Sankt Arnold/Clemenshafen

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Alte Hafengebäude

Die Geschichte von Clemenshafen

Kanalhafen

Mit dem Ausbau des Max-Clemens-Kanals wurde 1729 das Hafen- und Speditionsgebäude Clemenshafen errichtet. Hier wohnte ab 1731 nach Inbetriebnahme des Schiffsverkehrs auf dem Kanal ein Spediteur und Posthalter. Als 1771 der Kanal bis zur heutigen Bundesstraße zwischen Neuenkirchen und Wettringen ausgebaut war und dort der Endhafen Maxhafen entstand, wurde Clemenshafen als Hafen- und Speditionsgebäude nicht mehr genutzt.


Lagerbuch Amt Rheine 1769

Lagerbuch des Fürstbistums Münster 1769, Hausstatistik nach Hofgrößen, Pferdezahlen im Kirchspiel Rheine, Posthaus Clemenshaven

  • Anmerkung zur Tabelle:
    • 1) = Freye Häuser
    • 2) = Schatzbare Häuser
    • 3) = Summe der Häuser
    • 4) = Darinnen befinden sich
    • 5) = Einfache Schatzung
Städte
Kirchspiele
Bauerschaften
u.freye Häuser
1)
Klöster
u. Adelige
1)
geistl.,
priv.
2)
Vollerben
2)
½ Erben
2)
¼ Erben
2)
Kötter
2)
Brinksitzer
3)
Effectiv
3)
reduc. in
Vollerben
4)
Vorspann-
pferde,
Stück
4)
Stallung
f. Pferde
Stück
5)
Rtlr
5)
fl.
5)
Pf.
Kirchspiel
Rheine
Posthaus
Clemenshaven
am Ende des
Clemens
Kanals

fürstlich
. 1 . . . . . 1 1 . 8 . . .

Bei der Schatzung 1769 zählt 1 Reichstaler 28 Schillinge und 1 Schilling 12 Pfennig.

Postmeister


Vom Hafen zum Gut

Gut Clemenshafen um 1910 mit dem Pächter Drügemöller

Im Jahre 1815 schreibt der Feldvermesser Zurbrüggen in seinem Markenbericht über Clemenshafen als ein landesherrliches Etablissement, das in den letzten 60 Jahren verschiedene Zuschläge (Grundstücke) aus den Marken erhalten habe. Demnach wurde Clemenshafen nach 1871 eine landwirtschaftliche Hofstelle. Bis 1803 dürfte Clemenshafen der bischöflichen Hofkammer unterstellt gewesen sein. Es war also ein sogenannter Kammerkotten. Nach der Säkularisierung 1803 kam Clemenshafen in den Besitz des Herzogs von Looz-Corswarem. Bei der Aufteilung der großen Mark 1842, wird lt. Dorfchronik, erstmalig von einem Gut Clemenshafen gesprochen, das auch in der Großen Mark Nutzungsrechte besaß. Besitzer von Gut Clemenshafen war 1842 der Stadtrat und Bankier Heinrich von Olfers aus Münster. In einem Liegenschaftsbuch von 1830 wird der Herzog von Looz-Bentlage (um 1810 Looz-Corswarem) noch als Besitzer von Clemenshafen ausgewiesen. Das Besitztum Clemenshafen hatte 1830, laut dem erwähnten Liegenschaftsbuch, eine Größe von 96 Morgen. Zwischen 1830 und 1842 müsste dann von Olfers, wahrscheinlich durch Kauf, Besitzer von Clemenshafen geworden sein. In einer Einwohnerliste der Gemeinde Neuenkirchen von 1896 wird eine Helene von Olfers noch als Besitzerin geführt. Dies entspricht aber nicht ganz den Tatsachen, denn im Jahre 1892 wird in mehreren Dokumenten über einen Wald- und Flächenbrand in Clemenshafen ein Graf von Galen zu Hohenfeld bei Roxel als Besitzer genannt. Dieser Clemens Graf von Galen heiratete um 1890 die Besitzerin Helene (Hella) von Olfers (lt. Stadtarchiv Münster). Es muss eine Einheirat gewesen sein, denn Gut Hohenfeld in Roxel gehörte der Familie von Olfers. Im Jahr 1917 geht das fast 1000 Morgen große Gut (244 ha lt. Liegenschaftsbuch) in den Besitz der Freifrau Franziska Magdalena von Kerckering zu Borg bei Rinkerode über. Drei Jahr später verkauft die Freifrau das Gut an die Siedlungsgesellschaft Rote Erde.


Die Pächter von Gut Clemenshafen

In der so genannten Weddige-Hausnummern-Liste von 1780 taucht ein Holtwiesch als Pächter bzw. Verwalter von Clemenshafen Offlum 51 auf. Demnach könnte Holtwiesch nach der Aufgabe des Post- und Speditionsgebäudes 1771 der erste Pächter von Clemenshafen gewesen sein. Holtwiesch besaß auch ein Heuerhaus. Als Heuermann wird 1805 Hermann Fischer erwähnt, der es mit einem Löcke bewohnte. Als 1804 Holtwiesch starb, gab seine Frau noch im selben Jahr die Pachtung auf.

Neuer Pächter von Clemenshafen wurde Joan Henrich Köning aus Borghorst. Um 1835 heiratete Bernard Hermann Kiewe aus Neuenkirchen eine Tochter von Köning und wurde nach dem Tode seines Schwiegervaters Pächter von Clemenshafen. Nach dem Tode ihres Mannes 1853 heiratete die Witwe in zweiter Ehe Joan Albert Hügemann aus Roxel. Da beide, Kiewe und Hügemann, in die Pächterfamilie Köning einheirateten, führten sie in ihrem Namen den Zusatz genannt Köning. Um 1880 heiratete Hubert Theiselmann aus Emsdetten eine Tochter von Hügemann und wurde anschließend Pächter. Auch bei Theiselmann hieß es, genannt Köning. Theiselmann starb 1897 und seine Frau führte als Witwe den Pachthof weiter bis 1908.


Hundertjährige Schankwirtschaft

Die Witwe Theiselmann (geb. Hügemann) stellte 1898 einen Antrag auf eine Wirtschaftskonzession (Schankerlaubnis) auf ihren Namen. Bisherige Inhaberin der Schankkonzession war ihre Mutter im Alter von 87 Jahren. Aus diesem Grunde musste ein Antrag auf Übertragung der Konzession gestellt werden. In diesem Antrag erwähnt die Witwe Theiselmann, dass Clemenshafen schon seit mehr als 100 Jahren eine Schankwirtschaft gewesen sei. Demnach könnte der Pächter Holtwiesch schon vor 1800 auf Clemenshafen eine Gastwirtschaft betrieben haben. Die Schankkonzession auf ihren Namen wurde der Witwe gewährt. Die Betreiber der Gastwirtschaft Clemenshafen besaßen allerdings nur eine eingeschränkte Konzession. Das heißt, sie durften keinen Branntwein ausschenken. Die volle Konzession mit Branntweinausschank erhielt erst der spätere Besitzer Ostermann.

Im Jahre 1908 kündigte die damalige Besitzerin Witwe Gräfin von Galen den Pachtvertrag für die 52- jährige Ww. Theiselmann. Die Witwe versuchte kurz danach ein Grundstück ganz in der Nähe von Clemenshafen zu erwerben und in dem noch zu errichtenden Haus die Erlaubnis zum Betrieb einer Gastwirtschaft zu erhalten. Dies wurde aber vom zuständigen Landratsamt abgelehnt und der Grundstückskauf wurde nicht getätigt.


Clemenshafen nach 1900

Clemenshafen 1935

Neuer Pächter von Clemenshafen Dorfbauerschaft 38 (bis 1896 Offlum 51) wurde ein Bernhard Drügemöller aus Versmold. Die Gräfin beantragte für ihren neuen Pächter gleichzeitig eine Wirtschaftskonzession, die aber vom Landratsamt abgelehnt wurde. Erwähnt wird in diesem Antrag, dass in der Vergangenheit einige zwielichtige Leute, die der Wilddieberei nicht fern standen in Clemenshafen Unterschlupf gefunden hätten. Der neue Pächter aber verpflichte sich in Zukunft nur anständige Personen, die einen guten Leumund hätten zu bewirten und unterzubringen. Vielleicht waren diese negativen Vorkommnisse in der Vergangenheit ein Hauptgrund für die Ablehnung. Hinzu kam das Heckmann im Jahre 1908 die Schankerlaubnis erhielt. Drügemöller stellte dann bis 1910 persönlich mehrmals neue Anträge, die aber immer wieder abgelehnt wurden. Als dann das Verwaltungsgericht in Münster über seinen letzten Antrag entscheiden sollte und man ihm zu verstehen gab, dass er keine Chance hätte und mit hohen Prozesskosten rechnen müsste, zog er seinen Antrag zurück. Somit dürfte Clemenshafen von 1908 bis 1926 (Ostermann) keine Gastwirtschaft gewesen sein. Drügemöller war mindestens bis 1919 Pächter von Clemenshafen.

Ab 1919 bzw. 1920 war angeblich, laut mündlicher Überlieferung, ein König Pächter von Clemenshafen. Dieser kam gebürtig aus Ladbergen, wohnte vorher in Wettringen und bewirtschaftete anschließend Clemenshafen bis September 1922. Besitzer von dem Gut Clemenshafen war ab 1920 die Siedlungsgesellschaft Rote Erde mit Sitz in Münster.


Ostermann wird Besitzer von Clemenshafen

Im Oktober 1922 pachtete Alfons Ostermann Clemenshafen von der Siedlungsgesellschaft Roten Erde. Alfons Ostermann, gebürtig aus Nordkirchen, war verheiratet mit Josefia Arens aus Bälksen. Er war bis Herbst 1922 Pächter eines Kottens in der Nähe von Hattingen. Ostermann erhielt 1926 die Schankerlaubnis. Die Brauerei Rolinck lieferte Ostermann im Jahre 1926 einen Kühlschrank für 50 Flaschen Bier (lt. Archiv Fa. Rolinck). Im Jahre 1927 kaufte Ostermann dann Clemenshafen von der Siedlungsgesellschaft Rote Erde und wurde Besitzer.

Das Gut hatte 1927 nur noch eine Größe von 117 Morgen. Die übrigen Flächen, im Volksmund Olfers Tannen genannt, waren vorher schon von der Roten Erde an Siedlungswillige verkauft worden. Um den Hof halten zu können, hat Ostermann schon früh einen Teil der Flächen verkaufen müssen. Die heutige Besitzfläche ist etwa 60 Morgen groß und an die umliegenden Nachbarn verpachtet.

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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