Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/12

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Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
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meiner guten Mutter oft große Sorgen machte, Mathilde, welche den Forstmeister von Carlshausen zu Altenhasslan heiratete, einen reichen, aber oft schmutzig geizigen Mann, wo später Trennung in der Ehe ohne wirkliche Scheidung stattfand. Mathilde starb 1872 in Hanau. Endlich Auguste, welche Georg von Kaltenborn heiratete, der vor einigen Jahren in Marburg als General starb und mehrere Kinder hinterließ. Gustchen lebt jetzt noch daselbst.

Ich komme nun zur Schilderung meines eigenen bewegten Lebenslaufes. Man hat mir gesagt, ich sei ein hübsches Kind gewesen, vielfach verhätschelt von den Freundinnen meiner Mutter, welche dieselbe besuchten, zumal von Friederike von Baumbach, einer Tochter des Ministers aus dem Hause Lenderscheid, bei uns die "alte Friede" genannt, welche die Verhätschelung soweit trieb, mich mit in ihr Bett zu nehmen. Ich war wohl ein läppischer, furchtsamer und weinerlicher Knabe, stets nach der Mutter rufend. Im Dunkeln hatte ich große Furcht, so daß ich bei meinen öfteren Besuchen in Nentershausen mir selbst Wachslichtchen machte bei der alten Tante Wangenheim, einer Schwester der Tante Christel, welche im schon erwähnten Witwenhaus meiner Großmutter ihr Zimmer hatte und auch ich eine Schlafkammer. Diese Lichter bliesen dann meine Vettern aus, besonders Wilhelm, stets zu Neckereien geneigt, und ich mußte dann heulend im Dunkeln bleiben.

Aus diesem frühen Lebensalter erinnere ich mich noch lebhaft eines Vorfalls. Schon früh, wohl zu früh, erhielt ich eine kleine Vogelflinte zum Geschenk und durfte daraus wie mein Bruder Fritz unter Aufsicht eines Erwachsenen Spatzen schießen. Eines Tages neckte mich unser Gärtner Löwe, später Verwalter. Ich wußte, daß die Flinte, gewöhnlich ungeladen in einem Schrank in dem[GWR 1] Schlafzimmer meiner Eltern hinter dem Wohnzimmer stand, ich lief dahin, nahm das Gewehr aus dem[GWR 1] Schrank und kam damit unbemerkt durch das Wohnzimmer, wo Besuch bei meinen Eltern war, in die Gesindestube, wo Löwe war, spannte meinen Hahn, schlug auf ihn an ausrufend: "Warte, jetzt will ich dich totschießen, aber erst sehen, ob Pulver auf der Pfanne ist." Ich schlug den Hahn zurück – Perkussionsgewehre kamen erst Ende der 20er Jahre auf, anfänglich vom[GWR 2] Kurfürst streng verboten – was glich hierbei meinem Schrecken, als ich hierbei die Flinte geladen fand, welche so, mir unbewußt, in den Schrank gesetzt war. Ich hätte ohne diese Eingebung, ich kann nicht anders sagen – von Gott, schon als Kind ein Mörder werden können. Schon frühzeitig wurde ich auf Jagd mitgenommen und gewann natürlich Leidenschaft dafür und Fertigkeit im Gebrauch des Gewehres.

Meine Eltern hegten einen tiefen Haß gegen die Herrschaft Napoleons in Deutschland, welcher auch uns Kindern frühzeitig eingeflößt wurde. Sehr genau erinnere ich mich noch der Begeisterung und frohen Hoffnung meiner Eltern als auf geheimen Wege die Nachricht der siegreichen Schlacht der Österreicher bei Aspern 1809 einlief. Auch wir Kinder wurden in die Eßstube gerufen und uns solche mitgeteilt. Noch größer wurde mein Interesse durch die Nachricht der Niederlage der Franzosen in Rußland erweckt, welche bald durch das 29. Bulletin bestätigt wurde. Der Jubel steigerte sich mehr und mehr, als 1813 der Aufruf des Königs von Preußen um die Erhebung Deutschland stattfand, und er erreichte seinen Gipfel nach der siegreichen Schlacht bei Leipzig am



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