Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/11

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Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
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empfindliche Weise befriedigen könne. Hierdurch nahm der Lebenslauf meines Bruders eine für ihn traurige Wendung und gingen seine gründlichen Kenntnisse, verbunden mit dem klarsten Verstand für den Staat verloren. Als alle Vorschläge zur Beförderung abgeschlagen wurden, nahm Hermann seinen Abschied, um nicht im Dienstalter ihm folgende Kollegen des Vorrückens zu berauben, obgleich er mit seinem Lebensunterhalt dadurch allein auf seinen geringen Anteil an den Güterrevenüen angewiesen war, und heiratete in dieser Lage noch daneben die Tochter seines Hauswirtes Horst zu Hanau, mit welche er anfänglich nach Worms zog, dann auf Bitten von uns Brüdern nach Frielingen, wo er eine geräumige Försterwohnung bezog. Hier wohnte er so lang, bis ich 1849 nach Amerika auswanderte, wo er nach Kirchheim zog. Dort starb seine Frau, worauf Hermann eine angenommene Haushälterin heiratete. Obgleich beide Frauen meinem guten Bruder an Bildung weit nachstanden und er dies auch sicher fühlte, so hat er im allgemeinen doch glücklich mit denselben gelebt, und besonders seine zweite Frau ließ es an Pflege nicht fehlen, als endlich durch Amputation des kranken Beines, welches so nachteilig auf das körperliche Befinden einwirkte, stattfinden mußte. Aber auch hier noch hatte der arme Hermann sehr zu dulden. Während der Winterzeit war er auf die Stube beschränkt, entwöhnte sich aber dadurch so sehr der Luft, daß er selbst in der besseren Jahreszeit nur selten den Garten besuchen konnte aus Besorgnis, sich den schmerzlichsten Rheumatismus zuzuziehen. Und wie oft hatte der Arme an den empfindlichsten Schmerzen zu leiden, wie ich mich selbst überzeugte, als ich 1872 das alte Vaterland wieder besuchte und größtenteils in Kirchheim lebte. Mit dem größten Edelmut suchte der gute Hermann da seine sicher peinvollen Körperschmerzen gerade vor mir zu verbergen, was mir stets einen Stich gab. Seine Zeit verwendete derselbe auf die Administration der Güter, soweit sich dieselbe vom Zimmer aus leiten ließ, aber auch zur Erziehung seiner Kinder, deren direkten Unterricht er allein übernahm und bei den Söhnen soweit durchführte, daß dieselben mit Erfolg gleich die mittleren Klassen des Gymnasiums zu Hersfeld, der jüngste Sohn Louis eine Realschule in Meiningen besuchen konnten.

Aus seinen beiden Ehen hatte Hermann sechs Kinder: Julius, welcher sich dem[GWR 1] Militär zuwendete und jetzt wohl in der Armee dem Hauptmann nahesteht, Wilhelm, einen sehr begabten Menschen, welcher studierte, 1870 als Freiwilliger in das Heer eintrat und leider noch am Schluß der Feindseligkeiten blieb, welcher Tod meinem armen Bruder sehr nahe ging, da er vorzugsweise mit Liebe an diesem Sohne hing, Louis, der sich dem Forstfach widmen wollte, was für die Familie von großem Nutzen hätte sein können, nun aber auch leider ins Militär eingetreten ist. Hermann hinterließ ferner drei Töchter, Gretchen und Malchen, beide verheiratet und Toni, welche jetzt noch bei ihrer Mutter in Kirchheim lebt. Der gute Hermann starb wie schon erwähnt im September 1874 zu Kirchheim am Nervenfieber. Für ihn war der Tod geistig und auch körperlich wahre Erlösung, da er denselben von den oft peinlichsten Schmerzen befreite.

Kurz will ich hier noch meiner Schwestern gedenken, die älteste Caroline heiratete den Major von Dörnberg zu Hausen, aus welcher Ehe zwei Kinder geboren wurden, Marianne, welche frühzeitig starb und Moritz, welcher jetzt noch in Kassel lebt. Marie starb unverheiratet, ein gutes Mädchen aber von nicht glücklichem Temperament, welcher



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