Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/05

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Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
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Erinnerungen Baumbach Kirchheim.djvu
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– von uns allen nach seinem Tode Schwägerin Sophie genannt – zwei Söhne, Ludwig, jetzt preußischer Landforstmeister zu Berlin, ein sehr tüchtiger Forstmann und Fritz, königlich preußischer Major zu Ehrenbreitstein als Repräsentanten dieses Zweiges der Nentershauser Linie und zwei Töchter, wovon die älteste Luise noch in Kassel jetzt lebt.

Der zweite Sohn Wilhelm widmete sich dem Finanzfach und hatte gleichfalls, soviel ich mich erinnere, schon unter der westfälischen Regierung eine jedoch unbesoldete Staatsstelle inne. 1814 trat er ebenfalls als Freiwilliger ein in das damals errichtete Freiwillige Jägerbataillon und machte als Oberjäger den 1814er Feldzug gegen Napoleon mit. Nach dessen Beendigung wurde er in der Finanzkammer angestellt, blieb auch in solcher im Dienste vorrückend, bis er als Geheimer Oberfinanzrat als Junggeselle plötzlich am Schlagfluß starb. Derselbe war der beste, gutmütigste Mensch, den ich je kennenlernte. Er sorgte mit größter Hingebung und Treue als Beistand der Schwägerin Sophie in der Administration des Guterbteils von deren Söhnen, fand indessen häufig nicht die ihm gebührende Anerkennung, da er darin eigenmächtig im Bewußtsein, das Beste zu tun, verfuhr ohne nähere Mitteilung über die Art und Weise an die darüber eifersüchtige Schwägerin Sophie-, wie überhaupt in dieser Beziehung nicht ganz leicht mit ihm auszukommen war, wie auch ich nicht selten erfuhr bei Ausgleichung der jährlichen Rechnungsresultate bei Administration der damals noch unter beiden Linien gemeinschaftlichen Güter, wobei Wilhelm nach Onkel Ernst's Tode die Nentershauser Linie vertrat, wo seine Ansichten als die allein richtigen dienen sollten. Er hatte überhaupt ganz die Manieren eines Hagestolzes, wobei '~ ihm aber jeder wegen seiner außerordentlichen Gutmütigkeit nachgab. Ebenso wurde derselbe wie so viele Junggesellen vor seinem äußerst widerlichen, langjährigen Diener Joseph dominiert. Auch manche komische Szenen kamen vor. So erinnere ich mich, daß, als wir beide längere Jahre hin durch Mitglieder der Hessischen Ständeversammlung und nicht selten verschiedener politischer Anschauungen waren, ich in meinem Sitz aufstand und redete, er, als ich an Stellen kam, welche ihm nicht zusagten, aufstand, hinter mich trat und versuchte, mich an den Rockschößen auf meinen Sitz zurückzuziehen.

Der dritte Sohn, Ernst, widmete sich schon früh dem Militärdienste, er war, wenn ich nicht irre, schon unter Kurfürst Wilhelm I. vor 1806 Fahnenjunker, trat indessen nach Errichtung des Königreiches Westfalen in württembergische Dienste und zeichnete sich schon 1809 in der Kampagne gegen Österreich aus, nicht minder in allen späteren Feldzügen teils für, teils später gegen Napoleon. Eine Zeitlang war derselbe Adjutant des Königs Wilhelm von Württemberg, und wurde zuletzt Generalleutnant, endlich auf sein Ansuchen als solcher pensioniert und zog nach Nentershausen. In seiner Ehe mit Luise van der Hoop, welche ihm ein ansehnliches Vermögen zubrachte, wurden ein Sohn Ludwig, jetzt in Nentershausen wohnhaft und zwei Töchter geboren. Auch mein guter Vetter Ernst starb in den besten Jahren an plötzlichem Schlagfluß.

Der vierte Sohn Reinhard trat in den hessischen Militärdienst, aber 1851 als Rittmeister aus solchem infolge des damaligen Verfassungsstreites mit dem Kurfürsten, da er seinen auf die Verfassung geleisteten Eid nicht brechen wollte. Nach der Einverleibung Kurhessens in Preußen 1866 verlieh die Gerechtigkeitsliebe des Kaisers