Steinkohlebergbau (Westfalen)

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Seit dem 19. Jahrhundert ist das Ruhrgebiet ein Einwanderungsland und von Wanderungsbewegungen berührt. Von den Wurzeln ihrer Heimat in Verbindung mit erlebter Industrialisierung wurden unsere Vorfahren im Ruhrgebiet geprägt, dazu gehörte besondes das Bergbau- u. Hüttenwesen...

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Einleitung

Der Steinkohlebergbau des Ruhrgebietes hatte seinen Anfang im Bergland südlich der Ruhr, wo die Kohleflöze bis an die Erdoberfläche kommen. So ist die Kohlegewinnung in Witten (Muttental) erstmals 1525 belegt.

Kohleversteuerung

  • 1580 Anspruch des Deutschordenskomturs zu Brackel, Johann up dem Berge, auf Befreiung seiner Kohlengrube vom Kohlezehnt.
  • 1640, 1651 Rentei Hörde: Berechnung der von Rentmeister Mascherell erhobenen Kohlezehnten und Bergwerksbrüchten (Strafgelder).
  • Aus der Zeit um 1795 ist eine Aufstellung erhalten, die aus dem Wilmsberg bei Kierspe gehauenen Kohlen von 1742 bis 1789 und daraus geleistete Kontributionen von 1733 bis 1795.

Kohlegrube bei Dortmund

  • 1596 erfolgte die Anlage der Kohlengrube "Am Dorney" im Kirchspiel Lütgendortmund durch Melchior van Delwig zu Dellwig.

Mutungen

  • 1646 erfolgte die Mutung bzw. Berechtigung für ein Kohlenbergwerk am Gatmerfelde (Gaetfelde) hinter Mackerhoff im Amt Bochum (märkischer Bergmeister Diederich von Diest) und Verkauf des Erbteils am Kohlenbergwerk durch Johann Hugo von Schüren an Johann Lichtfuß, Bürgermeister zu Steele.

Technik der Kohlegewinnung

Zuerst gruben die Bauern im Tagebau an den Berghängen und auf den Höhen zur Kohlegewinnung einfache Löcher in die Erde. Liefen diese voll Wasser, begann von neuem. Auf diese Weise entstanden muldenartige Vertiefungen, die Pingen.

Um tiefer liegende Kohlevorräte zu erreichen, begann man später Stollen in den Berg zu treiben. Stollen wurden anfänglich mit leichtem Gefälle aufwärts getrieben, so dass das laufend aus dem Gebirge anfallende Grubenwasser von selbst am Mundloch nach außen abfließen konnte.

Sich im Bereich der Talsohle befindende Kohle wurden anhand von sogenannten „Erbstollen“ erschlossen, welche nicht nur das Wasser der eigenen Zeche abführten, sondern auch das von anderen benachbarten Zechen (sie „erbten“ deren Wasser). Diese begannen am tiefsten Punkt der Gegend (Flussufer, z:B. die Ruhr) und verliefen leicht ansteigend in den Berg, so dass das Grubenwasser aller angeschlossenen Zechen wiederum von selbst am Mundloch abfließen konnte.

Die unterhalb des Niveaus eines Flusses (z.B. Ruhr) liegende Kohle war erst dann zum Abbau erreichbar, als leistungsfähige Dampfmaschinen zur Verfügung standen. Mit ihrer Hillfe konnte das anfallende Grubenwasser durch den Schacht an die Oberfläche zur Entsorgung gepumpt werden.

Tiefbauzeche

1832 entstand in Witten mit der Zeche Nachtigall die erste Tiefbauzeche südlich der Ruhr.

Zeche

Zeche war 1872 im Bergbau das einer Gewerkschaft (=Genossenschaft zum Grubenbetrieb) verliehene Feld, nebst den dazu gehörigen Grubengebäuden, aus 32 Teilen (den Zechenhellen) oder 128 Kuxen bestehend.

Der Gewerkschaft „Verlorener Posten“ wurde so am 11.11.1766 das Abbaurecht im Flöz Kreftenscheer verliehen. Diese Gesellschaft war einer der Vorläuferbetriebe der späteren Zeche Franziska auf dem Gelände des ehemaligen Hauses Witten im Muttental. Das Mundloch dieses Stollens befindet sich im Jahre 2010 in den Kellern des Grundstücks Ruhrstraße 95.

Kohleeinsatz zur Salzgewinnung

  • Aus der Zeit von 1604 – 1607 liegen Abrechnung des Rentmeisters zu Bevergern, Gerhard Volbier, und des Heinrich Oelrich über die im Salzwerk verwendeten Kohlen, so wie eine Kohlenrechnung des Johann Wessels über die Lieferung an die Saline Gottesgabe für den Marschall Alexander von Velen vor.

Ausfuhrgenehmigung

  • 1607 Verbot des Herzogs von Kleve, Kohlen aus der Grafschaft Mark auszuführen.
  • 1736 Zur Sicherung des Eigenbedarfs und der Einschränkung des Holzabbaus zur Holzkohlegewinnung wurde bei steigendem Bedarf im Herzogtum Westfalen jeweils eine Erlaubnis für die Ausfuhr von Kohlen verlangt.

1581: Streit wegen Kohletransport

Dekan und Kapitel des St. Severinsstifts zu Köln, die Priorin und Konvent zu Oelinghausen (Gem. Holzen, Kr. Arnsberg) und Adelige im Amt Balve klagten 1581 gegen die kurkölnischen Räte zu Arnsberg wegen unrechtmäßiger Belastung der Erben (z. T. auch Geistliche), Hausleute, Pächter und Kötter im Amt Balve. Die kurkölnischen Räte forderten nämlich zeitlich nicht fixierte Zusatzdienste: Sie sollten z. B. Kohlen holen und transportieren. Als die „coloni“ dies verweigerten, wurden sie gepfändet und verhaftet.

Gewerkenverein

Seit den 1820er Jahren entstanden im Ruhrbergbau wiederholt meist kurzlebige Gewerkenvereine. Versuche zur Schaffung einer eigenen Gewerkenkammer nach dem Vorbild der Handelskammern scheiterten hingegen. Mit dem Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund - kurz Bergbau-Verein genannt - konstituierte sich schließlich am 17.11.1858 schon recht früh ein dauerhafter Unternehmensverband.

Absatzförderung durch Bahntransport

Im Münsterschen Intelligenzblatt Nr. 16/1849 vom 19.01.1849 er schien eine Anzeige mit der Überschrift "Ruhr-Kohle": "Veranlaßt durch die Eröffnung der Bergisch-Märkischen-Eisenbahn, hat die Kohlezeche "Nachtigall" bei Witten auf hiesigen (Münster) Bahnhofe jetzt den Lagerplatz Nr. 1, woselbst die Kohlen durch den Schichtmeister ausgemessen werden. Die Zeche fördert blos Eine Sorte Kohlen, und bewährt sich solche als eine reine, feste, daher sparsam aber kräftig brennende Steinkohle, die den angenehmen Vorzug hat, sehr wenig Staub abzusetzen....."

Beschäftigung fremdsprachiger Arbeiter

Im 19. Jahrhundert zwang der Arbeitskräftemangel im Bergbau bereits zur Anwerbung und Zuwanderung fremdsprachiger Arbeiter auch aus dem Ausland, ab 1885 liegen bereits Übersetzungen der bergpolizeilichen Bestimmungen in die jeweilige Muttersprache vor.

Auf den Werken des Allgemeinen Knappschaftsvereins in Bochum waren 1907 beschäftigt:

  • 351.532 Arbeiter insgesamt, davon
    • 31.875 Ausländer
    • 130.079 Arbeiter aus den östlichen Provinzen, darunter
      • 85.000 Polen

Von 1893 bis 1908 stieg

  • die Gesamtbelegschaft um 128 %
  • die Zahl der Arbeiter aus den östlichen Provinzen um 231 %
  • die Zahl der Ausländer um 750 %
    • Quelle: Dr. Broesicke: Die Binnenwanderung im preußischen Staat (1907)

Museumstour im Muttental

Durch das Muttental führt eine Wandertour, die Geschichte, Kultur und Naturgenuss vereint. Hier liegt die Zeche Nachtigall, deren Entstehung bis um 1714 zurück reicht. Ein Besucherstollen ist Bestandteil eines sehenswerten Museums im Muttental.

Bibliografie

Weblinks

Geographische Kommission für Westfalen

Archiv