Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/25

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Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
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Erinnerungen Baumbach Kirchheim.djvu
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verursacht durch Unkenntnis der herrschenden Sprache, obgleich in der Gegend, wo ich jetzt lebte, viele Deutsche wohnten, welche ich leider aber erst zu spät kennenlernte, dann aber durch das Versetztsein in ganz neue, unbekannte Lebensverhältnisse.

Man hat dann alles Vertrauen in sich selbst verloren und pflegt sich ängstlich, aber doch mißtrauisch, allerdings nur zu oft gerechtfertigt an einen Landsmann zu halten, von demselben Rat und Beistand hoffend. So erging es mir mit Th. Faber, der zwar mehrere Farmen in der Nähe in Vorschlag brachte, wenn ich ihn jedoch aufforderte, mit den Besitzern Rücksprache zu nehmen und mir die Verkaufsbedingungen mitzuteilen, stets Verzögerung eintreten ließ, offenbar mit der Abschied, mich zu veranlassen, die Farm seines Bruders Carl mit den neuen Steinhaus oder doch einen Teil derselben zu kaufen, welches nicht zu tun ich indessen von Anfang an fest entschlossen war, teils, weil mir dies zu großes Kapital weggenommen hätte, teils aus Mißtrauen, einem vorgefaßten Plan und Übervorteilung zum Opfer zu fallen. Als Theodor einsah, es sei vergebens, mich für diesen Plan zu gewinnen, ging derselbe offenbar darauf aus, nicht allein von mir, sondern auch von dem Verkäufer ein möglichst hohes, sogenanntes Bonus für sich herauszuschlagen. Eine schöne, dicht am Eriesee gelegene Farm in Besitz eines Amerikaners in gesunder Lage sagte mir besonders zu, und ich ging mit Theodor zu dem Besitzer, der offenbar zu verkaufen wünschte, um den Kauf abzuschließen. Hierbei bemerkte ich obgleich nur wenige englische Worte verstehend, daß Theodor diesen Zweck so zu erreichen wünschte, um dabei noch etwas für sich herauszuschlagen, daher nicht bot, was zu zahlen ich mich bereit erklärt hatte, und zerschlug sich so der Handel. Darüber erbittert und von dem Wunsch beseelt, jedenfalls eine Heimat zu erwerben, damit meine Familie mir folgen könne, ging ich nach einer unfern von Carl Faber liegenden kleineren Farm, deren Besitzer zu verkaufen dringend wünschte, wie ich wußte, und beging die Torheit, ja Dummheit, mit ihm zu einem allerdings niedrigen Preis abzuschließen, obgleich die ungesunde Lage nicht zu verkennen war, ja ich eine Bewohnerin am Fieber niederliegend fand. Überdem war die Farm viel zu klein – unter tausend ???? (Maß ist nicht lesbar), um darauf mit Nutzen Ackerbau treiben zu können. So traf ich sogleich Anstalt zum Anbau eines größeren Holzhauses an einem vorgefundenen kleinen und schrieb meiner Frau dringend, nun mit den Kindern zu kommen. Sie folgte sofort dieser Einladung und gab mir dadurch einen neuen und den größten Beweis ihrer großen Liebe zu mir und des Vertrauens, das sie in mich setzte, obgleich wohl bewußt des großen Opfers, das sie brachte und der harte Entbehrungen, welche ihrer harrten. Diese blieben auch nicht aus, wie ich hier gleich bemerken will, da sie während der Führung der Farmwirtschaft eigenhändig schwere, nie gewohnte Arbeiten verrichten mußte, da ich nur eine, noch dazu schlechte Magd halten konnte, so daß meine arme Frau nicht selten den Schlaf halber Nächte opfern mußte. Von Faber, der Elyria zu verlassen wünschte, mietete ich dessen dortige Wohnung bis zum Frühjahr, da wir die Farm erst dann beziehen konnten. Im August traf meine gute Minna ein, sehr angegriffen von der weiten Reise und der Pflege von Moritz, der kurz zuvor von einer schweren Krankheit genesen war, und wir bezogen jene Wohnung, die jüngeren Kinder die öffentliche Schule besuchend in Elyria, Ernst auf einer Farm bei einem amerikanischen Farmer in der Nachbarschaft, um die Arbeit zu lernen; Moritz trat in eine Handlung in Elyria ein und Wilhelm, welcher viel mechanisches Geschick zeigte, ging zu einem Schreiner.