Schulen in Memel

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<<< Memel

Schulen

Altstädtische Knaben-Mittelschule

Altstädtische Knabenschule in der Thomasstraße.

Die Schule befand sich vorher in der Fischerstraße und wurde 1851 auf einem Teil des Reformierten Friedhofs untergebracht.

Thomasstraße 21-24, geräumige Aula, Werkraum für Holzarbeiten einschließlich Hobel- und Drehbänken, Fachräume für Zeichen- und Papparbeiten, Physik, Chemie, Maschinenschreiben









Luisen-Gymnasium

Luisengymnasium, Neuer Park

Memel Königliches Luisen Gymnasium.jpg

Jubiläum 1941
Abitur 1932. Hintere Reihe rechts: Moses Ellert
Schülern des Luisen-Gymnasiums Memel vor 1939, Abituriumsjahrgang, erkennbar an den "Stürmern". In dem Schild der Stürmer sind jeweils die Anfangsbuchstaben des Abiturienten eingestickt.
Schüler des Luisen-Gymnasiums Memel (Jahrgang ?)

Töpferstraße 26/ Neuer Park, gelber Backsteinbau mit Turnhalle, schattiger Schulhof unter den Bäumen des alten Friedhofs

  • Das Luisengymnasium war ein humanistisches Gymnasium für Knaben und wurde 1860 gegründet. "Die Lateinschule oder Große Schule entstand wahrscheinlich schon während der Reformation. Diese lateinische Kirchschule besaß zunächst nur drei Klassen. Nach einer Neuorganisation erhielt sie 1816 vier Klassen ... 1826 wurde eine fünfte Klasse als Vorbereitungsklasse angefügt. 1827 wurde die Tertia in Ober- und Unterteria geteilt. Die Anstalt war damals Progymnasium, führte also noch nicht zum Abitur. Der Lateinunterricht hatte die Führerrolle unter den Fächern. Ab 1826 kam das Griechische hinzu. 1830 wurde Französisch eingeführt. In der Folgezeit entwickelte sich die höhere Bürgerschule jedoch mehr zur Realschule. Ihr Zeugnis berechtigte zu einjährig-freiwilligen Militärdienst. Von den 95 preußischen Bürgerschulen erhielten 18 das Recht, ihre Schüler auf die Königliche Bauakademie zu schicken, darunter auch die Memel Anstalt.

Die Schule brannte 1854 ab und wurde 1856 neben der noch in Trümmern liegenden Johanniskirche an der Thomasstraße neu erbaut. 1860 wurde die Bürgerschule in ein Gymnasium umgewandelt, das 1888 verstaatlicht wurde. Am 1.4.1891 konnte das neue Schulgebäude am Neuen Park bezogen werden. 1914 war die Umstellung des Gymnasiums nach Frankfurter System beendet. Ab 1824 wurde das Litauische als Pflichtfach eingeführt. 1923 wurde das Französische durch das Englische abgelöst. [1]

  • Direktoren seit 1882:
  • Dr. Eduard Küsel
  • Dr. Heinrich Becker
  • Franz Scharffetter
  • Lehrer
  • Herr Gesinski Geographie und Sport
  • Herr Belgardt, Lehrer und Kaufmann, Englisch
  • Gerr Huber aus Bayern, Litauisch (aus Erinnerungen Israel Behr)


Memeler Dampfboot vom 05.03.1937

Reifeprüfung am Luisengymnasium.

Am Mittwoch fand im Luisengymnasium die Reifeprüfung statt. Es haben die nachstehenden Studenten die Prüfung bestanden: M. Isaak, G. Landau, W. Mikschewitz, B. Redetzki, J. Reischies, H. Scharffetter, W. Szardenings, F.W. Taureg, Ch. Treichler, M. Widokler und F. v. Zaborowsky.


Auguste-Viktoria-Lyzeum Memel

Parkstraße

Auguste-Viktoria-Lyzeum
Auguste-Viktoria-Lyzeum, Abiturjahrgang vor 1940, Lehrer: Studienrat Erich Szillis
Abitur vor 1940
Abitur 1932

Töchterschule ab 1806

Friedrich-Wilhelm-Straße - Ecke Kehrwiederstraße

"Erst seit 1806 gab es in Memel eine Obertöchterschule „für die Töchter der Honoratioren, die eine höhere Bildung suchen, als sie in den Elementarschulen gefunden werden kann". Sie bestand aus einer einzigen Klasse und wurde 1809 von 14 Schülerinnen besucht. Erwähnt wurde diese Privatschule, in der Lehrer der Oberknabenschule nebenamtlich unterrichteten, im Erläuterungsprotokoll zum Etat der Lehrer und Lehrerinnen in der Ober-Knaben- und Mädchenschule: Es war dies der erste Etat, der nach der neuen Städteordnung von Superintendent Sprengel am 21. 8. 1899 vorgelegt wurde. Die einzige Klasse war in zwei Abteilungen gegliedert, in der die Mädchen nach ihren Fähigkeiten saßen. Mit der Einführung der Stein´schen Städteordnung nahm der immer wieder diskutierte Plan, eine städtische Höhere Töchterschule zu errichten, ein weiteres Mal Gestalt an. Nach einem ausführlichen Bericht vom 12.12.1811 sollte die Stadtschule für höhere Töchter zwei Klassen mit je 50-75 Schülerinnen haben, für die man zwei Lehrerinnen anstellen wollte. Man war sich auch bereits über den finanziellen Aufwand einig: die erste Lehrerin sollte 400, die zweite 300 Taler Jahresgehalt bekommen. Der Lehrplan sollte einen dreijährigen Kurs enthalten und seinen Schwerpunkt auf die Erziehung zu tüchtigen Hausfrauen legen. Wissenschaftliche Kenntnisse waren dagegen nicht besonders wichtig. Aber auch dieser Plan -der dritte seiner Art- blieb in den schweren Zeiten nach der Niederlage Preußens bloßes Papier. 1812 ging sogar die Privatschule ein, weil man ihr die Mitbenutzung der Räume der Lateinschule versagte.

1813 erklärten sich vier weiter Lehrer bereit, nebenamtlich an der Töchterschule zu unterrichten und stellten Pläne für die Fächer Religion, Deutsch, Geschichte, Geografie, Naturlehre und Handarbeit auf. Besonders das Lernziel, die Mädchen "sollten einen deutschen Brief möglichst fehlerfrei schreiben und etwas französisch parlieren können" wurde von der Regierung abgelehnt: „Da in der Anstalt zunächst deutsche Gattinnen und deutsche Mütter gebildet werden sollen, so ist der Unterricht in der französischen Sprache auch nicht notwendig und kann höchstens den Privatstunden überlassen bleiben."

"Am 5. Juni 1826 eröffnete der Direktor der Lateinschule, Ulrich, in seiner Wohnung eine Mädchenschule, in der er und seine Lehrkräfte in vier Abteilungen unterrichteten. Diese Schule wurde am 16. 2. 1830 durch die Stadt übernommen und zog mit vier Klassen in das Sternbergsche Haus in der Marktstraße 30, das die Stadt zu diesem Zweck angemietet hatte. Dieses Haus ging übrigens später an eine Erbengemeinschaft König über; neben der Kaufmannswitwe E. König wohnte hier auch Buchdruckereibesitzer Wilhelm Siebert.

Mit der Übernahme der Ulrichschen Schule durch die Stadt vollzog sich die Vereinigung von Elementar- und höherer Schule. Die 4. Klasse war Elementarklasse, die 3. Übergangsklasse und die beiden 1. Klassen dienten der eigentlichen Höheren Töchterschule. Ebenso wichtig wie diese Gliederung war eine Festigung des Lehrplanes: Deutsch, Französisch und Geographie erhielten eine größere Stundenzahl. Der Zeichenunterricht wurde besonders gut bedacht. Handarbeiten wurden obligatorisch, während die Naturkunde in den Hintergrund gedrängt blieb.

Der Lehrplan von 1831/32 sah den Beginn des Französischunterrichts schon für die 4. Klasse vor. Weitere Verbesserungen enthielt der Lehrplan, den Direktor Piper, Leiter der Höheren Bürgerschule, 1832 vorlegte, aber auch er bewies, wie gering noch immer die Anforderungen waren, die man an Mädchen zu stellen wagte. In der 2. Klasse sollte wöchentlich ein Aufsatz geschrieben werden, und erst in der 1. Klasse sollten die Schülerinnen mit der Lektüre von Klassikern beginnen. Das Französische förderte man bis zur Kenntnis der unregelmäßigen Verben. Grammatik wurde nur wenig betrieben. Ziel waren einfache Kenntnisse für die Praxis. Da man mit fünf Wochenstunden nicht auskam, wurden Geographiestunden für die französische Sprache zweckentfremdet. Das notdürftigste Wissen in Erdkunde und Geschichte hielt man für ausreichend."

1858 wurde ein 5. Schuljahr eingerichtet und ein Umzug in die Friedrich Wilhelm-Straße erfolgte. 1865 gab es 237 Schülerinnen. Die Revision durch die Schulräte fiel nicht immer gut aus, und die Regierung begrüßte den Plan, auf den Englischunterricht zu verzichten. Einen Rückschritt brachte das staatliche Eingreifen in die Mädchenbildung 1870, indem das Niveau auf das der Elementarschulen gesenkt wurde. 1883 wurde dann auch Englisch als Fach zugelassen. Turnen wurde im Schuljahr 1883/84 als Wahlfach gegeben und als 1884 die Städtische Turnhalle erbaut worden war, wurde auch für Mädchen das Turnen zum Pflichtfach erhoben. Ab 1873 verweilten die Schülerinnen insgesamt acht Jahre in der Schule, 1882 neun Jahre. "Ein neuer Lehrplan kam 1894, aber auch dieser änderte nichts an der Überladung mit Gedächtnisstoff und verfrühter Darbietung von Zusammenhängen, die noch nicht durchschaut und verarbeitet werden konnten. Eine gründliche Neuordnung des Mädchenschulwesens und damit auch einen neuen, vernünftigeren Lehrplan brachte das Jahr 1908. In Memel wurde erstmalig 1910/ 11 nach diesem Plan unterrichtet."

"1844 meldeten sich die ersten beiden Memeler Entlassschülerinnen zur Lehramtsprüfung und bestanden sie mit Glanz. Als Lehrerinnen wurden sie jedoch nicht angestellt, man ließ sie nur für Erzieherinstellen zu. Bis 1886 hatten sich die Absolventinnen in Königsberg einer Prüfungskommission zu stellen, wenn sie das Lehramtsexamen ablegen wollten. Ab 1887 durfte die Anstalt selbst die Lehramtsprüfung abnehmen und war damit zu einer Art Lehrerinnenseminar geworden. Erst 1909 erfolgte die Anerkennung der Schule als höhere Lehranstalt. 1853 hatten die ersten sechs Memeler Jungen die Reifeprüfung ablegen dürfen. Bei den Mädchen mußten mehr als fünfzig weitere Jahre vergehen, bis sie das Abitur für würdig erachtet wurden. 1912 erfolgte der Umzug in die Parkstraße, und erst hier begannen Mädchen, nach dem Abitur der Universität zuzustreben. 1924 wurde an die fünf letzten Bewerberinnen das Lehramtszeugnis ausgeteilt. Damit hatte die Schule als Seminar ausgedient."

  • Quelle: Memeler Dampfboot 7/1979 S.103

Auguste-Viktoria-Lyzeum ab 1912

Parkstraße 13-15, modern, musterhaft, große Turnhalle, feierliche Aula, breite Flure, helle Klassenräume, Lehrküche

"1909 wurde die Schule als höhere Lehranstalt anerkannt. 1912 bezog sie den musterhaften Neubau in der Parkstraße, der heute noch vorhanden ist. Da immer mehr Absolventinnen der Universität und immer weniger dem Seminar zustrebten, erhielten 1924 die letzten fünf Bewerberinnen das Lehramtszeugnis. Damit hatte das Seminar zu bestehen aufgehört. Weiter bestand aber die Auguste-Viktoria-Schule als Lyzeum, also als Mädchen-Oberrealschule. Die Auguste-Viktoria-Schule war mit einem Lehrerinnen-Seminar und einer Haushaltungsschule ("Klopsakademie") verbunden.

"Die Schule stellt den modernsten deutschen Schulbau dar und trägt in weitgehendster Weise allen Anforderungen des heutigen Schulgesundheitswesens Rechnung". Sie verfügt über "Centralheizung, automatische Temperaturregelung, centrale Lüftung, Entstäubungsanlage".

  • Quelle: Kurschat, Heinrich A.: Das Buch vom Memelland, Siebert Oldenburg 1968,S.488
  • Letzte Direktoren:
  • Dr. Karl Schmidt
  • Hans Lobsien

Vytautas-Gymnasium

Simon-Dach-Straße 11-15

  • "1923 gründeten die Litauer ein eigenes Gymnasium in Memel. Es erhielt unter dem Namen Vytautasgymnasium ein neues Gebäude an der Simon-Dach-Straße, in dem 1938 in 15 Klassen 489 Schüler unterrichtet wurden. Die Anstalt war nach russischem Vorbild achtklassig und entsprach etwa einer deutschen Mittelschule. ... Dem Memeler Vytautasgymnasium wurde in den dreißiger Jahren eine private Aufbauschule für den litauischen Lehrernachwuchs angegliedert. " [2]
  • Schüler: Petereit, Wilhelm (lituanisiert Peteraitis, Vilius)

Staatliches Lehrer-Seminar zu Memel/ Oberschule für Jungen (Aufbauform)

Lehrerseminar Memel
Lehrerseminar Memel, Schüler 1925, Stehende Reihe: Mitte mit Geigenbogen: Erich Szillis

Bahnhofstraße 12

Die erste Memeler Präparandenanstalt wurde 1900 im Hause der Navigationsschule in Bommelsvitte eröffnet, nachdem die Navigationsschule 1898 aufgelöst worden war. In dreijährigen Lehrgängen wurden Volksschüler für die Lehrerseminare vorbereitet. Das Memeler Lehrerseminar bestand seit 1905 in der Libauer Straße 36, wo es sehr beengt war. Im Jahre 1908 wurde das großzügige Seminargebäude an der Bahnhofstraße fertig. Dorthin zog 1913 auch die Präparandenanstalt. Beide Lehranstalten waren staatlich. Nach den Quellen handelt es sich um das "großartige Lehrerseminar", das sich "in vortrefflicher Lage zwischen Bahnhof und Schützengarten" in der Bahnhofstraße befindet.

Aus dem Amtsblatt, Anzeige

Nach 1921 wurden in Deutschland die Lehrerseminare aufgehoben, in Memel musste aber nach der Okkupation durch Litauen das Lehrerseminar erhalten bleiben, weil es den Lehrernachwuchs für Volksschulen ausbildete. Ihm war die Aufbauschule mit vier Klassen für begabte Schülerinnen und Schüler angegliedert. Sie führte zum Abitur. Die Aufbauschule und das Lehrerseminar unterstanden der Schulabteilung des Landesdirektoriums.

Das Lehrerseminar nahm 14-jährige Volksschulabgänger auf. Besonders Jungen der unteren Schichten (meist baltischer Herkunft, denn litauischsprachige Lehrer wurden dringend gebraucht) erhielten so eine Chance zum gesellschaftlichen Aufstieg. Die Ausbildung zum Volksschullehrer und Kantor auf der "Präparandie" dauerte sechs Jahre und umfasste folgenden Fächerkanon: Pädagogik, Religion, Deutsch, Litauisch, Französisch, Geschichte, Mathematik, Naturkunde, Erdkunde, Musik (Gesang, Violine, Theorie, Orgel). Ebenfalls wurden bewertet: Lehrproben, Führung und Fleiß. Mit dem Abschlusszeugnis war man nicht nur Volksschullehrer und Kantor sondern erhielt gleichzeitig die Hochschulreife, die zum Studium in Königsberg oder anderswo berechtigte.

Nach der Rückgliederung des Memelgebiets im Jahre 1939 wurde die Aufbauschule aufgelöst. Die letzten beiden Klassen kamen 1942 zum Gymnasium. 1943 wurde Dr. Plehwe ins Reich versetzt. Das Lehrerseminar wurde in ein Pädagogisches Institut umgewandelt, dem eine Oberschule im Aufbau für Jungen angegliedert wurde. Leiter wurde Uplegger, ein Reichsdeutscher.

  • Schulleiter: Plehwe (deutsch orientierte Gesinnung)
  • Seminarleiter: Krukis (litauisch orientierte Gesinnung)


Auf der Seminar-Übungsschule in Memel

"Am ersten Schultag, kaum dass man mir meine Sitzbank zugewiesen hatte, nachdem alle Formalitäten erledigt waren, erhielt ich auch schon die erste kalte Dusche. Einer der Oberlehrer, oder war es gar der Direktor gewesen, sprach mich auf litauisch an, was mich dazu bewog, ihm klar zu machen, dass ich kein Wort verstand. ... Der Herr Oberlehrer bequemte sich aber dann doch, mich in meiner Landessprache zu befragen: Woher? Was weißt du? Was kannst du? Und ob wenigstens meine Eltern litauisch sprechen könnten, was ich mit kaum zu verbergendem Stolz verneinte. ... Mit den Paukern kam ich ganz gut zurecht, nur mit der uns aufgezwungenen litauischen Sprache stand ich nach wie vor auf Kriegsfuß. Was Wunder, dass die Hausaufgaben dementsprechend oft mehr rote als blaue Tinte aufwiesen, denn niemand im häuslichen Kreis konnte mir bei dieser Arbeit helfen. ... Und noch ein Problem hatten wir Jungs von der Seminar-Übungsschule in den Pausen. In den unteren Räumen unseres Schulgebäudes waren nämlich einige Klassen des Vietautas-Gymnasium untergebracht. ... Nun trug es sich, dass wir mit den Burschen des Gymnasiums häufig in Streit gerieten, es kam zu Rangeleien und manches Mal floss sogar Blut. In diesen Schlachten zogen die Vietauter meist den Kürzeren. Wir aber wurden, ob schuldig oder nicht, für die Aggressoren gehalten und wurden deshalb zum Nachsitzen oder Litauisch Pauken verdonnert. ... Auffällig war, dass wir außerhalb der Schule mit den Burschen auf sportlicher Basis gut, sogar freundschaftlich umgehen konnten, ... weil die litauischen Pauler nicht dabei waren, um als Scharfmacher die Vietauter aufzuheizen"

  • Quelle: Köhler, (Jonny) Wilhelm: Verlorene Heimat! Wiedergefunden -!-, Erinnerungen eines Memeler Bowke und Heydekrüger Lausbub von 1920 bis 1939, Lübeck 1999, S. 50f


Auf der Lehrerbildungsanstalt (LBA) in Memel

Auszug aus den Lebenserinnerungen von Alfred Neubacher

Am 31. März 1943 wurde ich aus der Volksschule in Saugen entlassen. Auf Vorschlag meines Lehrers Albert Koeckstadt meldeten mich meine Eltern beim Regierungspräsidenten zur Aufnahme in eine Lehrerbildungsanstalt an. Lehrerbildungsanstalten waren im Dritten Reich pädagogische Lehranstalten zum Erwerb der Lehrbefähigung an Volks- bzw. Mittelschulen (heute Realschulen). Nach dem Volksschulabschluss schloss sich eine vierjährige Ausbildung mit Fachabitur an. Die Ausbildung bezog sich ganz gezielt auf den Lehrerberuf und hatte im Lehrplan auch nur eine Fremdsprache (Englisch). Die Schüler waren internatsmäßig untergebracht und hatten sich einer strengen Hausordnung zu unterziehen.

Am 10. Mai 1943 brachte mich mein Vater zur Einschulung nach Memel. Die LBA war im ehemaligen Lehrerseminar direkt am Bahnhof untergebracht. Ein großer Backsteinbau, erbaut um 1900, empfing meinen Vater und mich. Im Schulbüro herrschte geschäftiges Treiben. Ich wurde der Klasse 1a zugeteilt. Nachdem die Anmeldeformalitäten erledigt waren, begleitete mich mein Vater noch in den großen Schlafsaal, der im 2. Stock des Seitenflügels lag. Dann verabschiedete er sich von mir, und ich war erstmals in meinem Leben auf mich selbst gestellt. Etwas wehmütig war mir der Abschied schon. Anschließend ging ich daran, meine Sachen in den mir zugewiesenen Schrank fein ordentlich einzuräumen. Dabei lernte ich meine Mitschüler kennen, die fast alle aus dem Regierungsbezirk Gumbinnen zu Hause waren. Jede neue Klasse erhielt einen älteren Mitschüler als Vertrauensmann, der die „Neuen“ in die Hausordnung einzuführen und zu begleiten hatte.

Am nächsten Morgen begann bereits der Unterricht. Wie lief denn nun so ein Schultag auf einer LBA ab? Um 6.15 Uhr wurde zum Aufstehen geblasen. Raus aus den Betten und Sportzeug an. Auf dem Schulhof wurde zum Frühsport angetreten. Zehn Minuten dauerte diese „Muntermacherphase“. Dann ging es im Laufschritt in den Waschsaal, anschließend anziehen und Bettenmachen. Um 7.00 Uhr hieß es dann Antreten zum Appell im Treppenhaus. Von Kopf bis Fuß musste alles in Ordnung sein. Waren die Haare schlecht gekämmt, die Fingernägel nicht sauber, ein Knopf an der Kleidung fehlte oder war nicht zugeknöpft, die Schuhe nicht geputzt usw. usw., dann konnte es Strafen geben, die sehr häufig mit einer Ausgangssperre geahndet wurden.


Mit einer Meldung an den diensthabenden Zugführer (die Lehrer wurden mit Zugführer, der Schulleiter oder Direktor mit Schulführer und wir Schüler als Jungmann' angesprochen) wurde der Appell beendet, und dann wurde klassenweise in den Speisesaal eingerückt. Jeder Tisch hatte eine feste Besetzung mit acht Plätzen. Bei den „Neuen“ war ein älterer Jungmann zugeteilt, der auf gute Tischmanieren zu achten hatte. Vor dem Mittagessen hatte ein Schüler einen Tischspruch zu sprechen, und nach dem Essen spielte eine kleine Hauskapelle einige beliebte Melodien. Danach gab es eine Ruhestunde. Das heißt, niemand durfte sich im Haus zwischen den einzelnen Räumen bewegen. Entweder man ruhte sich im Schlafsaal aus oder verhielt sich still im Arbeitsraum oder zog es vor, in frischer Luft auf dem Schulhof die Zeit zu verbringen. Dabei waren sogar sportliche Aktivitäten erlaubt, wenn sie keinen Lärm verursachten. Die Nachmittage waren ausgefüllt mit Schularbeiten, HJ-Dienst oder Ausgang. Im Haus gab es eine sogenannte Wache. Sie bestand, wenn ich mich recht erinnere, aus vier oder fünf Jungmannen, die bestimmte Ordnungsaufgaben auszuführen hatten. Dazu gehörten das morgendliche Wecken und der abendliche Zapfenstreich, aber auch das Hissen und Einholen der Fahne sowie den Unterrichtsbeginn und die Pausen einzuläuten. Nach vier Wochen durften wir unsere Lehrpersonen duzen. Zunächst war es für uns Jungmannen etwas gewöhnungs-bedürftig, aber schon bald hatten wir uns daran gewöhnt und sahen das „Du“ als ganz selbstverständlich an. Eins ist aber zu bemerken: Der Respekt vor unseren Lehrpersonen hat dadurch in keiner Weise gelitten. Allgemein ist zu sagen, dass auf ein vorbildliches Verhalten streng geachtet wurde, ob im Haus oder auf der Straße. Schließlich sollten wir ja auch eines Tages den Nachwuchs des deutschen Volkes ausbilden und damit Vorbilder sein.

Der Unterricht machte mir, mit Ausnahme eines Faches, keine Schwierigkeiten. Die Ausnahme war „Deutsch“, weil ich wegen einer Mittelohrentzündung 4 Wochen nicht am Unterricht teinehmen konnte und wegen der Krankheit schwer hören konnte . Meine liebsten Fächer waren Erdkunde, Geschichte und vor allem Sport. Wert legte man auch auf den Gesangs- und Instrumentalunterricht. So gehörte es sich, dass jeder Jungmann ein Musikinstrument zu erlernen hatte. Das Hauptinstrument war die Geige, aber auch Klavier, Cello, Trompete und weitere Instrumente konnten erlernt werden. Die Lehrkräfte für den Instrumentalbereich waren zum Teil Musiker des Stadttheaters. Auf diesem Gebiet lagen nicht unbedingt meine Stärken. So habe ich schlecht und recht etwas Geigespielen gelernt.

Zum musischen Lehrprogramm gehörte auch der regelmäßige Theaterbesuch des Memeler Stadttheaters. Noch im Winter 1944 konnten wir Aufführungen im Rahmen des Jugendtheaterrings Opern-, Operetten- und Schauspielaufführungen besuchen. Neben dem Schulbetrieb gehörte auch der Dienst in der Hitlerjugend zu den Pflichten. Die LBA bildete eine eigene Gefolgschaft im Bann Memel. Eine Gefolgschaft war um die 100 Hitlerjungen groß. Im Sommer standen besonders der Sport und die vormilitärische Ausbildung (Schießen und Geländedienst) auf dem Programm, während im Winter mehr die politische Schulung im Vordergrund stand.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors Alfred Neubacher


Memeler Dampfboot vom 24.02.1934

Prüfungen am Lehrerseminar

29 Seminarabiturienten haben die Prüfung bestanden

Die Prüfungen der Seminarabiturienten und Abiturientinnen am Memeler Lehrerseminar begannen am 31. Januar in schriftlichen Arbeiten. Die mündlichen Prüfungen dauerten von Montag, dem 19. bis Donnerstag, dem 22.Februar. Es haben insgesamt 29 Seminarabiturienten, darunter 14 Abiturientinnen, die Prüfung bestanden, und zwar: Rudolf Adomeit, Walter Bajohr, Liselotte Brandt, Bruno Burnowitz, Melitta Dombrowski, Gertrud Feist, Käte Gäde, Max Grikschat, Hans Hoffmann, Richard Jessat, Rich. Jurat, Hermann Kalwis, Marie Lakiszus, Johann Lehnhardt, Hildegard Kurschat, Gertrud Missullis, Willi Naujoks, Otto Niedre, Grete Pietsch, Grete Prischmann, Hans Prischmann, Hildegard und Verena Scharffetter, Ernst Schmidt, Martin Stimbra, Eugen Palloks, Gerda Tiedek, Ottilie Tietz, Margarete Wewezow.


Memeler Dampfboot vom 28.03.1936

Lehrerprüfungen am Memeler Seminar

Am Donnerstag nachmittag wurden die Prüfungen am Lehrerseminar in Memel beendet. Die schriftlichen Prüfungen dauerten vom 2. bis 7. März. Die mündliche Prüfung begann am Montag, dem 23. März. Die Prüfung haben sämtliche Lehramtskandidaten bestanden, und zwar die Kandidatinnen Conrad, Dehn, Lemke, Bekeschus, Pasenau, Redweik, Galinaitis, Smalejus, Vysocky, Batschausky, Kupffer, Behl und Kasten und die Kandidaten Karallus, Kiebranz, Steppath, Wirgenings, Waschkies, Steinbacher, Girts, Kalwies, Baschkies, Drescher, Laurus, Jonischkies, Uszpelkat, Wiegratz, Lilischkies und Bredies. Ein weiterer Kandidat, Makat, wurde vor der Prüfung krank und musste sich einer Operation unterziehen, so dass er an der Prüfung nicht teilnehmen konnte.


Navigationsschule

Navigationsschule
Holzstich der Navigationsschule um ca. 1859
(im Hintergrund li. der Leuchtturm)

Bommelsvitte

  • "Am 15.1.1829 wurde auf Verfügung der Regierung in Memel eine Schiffarts- oder Navigationsschule eröffnet, für die nach mancherlei Provisorien 1857/58 durch Maurermeister Wossing das stattliche Gebäude auf fiskalischem Terrain dicht am Haff und am Walgum errichtet wurde. Schiffskapitän David Kuhn war der Schulleiter, der Unterricht in Navigation sowie in englischer Sprache erteilte. Ballastinspektor Müller gab hier Zeichenunterricht. Die Schülerzahl wuchs von 25 (1832) auf 69 (1840), da bei den Memeler Reedereien ein ständiger Bedarf an Kapitänen und Steuerleuten bestand. ... Es gab zwei Prüfungen: eine für Seeschiffer, die andere für Steuermänner. Zeitweilig bestand sogar eine Navigationsvorbereitungsschule im gleichen Hause, die fast ausschließlich von der Vittener Jugend besucht wurde."

[3]

  • Schulleiter 1829: David Kuhn, Kapitän
  • Lehrer 1829: Müller, Ballastinspektor


1889 wurde die Navigationsschule aufgelöst.

Staatsbauschule

Die Staatsbauschule (ca. Anfang 1940er Jahre)

Schmelz, Spitzhuterstraße 12

Fachschule für Hoch- und Tiefbau mit Reichsbahnsonderklassen und Reichsbahninternat bei der Staatsbauschule.

  • Direktor: Dipl-Ing. Wilhelm Hertel
  • Lehrer: Baumann (Ingenieur), Leusch (Architekt), Kaup (Ingenieur), Fischer (Architekt), Rösler (Architekt), Bauach (Archichtekt), Fucks (Ingenieur), Schmitz (Ingenieur)
  • Geschäftszimmer: Frl. Rosarn
  • Hausmeister: Lange
  • Leiter: Reichsbahn — Dipl. Lehrer Rübler
  • Wirtschaftsbetrieb : Friedrich Balusa


Handelsschule Stark

Private Handelsschule Stark (Fräulein Stark und ihre Nichte -hell gekleidet- sitzen am Tisch.)

Alte Sorgen-Straße

Das Bild stammt aus den 1930iger Jahren. Das private Institut, vorwiegend für höhere Töchter, hatte eine große Bedeutung, zumal es derzeit keine kaufmännische Berufsschule gab.

  • Gründerin: Handelslehrerin Lina Stark
  • Mitarbeiterin an der Schule: Cilly Oppenheimer geb. Katz


Städtische Handelsschule

Lotsenstraße 1-3


Gewerbliche Berufsschule

Sattlerstraße 3c


Kaufmännische Berufsschule

Lotsenstraße 1-3


Berufsschule für Mädchen

Friedrich-Wilhelm-Straße 6-7


Ferdinandsplatzschule, später Rhesa-Schule

(Elementarschule (Volksschule), ab ca. 1939 Gewerbliche Berufsschule, umbenannt in Rhesa-Schule)
Sattlerstraße 3

Die Ferdinandsplatzschule war ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine Knabenschule, wurde später (vermutlich ab ca. 1939) zu einer Berufsschule, der Rhesa-Schule umgewandelt. Das Schulgebäude wurde im Krieg nicht zerstört und existiert noch. Zu Beginn der 1990er Jahre etablierten sich in dem Gebäude einige Handel treibende Firmen. Im Jahr 2009 waren diese nicht mehr zu finden, und es wurde begonnen, das Haus zu restaurieren. 2010 konnte man feststellen, dass man alle alten Klassenräume wiederhergestellt hatte.[4]



Friedrichsstädtische Volksschule

(Elementarschule (Volksschule)
Magazinstraße 12


Mädchen Mittelschule

Parkstraße 13-15


Städtische Jugend- und Musikschule

Alexanderstraße 13


Knabenschule Memel

Schulklasse einer Knabenschule aus Memel im Jahre 1926, wohl auf einem Ausflug auf die Nehrung. Erklärung siehe links. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.

1926

  • Stehende Reihe: 4. von rechts: Ernst Schimkus
  • Lehrer: unbekannt, vielleicht Marquard (?)

Weitere Ergänzungen sind erwünscht !Kontakt


Erklärung von Viktor Kittel: Es war eine Klasse einer damals sogenannten "Knaben-Volksschule". Das ist an den Schülermützen erkennbar, die sie tragen. Dunkelblaue Schirmmützen, bei denen durch Silberlitzen und seitlichen Sternen die jeweilige Klasse (das Schuljahr) ersichtlich war. Solche Mützen trugen die Schüler aller Knaben-Volksschulen und derer gab es mehrere in Memel. Die Mittelschüler trugen grüne Mützen und die Gymnasiasten solche in hellblau.


Kant-Schule

Kant-Schule

Kantstraße 9, musterhafte Turnhalle, breite mit grünem Linoleum ausgelegte Flure












Simon-Dach-Schule

Simon-Dach-Schule

Neuer Park, zentrale Mädchenschule













Sandwehrschule/ Katholische Stadtschule

Wiesenstraße 19


Jüdische Schule

Kehrwiederstraße 4

"1936 wurde eine jüdische Grundschule gebildet. Einer der ersten Schüler war mein Bruder Harry. Leider löste sich auch diese Schule im März 1939 selbst auf." (Memel war 1939 "judenfrei")


Landwirtschaftliche Winterschule

Litauische Kirchschule Memel

In einem, in der Registratur der litauischen Landkirche Memel erhaltenen Fascikel "Generalia Scholastica 1736-1816" werden 1737-1739 als im Kirchspiele Memel neu errichtete Schulen genannt außer der lithauischen Schule in Memel, bei welcher schon 1733 ein Schulmeister Peise stand.

1799 tritt im Schulverzeichnis an die Stelle der Litauischen Kirchschule Memel diejenige auf der Vitte, zuständig für Schulkinder von Vitte, Bommelsvitte und Mellneraggen. 1830 wird in Bommelsvitte eine zweite Schule gegründet.

Schule Bommelsvitte

Bommelsvitte 106


Ballastplatzschule

(auf alten Stadtplänen auch Ballastschule)
Schanzenstraße 4

Diese Schule gehörte zu Beginn zu dem Vorort von Memel, der Amtsvitte, und war dort eine sogenannte Elementarschule (Volksschule). In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Amtsvitte in die Stadt Memel eingemeindet und kam so zur Stadt. Zu dieser Zeit war die Ballastplatzschule eine reine Mädchenschule, während die Elemantarschule für die Knaben die Ferdinandsplatzschule war (siehe dort [1]). Später wurde sie wieder zu einer gemischten Schule; der Zeitpunkt der Umwandlung ist noch unbekannt.[5]

1926: Ballastplatzschule, Rektor: Walter Stumber (beurlaubt), Vertreter: Richard Meyer
1929: Vereinige Roßgarten- und Ballastplatzschule, Rektor: Richard Meyer
1935: Hilfsschule, Lehrer: Willy Skwirblies
1942: Hilfsschule, Lehrer: Karl Lunau

Das Gebäude der Ballastplatzschule existiert nicht mehr. Die Schule und das nähere Gebiet um sie herum wurde im Krieg zerstört und ist neu überbaut worden.

Foto und Lage der Schule siehe hier: [2], [3]


Schule Mellneraggen


Schule Janischken

Janischker Schule
Rektor
Max Szameitat

Schulstraße 1
Von der Dorfschule zur ausgebauten Anstalt
Der Name Max Szameitats ist mit der Volksschule des Memeler Stadtteils Janischken untrennbar verbunden.
Jenseits des Mühlenteichs gelegen, war die Janischker Schule zunächst dreiklassig und nahm die Kinder von Guts- und Fabrikarbeitern auf.

Mit dem Aufblühen der Stadt wurde eine grundlegende Erweiterung notwendig.
Zu der im Bild gezeigten alten Schule gesellte sich im Hof ein imponierender Neubau, der aus der Dorfschule eine ausgebaute Bildungsstaette werden ließ.


Schule Schmelz I

Mühlentorstraße 25


Schule Schmelz II


Schule Schmelz III

Diese Schule stand in der Mühlenstrasse Nr. 88. 1937 erhielt sie den Namen Pestalozzi-Schule.[4]


Quellen

  1. Kurschat, Heinrich A.: Das Buch vom Memelland, Siebert Oldenburg 1968, S. 487f
  2. Kurschat, Heinrich A.: Das Buch vom Memelland, Siebert Oldenburg 1968,S.489
  3. Kurschat, Heinrich A.: Das Buch vom Memelland, Siebert Oldenburg 1968, S.298
  4. Viktor Kittel, Sylt, aufgewachsen in Memel
  5. Viktor Kittel, Sylt, aufgewachsen in Memel