Platjenwerbe Nr.33

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2005 - Originalaufnahme digital geändert

Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Osterholz > Platjenwerbe

1875 Ur-Kataster




Einleitung

Platjenwerbe Nr.33, Hof in Platjenwerbe, jetzt Gemeinde Ritterhude, Kreis Osterholz, Niedersachsen.
Adresse: Auf dem Kamp. Lage auf der Höfekarte anzeigen.


Geschichte des Hofes

Allgmeines

Auf dieser Hofstelle wurde im 18. und 19. Jahrhundert neben der Landwirtschaft eine Stellmacherei betrieben - eine weitere gab es laut Katharina Oehlschläger seit 1745 auf der Hofstelle Nr. 31 Seedorf/Oehlschläger.

In einem Hauptbuch des Stellmachermeisters Hermann Köster von 1907 sind alle in Rechnung zu stellenden oder gestellten Leistungen präzise mit Inkassovermerk aufgeführt. Dieses Buch gibt Auskunft über den Arbeitsumfang in einem Stell- oder Radmacherbetrieb zu dieser Zeit sowie über den Bedarf der Dorfbevölkerung. Die häufigsten Posten sind Kleinteile, wie sie neben den Landwirten und anderen Handwerkern jeder Einwohner benötigt: Hammer-, Beil-, Axt-, Forken-, Harken- und Spatenstiele sowie Leitern, Wagenbretter und -schotten, Sitzbretter, Lang- und Kurzbäume (zum Festzurren von Heu und Stroh auf den Erntewagen). Sehr häufig werden auch auf wendigere Teile gefertigt, die einem gewissen Verschleiß unterliegen, wie Karren- und Wagenräder (einzeln, paarweise oder als kompletter Vierersatz).

Noch häufiger war die Reparatur von Karren- und Wagenräderna aller Art, das Auswechseln von Speichen und das Aufziehen von Eisenfelgen auf Räder.

Auch für die Dampfziegelei Glindberg wurden Ersatzteile gefertigt, z. B. das Drechseln von Ventilgriffen und auch die Lieferung von Steinkarren war ein gutes Geschäft

Größere Aufträge waren zwar eher selten, sollen aber hier genannt werden:

1 Ackerwagen an Bauer Voller in Holthorst (100 Mk)
2 Ackerwagen mit Bremse (je 108 Mk) und 1 Zweispänner-Ackerwagen (90 Mk) kaufte Ahlers in Stubben
1 starker Handwagen (50 Mk) ging wieder an Voller in Holthorst
1 Jauchewagen (60 Mk) wurde an Baron Rothe am Holthorster Weg geliefert

Weiterhin gibt es viele eingetragene Posten, deren Bedeutung heute unbekannt ist.

Auch Dienstleistungen werden aufgeführt, vor allem Schraenken und Schärfen von Kerb- und Schrodtsägen. Oder Bäume absägen und zerkleinern, Dünger fahren, Garten pflügen und Kartoffeln setzen.

Die meisten Kunden waren aus dem Dorf oder in der näheren Umgebung ansässig, maximal bis Heilshorn, Ihlpohl, Vegesack, Grohn, Lesumbrok und Grambke.

Ab Ende 1913 erfolgen keine weiteren Eintragungen, jedoch wird das Buch ab 1938 bis 1944 als privates Haushaltseinnahmen- und ausgabenbuch geführt. Es finden sich Lohnposten für die Magd (30 Mk), die Lieferung von einem Schiff Torf (32 Mk) und Beiträge zur Pferdeversicherung.

Georg Köster erlernt ebenfalls von 1918 - 1921 bei seinem Vater das Handwerk des Stellmachers und übernimmt 1940 die Hofstelle, es ist jedoch nicht bekannt, ob er auch die Werkstatt weitergeführt hat.

Erwähnenswert ist in Zusammenhang mit dieser Hofstelle noch die sogenannte Dänenkuhle, die sich auf dem später Kösterschen Grund gegenüber der Schule befand, früher jedoch zur Meenheit Platjenwerber Heide gehörte. Dort fanden 1715 Kämpfe mit den einmarschierenden Dänen statt, bei denen 28 Dänen verstarben und auf dieser Weide begraben wurden.

Im November 2005 wurde das Köstersche Bauernhaus abgerissen, nachdem das umliegende, vormals zur Hofstelle gehörende Areal bereits bebaut worden war, um Platz für weitere Wohnhäuser zu schaffen.



Chronologische Dokumentation

1789 (Tobacks-Accise für das Dorf Platjenwerbe):
24. Claus Koster



1812 (Meiervertrag):
Abgleich und Erneuerung eines bestehenden Meiervertrages wegen Wechsels der Gutsherrschaft. Vorgefordert ist der Gutsmeier Johann Ernst, jetzt dessen von ihm geschiedene Ehefrau, geboren Köster, als jetzige Wirtin auf der Stelle zu Platjenwerbe Nro 10 Commune Lesum wohnhaft.
Die jährlich anfallenden Meiergefälle:

Erstens - An Zins zwey Thaler sechsund dreyßig Grote.
Zweitens - Ein Rauchhun in natura zu liefern, oder statt dessen wenn solches nicht verlangt wird dafür sechs Grote.
Drittens - Für Vergrößerung des Gartens achtzehn Grote.
Viertens - Für einen Platz dichte bei seinem Garten achtzehn Grote.
Fünftens - Wegen Vergrößerung seines Gartens zwölf Grote

alles in Cassamüntze.

Für die Meiersfrau Gesche Köster erschien deren Mutter Metta Kösters, gebohrene Jachens, welche die Richtigkeit der Angabe der Meiergefälle anerkannte, da solche mit den uns von der Comparentin vorgelegten Meierbriefe überein kam, und in Gemäßheit eben dieses Meierbriefes erklärte, daß folgende Ländereien zu der Meierstelle gehörten als

a) - ein Hausplatz und Garten von einen Viertel Einsaat groß, westlich mit mit Behrend Seedorf und östlich mit Dierk Ehlers benachbart ist.
Mit diesem Garten ist verbunden
b) - ein kleiner Kamp zwey Viertel Einsaat groß, benachbart auf die nehmliche Art wie der Garten.

Vorgelesen genehmigt, aufgefordert zur Unterschrift erklärte Comparentin nicht schreiben zu können.



1820-1846 (Langenholz-Theilung):
Im Verzeichnis der Gemeinheitsberechtigten Eingessenen der Dorfschaft Platjenwerbe sowie in einer späteren Aufstellung von Interessenten am Teilungsprozeß wird unter der Ordnungs-Nr. 7 Gefert Köster aufgeführt.
In den Abfindungstabellen ist schließlich vermerkt, was jeder Interessent wirklich aus der Gemeinheitsteilung erhalten hat. Unter der Ordnungsnummer 7 sind für Gevert Köster für dessen Schullenstich die folgenden Parzellen mit Charten-Nr. vergeben

1. Der Anschuß am Vorhofe 045
2. Auf dem Bördel 075
3. Im sogenannten Holze am großen Glindberge und der Aue 138
4. Bei dem Pilz an der Chaussee 195
5. Im kleinen Ostermoore 242



1852 (Einwohnerliste):
Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 10 vom 3. Dezember 1852, aufgenommen von Baumeister Hermann Kühlken aus Platjenwerbe:

Tagelöhner Gevert Köster (61), Ehefrau Anna (53), Sohn Tagelöhner Hinrich (24), Tochter Meta (19), Sohn Johann (16).



1864 (Einwohnerliste):
Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 33 vom 3. Dezember 1864, aufgenommen von dem Vorsteher Hinrich Seiden aus Platjenwerbe:

Schiffszimmermann Johann Köster (28), Ehefrau Margrethe (30), Tochter Anna (2), Tochter Margretha (1).



1874/75 (Grundsteuer):
Bei der Grundsteuerveranlagung sind in den Gemarkungsakten zum Ur-Kataster von Platjenwerbe für Platjenwerbe Nr. 33 dem Arbeiter Johann Köster folgende Flächen zugewiesen:

Blatt 1 Parzellen 19, 21, 22; Blatt 2 Parzellen 28, 29, 30, 31, 32, 33.



1934 (Grundbuch):
Die Geschäftsstelle des Anerbengerichts Lesum gibt Hermann Köster die Details der Hofstelle in der Erbhöferolle und Grundbuch Platjenwerbe bekannt. Zu diesem Anwesen gehören:
1/5 Hof Haus Nr. 33 in Platjenwerbe
Weiden in der Stubbener Heide, Ostermoor und Brundorfer Heide
Äcker im Pastorenkamp und vor Platjenwerbe in Lesum, sowie Stubbener Heide
in einer Gesamtgröße von ca. 10 ha.



2005 (Abbruch):
Im November wird das alte Bauernhaus abgerissen und damit Platz für mehrere neue Häuser geschaffen. Der Versuch, die auf dem Grundstück befindlichen, 70 - 110 Jahre alten Eichbäume zu erhalten, schlug fehl, Untersuchungen hatten ergeben, dass vier der acht Bäume krank waren und gefällt werden mußten, allerdings mit der Auflage, in der Straße vier neue Stieleichen zu pflanzen.


Geschlechterfolge

Jachens-Jachens

Gesche Jachens, verw. Raschen
* 1719 Platjenerbe
† 1791 Platjenwerbe

Tochter des Köthners Marten Jachens und Lehnke Haslop, beide aus Platjenwerbe. 1739 in I. Ehe verheiratet mit Gevert Raschen aus Platjenwerbe


oo 1751 Lesum


Henrich Jachens
* 1712 Stubben
† 1773 Platjenwerbe

Sohn des Baumanns Claus Jachens und Metje Ratjen, beide aus Stubben



Jachens-Köster

Metje Jachens
* 1752 Platjenwerbe
† 1824 Platjenwerbe


oo 1771 Lesum


Claus Köster
* 1741 bey Lesumstotel
† 1800 Platjenwerbe

Köthner, Landmann und Zimmermann in Platjenwerbe



Köster-Ernst

Gesche Köster
* 1772 Platjenwerbe
† 1826 Platjenwerbe


oo 1800 Lesum / vor 1812 geschieden


Johann Hinrich Ernst
*

gewesener Reiter im 1. Kurhannoverschen Kavallerie-Leibregiment



Köster-Bährje-Hashagen

Gevert Köster
* 1792 Platjenwerbe
† 1862 Platjenwerbe

Köthner und Schiffszimmermann in Platjenwerbe. Bruder von Gesche Köster


oo 1820 Lesum (I. Ehe)


Anna Margreta Bährje
* 1799 Heilshorn
† 1824 Platjenwerbe

Tochter von Martin und Margrete Cathrine Bärje, beide aus Heilshorn


oo 1824 Lesum


Anna Catharina Hashagen
* 1799 Stendorf
† 1862 Platjenwerbe

Tochter von Görd Hinrich Haßhagen aus Stendorf und Gesche Adelheid Hohorst aus Ritterhude


Köster-Bellmer

Johann Köster
* 1836 Platjenwerbe
† 1920 Platjenwerbe

Schiffszimmermann, Landmann (1904) und Kötner (1909)


oo 1861 Lesum


Margarethe Bellmer
* 1833 Habichthorst
† 1898 Platjenwerbe

Tochter des Baumanns Gevert Bellmer aus Habichthorst und Margrete Rebecca Bornbusch aus Lesumstotel

Laut Adressbuch aus 1904 und 1926 wohnt der Bruder und spätere Stellewirt Hermann Köster mit auf der Hofstelle



Köster-Murken

Familienphoto von um 1918

Hermann Köster
* 1869 Platjenwerbe
† 1945 Platjenwerbe durch Tiefflieger

Bürgermeister von Platjenwerbe
Laut Adressbuch Stellmacher (1904), Landwirt und Stellmacher (1928), Stellmacherei (1938)


oo 1897 Lesum


Anna Margaretha Murcken
* 1874 Ritterhude
† 1952 Platjenwerbe

Tochter von Faßbinder Hinrich Murcken und Anna Brünjes aus Ritterhude


Aus einer Niederschrift von Hermann Koch, Lehrer an der Schule in Platjenwerbe: Es war kurz vor Mittag, als ich (Hermann Koch) aus der Haustür schaute und an vielen Stellen Einschläge beobachten konnte. Unser Nachbar, der 72-jährige Hermann Köster, kam vom Schmied Friedrich Schrader und wollte nach Haus. Da die Granaten in immer kürzeren Abständen zu pfeifen begannen – ein sicheres Zeichen für den Einschlag in der Nähe – rief ich ihm zu, schnell ins Haus zu kommen. Doch er winkte ab und glaubte, die 250 m bis zu seinem Hause noch zurücklegen zu können. In diesem Augenblick, ich konnte noch gerade um die Ecke einer Innenwand springen, schlug eine Granate in unmittelbarer Nähe ein. Ein gewaltiges Krachen ließ uns alle aufschrecken. Als ich aus dem Keller , den ich noch erreicht hatte, empor stieg, sah ich, was geschehen war. Unser Schulhaus war voll von dickem Rauch, an den Flurschränken waren Löcher und gespaltene Holzteile, von Granatsplittern verursacht. Neben dem Schulhaus lag ein Birnbaum wie abgesägt am Boden und auf der Straße, direkt vor der Eingangstür zu unserer Wohnung war ein gewaltig großes Loch gerissen. Von unserem Nachbarn sah ich nichts. Bei näherer Umschau fand ich ein Portemonnaie und sah beim Öffnen einen Zettel darin mit dem Namen Hermann Köster. Ich ging hinüber zu seiner Frau und seinem Sohn und berichtete, was ich gesehen hatte. Mit seinem Sohn begab ich mich zurück und wir suchten die nähere Umgebung ab. Überall lagen Gliedmaße und andere Körperteile, die wir zusammensuchten und in eine Kiste legten. Am nächsten Tag brachten wir diese zum Lesumer Friedhof. Wegen des Beschusses konnten wir nicht die Straße von Platjenwerbe nach Lesum benutzen, sondern mußten über Ihlpohl fahren.



Köster-Meyerhoff

Georg Köster mit seinen Pferden, um 1960

Georg Johann Köster
* 1903 Platjenwerbe
† 1974 Platjenwerbe

Laut Adressbüchern Bahnarbeiter (1928), Landwirt und Beigeordneter (1938) und Ortsbauernführer


oo um 1930


Martha Wilhelmina Meyerhoff
* 1910 Schwanewede
† 2003 Schwanewede



Köster-Kent




Grabstein der Familie auf dem Lesumer Friedhof

Ergänzende Angaben

Internetlinks

Offizielle Internetseiten

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