Ritterswalde, Kreis Neisse

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Regional > Ehemalige deutsche Gebiete > Schlesien > Regierungsbezirk Oppeln > Landkreis Neisse > Ritterswalde, Kreis Neisse


Allgemeine Information: Das Dorf Ritterswalde

Ritterswalde war eine Ortschaft im Regierungsbezirk Oppeln in Oberschlesien und zählt zu den ehemaligen deutschen Gebieten. Kreisstadt war die Stadt Neisse. Heute gehört Ritterswalde zu Polen, polnischer Name: Domaszkowice. Der Ort liegt im Powiat Nyski in der Woiwodschaft Opole.

  • Quelle: Texte zur allgemeinen Information und zu den Bewohnern mit freundlicher Genehmigung des Verlages: Franz-Christian Jarczyk: "Die Dörfer des Kreises Neisse", 3. Auflage 2012, Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes :e.V. Hildesheim

Lage

Ritterswalde liegt 10 km östlich von Neisse an der Straße über Neuland-Neunz, 200-240 m über NN. Das Ober- und das Niederdorf werden vom Dorfbach durchflossen, der aus dem Oppersdorfer Grund kommt und hinter Kaundorf von der Neiße aufgenommen wird. Die nächsten Eisenbahnstationen Kaufndorf (3 km) an der Strecke Neisse-Oppeln und Oppersdorf (5 km) an der Kreisbahn Neisse-Steinau, eine Poststelle war im Ort.

Zur Geschichte

Mehrere Funde aus der Alt-, Mittel- und Jungsteinzeit weisen auf eine frühe Besiedlung der Gegend hin. Das Dorf wurde sicherlich schon vor 1249 als rein deutsche Siedlung „auf grüner Wiese“ angelegt. 1253 wird es als „Ruckerswalde“ erstmals urkundich genannt, 1284 ist es unter den bekannten 65 Dörfern. Nach dem Lib. fund. (um 1300) besaß es 52 ½ große Huben, die für kleine lagen; von ihnen gehörten der Kirche 1 und dem Scholze 9 mit 1 Schenke du 3 Mühlen mit 3 Rädern.

Die Gemeinde

  • Ritterswalde (Bürgermeister 1935 und 1942: Edmund Siedlaczek) gehörte zum Amtsbezirk und Standesamt Oppersdorf und zum Gendarmerie-Amtsbereich Konradsdorf. Die Station der Grauen Schwestern war in Oppersdorf (gegründet 1917). Es gab im Ort einen Kriegerverein und eine Freiwillige Feuerwehr (Spritzenhaus 1924 gebaut).
  • Für 1651 nennen die Visitationsberichte der Breslauer Diözese einen Kirchschreiber, der sicherlich die Kinder unterrichtete. 1784 wird ein Schulmeisterhaus erwähnt, 1816/17 ein Neubau und 1836 eine Erweiterung. Das zweistöckige Gebäude stamt von 1910, das 1925 von 123 Kindern in 3 Klassen besucht wurde.
Unterricht gaben Hauptlehrer Paul Langer (1913-1934), Lehrerin Hedwig Tiffert (1920-1945), Lehrer Eberhard Gottschalk (1925-1934), Hauptlehrer Paul Knebel (1934-1945), Lehrer Georg Kromik (1934-1945).
  • Aus der Gemeinde gingen, soweit bekannt, die folgenden Priester hervor: Joseph Schmolze, Domvikar in Breslau, 1828 – ca. 1900; Dr. Carl Müller, Prof. am Matthaisgymnasium in Breslau, geb. 1840; P. Josef Rieger SVD, geb. 1888; Josef Neuber, 1886-1945, Pfarrer von Jauer, von Russen erschossen; P. Johannes Rieger SVD, geb. 1892; P. Joses Glatzel, SVD, geb. 1932; P. Gerhard Weisbrich SVD, geb. 1931, Heribert Langner, Sohn des Hauptlehrers Paul Langner, 1908-1948, Pfarrer von Drossen-Zielenzig; wurde 1945 von Russen in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht, weil er Frauen seiner Gemeinde Schutz gegeben hatte; weil er dort als Seelsorger wirkte, wurde er im Februar 1948 in einen mit Wasser gefüllten Keller gesperrt bis er umfiel und starb.
  • Die Gemeindeflur ist 1713 ha groß. Flurnamen sind: Buchengrund, das Elend, Erlengrund, Freigut Kaltenberg, Gärtnerplan, Gebrüche, das Goldmoor, halbe Hufe, Heringsteich, das Hinterfeld, die Hofestücke, Hofeweg, Kreuzwald (oder Mönchswald), Lönsteich, Mittelwiese, Nieder-Viehweg, Ober-Viehweg, Rother-Winkel, die Sambole, Schulacker, Sonnenberg, Staatswald (Warthe), Thannwald, die Teiche, die Tonteiche, Vorderfeld. Früher bestand eine rittermäßige Scholtisei. Das Rittergut, 1918 im Besitz von Geistl. Rat Skowronek, Bogutschschütz, sollte die finanzielle Basis für ein Ursulinenkloster in Neisse werden.

Kirche

  • Die katholische Kriche (Patrozinium St. Georg) war bis 1919 Filiale von Oppersdorf, dann selbständige Lokalie und seit 1921 Pfarrkirche. Der Bau war nach 1250 auf dem Kirchberg in der Mitte des Dorfes errichtet worden, umfassend erneuert 1679 bis 1740 (Hängekuppel von 1694). Das Südportal aus Granit stammt vom Anfang des 13. Oder 14. Jahrhunderts. Schießscharten in der Kirchhofmauer deuten auf eine Wehrkirche hin, ein Steinkreuz an der Mauer erinnerte an die Ermordung eines Pfarrers mit seinen Begleitern 1428 durch die Hussiten.
Zum Kirchenschatz gehören eine Monstranz von J. F. Hartmann (1713), ein Ziborium (gleichfalls eine Neisser Arbeit) und eine gotische Madonnenstatue. Im Ort noch eie St. Annakapelle (etwa 17. Jahrhundert) und eine Kriegergedächtniskapelle. Jungkirmes war am Sonntag noch St. Georg (23.4.), Altkirmes am 2. Sonntag im Oktober.
Pfarrer waren seit 1921 Hanel, 1922-1923 Mai, 1925-1934 Heinrich Palmen, 1934-1945 Aloysius Kühn, der jedoch sein Amt von 1940 an nicht ausüben durfte; für ihn betreute P. Canisus Michalik OFM die Gemeinde.
  • Die nächste evangelische Kirche war in Neisse.


Einwohner

Einwohnerentwicklung

Die Anzahl der Einwohner mit Häusern und Haushalten war:

1784: 83 Stellen
1845: 846 Einwohner (1 ev.), 146 Häuser
1895: 894 Einwohner (4 ev.), 150 Häuser, 210 Haushalte
1939: 854 Einwohner, 232 Haushalte

Im Jahr 1937 gab es im Ort: 2 Bäcker, 1 Baugeschäft, 1 Böttcher, 1 Fleischer, 1 Friseur, 1 Gasthof, 1 Sattler, 1 Schlosser, 3 Schmiede, 2 Schneider, 3 Schuhmacher, 2 Stellmacher, 2 Tischler, 1 Viehhandlung, 1 Spar- du Darlehnskasse, 1 Elektrizitäts-Genossenschaft, 1 Försterei. 1784 wird eine Wassermühle genannt.

Einwohner, die 1935 in Ritterswalde wohnten

Flucht und Vertreibung 1945

Am 19.3.1945 wurde das Dorf von russischen Truppen besetzt; das Niederdorf wurde fast völlig niedergebrannt, die Kirche zerstört. Mehrere Zivilisten kamen um, Frauen wurden vergewaltigt. Im Juni 1945 kamen die Polen in den Ort; Drangsalierungen der Bewohner und Plünderungen waren an der Tagesordnung; auch von der polnischen Miliz wurden Frauen vergewaltigt.


Genealogische und historische Gesellschaften

Genealogische und historische Quellen

Kirchenbücher

Bibliografie


Webseiten

Weitere Webseiten

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