Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)/29

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Ludwig Carl Wilhelm von Baumbach-Kirchheim – Erinnerungen aus dem Leben eines hochbetagten Mannes (1799 – 1883)
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Erinnerungen Baumbach Kirchheim.djvu
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oder weniger "self-made men" sind. Am meisten zum Glück schlug der Ankauf der Farm wohl für Ernst aus, der darauf eine Backsteinfabrik errichtete, Geld gewann, das er später durch glückliche Spekulationen vermehrte und wohl jetzt in der besten, völlig unabhängigen Lage von allen seinen Brüdern ist.

Nicht lange nach unserem Überzug hierher wurde meine arme Frau von einer gefährlichen Krankheit ergriffen, die mich das Schlimmste befürchten ließ. Zwar erhielt uns dieselbe Gottes Gnade, die Krankheit legte leider den Grund zu einem Herzleiden bei derselben, das von Zeit zu Zeit recht beängstigend auftrat, zwar gewöhnlich durch kalte Umschläge auf die Herzgegend und warme Fußbäder für einige Zeit beseitigt wurde, endlich aber doch das Ende meiner treuen Gattin herbeiführte, worauf ich später zurückkomme.

Als nach Ausbruch des Bürgerkrieges Präsident Lincoln seine erste Proklamation für Freiwillige 1861 erließ, folgten Fritz und Carl, wie wohl noch sehr jung, derselben und traten als Gemeine in ein hier errichtetes Infanterieregiment ein, welches M'Clellans zugeteilt wurde und dem Feldzug nach Richmond beiwohnte. Beide wurden bald Unteroffiziere und als solche wurde Carl bei Garrtown in den Arm verwundet und kehrte zurück. Wieder hergestellt wurde er als Captain in ein anderes Regiment gestellt, avancierte zum Major und kommandierte als solcher das Regiment in den schweren Schlachten in Pennsa, nahm kurz vor Ende des Krieges seinen Abschied und übernahm hier von seinen Ersparnissen und einem kleinen Darlehen von mir eine Apotheke, blieb auch später in diesem Fach, heiratete die Tochter eines Doktor Rosenthal, mit der er eine glückliche Ehe lebte und jetzt eine Großhandlung in Apothekerwaren hier gemeinschaftlich mit seinem Schwiegervater und Bruder Ernst hat. Fritz machte die ganze Kampagne von Richmond mit, avancierte zum Premierleutnant und wohnte als solcher allen späteren Schlachten bei bis zum Rücktritt M'Clellans, nahm dann, von einer ihm leider innewohnenden Veränderungslust getrieben, seinen Abschied, gerade als sein Avancement zum Captain bevorstand und kehrte hierher zurück, trat indessen bald darauf als Captain in ein neu errichtetes Regiment ein und machte die Kampagne im Süden als Major mit, wo er sich infolge des schlechten Klimas eine Krankheit, zuletzt Magenkrampf zuzog, und kehrte endlich erst monatelang nach Beendigung des Krieges aus Texas mit dem Regiment zurück. Beide Brüder genießen geringe Pensionen seither. Hier assoziierte sich Fritz mit einem jungen Mann und übernahm mit demselben eine Apotheke in Fond du lac, wozu ich demselben als Darlehen eine ansehnliche Geldunterstützung gab, da er in seiner Gutmütigkeit den größten Teil seiner Ersparnisse an Kameraden verliehen hatte, um solche nie wieder zu erhalten. Die jungen Leute verstanden das Geschäft nicht und daneben traten schlechte Zeiten ein. Sie machten bankrott und verloren alles, ich zugleich meinen Vorschuß und hatte noch Ehrenschulden für Fritz zu zahlen. Dieser ging hierauf nach dem westlichen Minnesota, kaufte dort eine Farm, wozu ich und seine Brüder das Geld verschafften, welches ich letzteren seitdem zurückerstattete. Fritz zarte Gesundheit konnte die harte Feldarbeit nicht vertragen. Zum Glück wurde er zum Aucktor der obersten Verwaltungsbeamten seines Country gewählt für die Dauer von zwei Jahren, was seitdem nun zum dritten Male stattfand, ein Beweis von Achtung und Vertrauen, welche er dort genießt. Die große Farm hat er mit