Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/04

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Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
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Erinnerungen Baumbach Kirchheim.djvu
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zurückgezogen in Nentershausen, der Witwe von Onkel Ludwig in der Erziehung ihrer zahlreichen Kinder, und diese selbst, nachdem sie zwar selbständig geworden, sich aber keines ausreichenden Gehaltes neben eigenem Einkommen erfreuten, unterstützend. In gleicher Weise sorgte er auch nach dem Tode meines Vaters für dessen Kinder, namentlich auch für mich, nachdem ich aus dem Staatsdienst geschieden, so daß es mir möglich wurde, die ersten Jahre nach diesem Tode leben zu können, ohne aus den Gütern etwas zu beziehen, in gleicher Weise aber auch für meine jüngeren Brüder, so daß ich mich, nachdem mir die Administration der Güter übertragen, in den Stand gesetzt sah, die von unserem guten Vater nachgelassenen Schulden nach und nach abzutragen.

Traf irgendein Unfall ein Mitglied der Familie, so war sogleich die Hilfe dieses herrlichen Mannes unversehens da. Er führte sehr genau Buch über Einnahme und Ausgabe, und doch fand jeden Monat ein nicht unbedeutender Überschuß in der ersteren statt, welches sich jedoch nicht in der Kasse fand. Mehrere Male erklärte mir der gute Onkel, dies rühre von Unterstützungen her, welche er doch nie buchte. Oft fuhr er bettelnde Arme, von deren Würdigkeit er nicht überzeugt war, polternd an-, dies schreckte sie jedoch nicht ab, sondern sie hielten aus und waren einer Gabe, oft in nicht geringem Betrage, sicher. Onkel Ernst war ein wahrhaft edler Mann, wie ich einen zweiten nicht kannte. Dieses Urteil werden alle die wenigen Familienmitglieder bestätigen, welche jetzt noch leben und das Glück hatten, den edlen Mann persönlich zu kennen. Aber auch die jüngsten Mitglieder der Familie haben Ursache, ihm innigst zu danken, denn allein der gute Onkel ermöglichte es durch Rat und Tat, die Familiengüter in den Zustand zu versetzen, in welchem sich dieselben jetzt noch befinden. Hätte derselbe nicht so, wie geschehen, gehandelt, so wären die Güter jetzt, meiner vollen Überzeugung nach, tief verschuldet. Daher möge dessen Andenken unvergessen und gesegnet bleiben, solange auch noch in spätester Zukunft ein Familienmitglied lebt.

Ich wende mich nun zur kurzen Schilderung des Lebenslaufes der männlichen Nachkommen des Onkels Ludwig, von seinen Brüdern[GWR 1] "Lutzchen" genannt. Sie erhielten ihre Erziehung im elterlichen Hause, die drei ältesten unter einem Hofmeister "Lohhof", einem großen stattlichen Mann von echtem Magistergepräge, dessen sehr tiefer Stimme ich, der ich teilweise teil am Unterricht nahm, mich noch erinnere, bei den jüngeren, auch mir, half die Gouvernante der Töchter "Mamsell Edelmann" nach. Fritz ging bald auf eine damalige Forstschule Zillbach und widmetet sich mit dem größten Erfolg dem Forstfach. 1813 trat er bei Beginn des Krieges gegen Napoleon als Freiwilliger ein und machte als Adjutant des gelernten Hessischen Jägercorps die Kampagne von 1814 mit. Nach deren Ende trat er in den Forstdienst zurück, worin er vorrückte, zuletzt Oberforstmeister wurde, als welcher er leider zu früh starb, nachdem er bereits viel Gutes in seinem Fache bewirkt hatte und unfehlbar noch viel mehr haben würde, hätte ihm Gott längeres Leben geschenkt. Er genoß der allgemeinen Achtung und die Anhänglichkeit und Liebe seiner Untergebenen. Ihm verdanke ich viel, als ich 1823 die Administration der Güter übernahm, wobei ich mich seines bewährten Rates in der damals ziemlich schwierigen Bewirtschaftung des Frielinger Waldes erfreute. Noch erinnere ich mich deutlich seines Ausspruches: "Ziehe nur hölzernes Holz heran, welcher Art es auch sei." Fritz hinterließ vier Kinder aus seiner Ehe mit Sophie von Hessberg



Anmerkungen der GenWiki-Redaktion (GWR)

  1. Druckfehler in Textvorlage: Brüder