geboren sind.

Der jüngste Bruder Ernst von Baumbach war Deutschordenskomtur und Gouverneur des Erbgroßherzogs von Hessen-Darmstadt, diente auch als Freiwilliger in der Preußischen Armee in den 1790er Jahren mit Auszeichnung, namentlich vor Mainz, und wurde ihm der Orden Pour le merite verliehen, welchen zu tragen ihn jedoch seine Eigenschaft als deutscher Ritter hinderte. Nach erfolgter Aufhebung dieses Ordens erhielt er Pensionen von verschiedenen Staaten, welche ihn wohl instand gesetzt hätten, in gewohnter Weise in großen Städten zu leben. Er tat dies jedoch nicht, sondern lebte