Herforder Chronik (1910)/232: Unterschied zwischen den Versionen

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Hedwig Sophie Auguste, Herzogin von Holstein (1750 bis l764)
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Solche beispiellosen Erfolge ermutigten die Herforder, nun auch den Gästen Vergnügen zu verschaffen und alles mögliche zu deren Bequemlichkeit zu tun. Soweit verstiegen sich jedoch die eifrigsten Brunnenfreunde nicht, etwa an Kurmusik oder gar Kurtheater zu denken; was an dem öden Werreufer not tat und was man in einem Bade nicht gut entbehren konnte, war eine Brunnenallee mit Ruhe- und Promenadenbänken. Man trat deshalb, auf besondere Veranlassung des dem jungen Bade günstig gesinnten Kammerpräsidenten v. Massow, mit dem Meier zu Hörentrup in Verbindung, der 50 Lindenbäume, das Stück zu 14 Mariengroschen, lieferte. 25 Bäume auf jeder Seite bildeten also diese Allee, deren Richtung sich nicht mehr bestimmen läßt.
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Auf diese Weise war nunmehr für das Vergnügen der Brunnengäste gesorgt; die Frage der Bequemlichkeit mußte bei der Regierung ganz besonders stark betont werden. In seinem an die „hochpreißliche“ Kammer in Minden gerichteten Gesuche vom 1. Januar 1756 erlaubt sich Magistratus Herfordiensis darauf hinzuweisen, daß es bei diesem Brunnen an der nötigen Bequemlichkeit für die Brunnengäste fehle. „Ob wir wohl (,weil der gute Effekt unseres Brunnens es nothwendig machet) alle Jahr eine verborgene Gelegenheit von Strauchwerk anfertigen lassen, so will doch solches denen etwaigen Honoratioribus nicht anstehen, alß welche daher genötiget werden, sich so gut möglich eine <tt>commodité</tt> in den benachbarten Gärtens zu verschaffen.“ Worauf dies Gesuch abzielt, ist unschwer zu erraten. Es blieb aber vorläufig alles beim alten.
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Die nachgesuchte Billigung der Herfordcr Vorschläge seitens der Mindener Regierung verzögerte sich aber aus einem sehr entschuldbaren Grunde - der Krieg, der siebenjährige, warf seine Schatten voraus und unter diesen Umständen hatte die Regierung eben an andere Dinge zu denken als an die <tt>commodité</tt> der Herforder Badegäste.
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Als nun gar Dr. Storch, der bis dahin die Seele der Badebestrebungen gewesen war, 1757 starb, als der ausgebrochene Krieg gewaltige Anforderungen an die Stadt stellte und schwere Opfer forderte, als all das kaum vergessene Elend früherer Kriegsnot wieder auflebte, als endlich die Brunneneinrichtungen unter dem Mutwillen der zahlreich durchziehenden Truppen, Feind wie Freund, zu leiden hatten, die Trinkhalle (!) verunreinigt und halb zerstört, die schlichten gärtnerischen Anlagen vernichtet, die Lindenbaume der Allee von den immer holzbedürftigen Soldaten gefällt waren, kam der Brunnen und sein Gebrauch in Vergessenheit.
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Erst im Jahre 1775 machte man wieder einen schwachen Versuch, von der zertrümmerten und versunkenen Herrlichkeit zu retten, was noch zu retten

Aktuelle Version vom 22. Juni 2018, 18:58 Uhr

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Herforder Chronik (1910)
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den Besuch der Gäste einen glücklichen Einfluß hatte. Nun wurde das Wasser wieder bei der Quelle, auch von verschiedenen Standespersonen häufig gebraucht. Mit Genugtuung betrachteten es die Herforder, daß ihre Äbtissin

Hedwig Sophie Auguste, Herzogin von Holstein (1750 bis l764)

„den Brunnen nicht allein fast jährlich ordentlich gebrauchte, sondern ihn auch gewöhnlich bei Tafel zu trinken pflegte“. Auch besuchten die Frau Generalin v. Knobloch, ingleichen verschiedene „Officiers“ den Brunnen.

Solche beispiellosen Erfolge ermutigten die Herforder, nun auch den Gästen Vergnügen zu verschaffen und alles mögliche zu deren Bequemlichkeit zu tun. Soweit verstiegen sich jedoch die eifrigsten Brunnenfreunde nicht, etwa an Kurmusik oder gar Kurtheater zu denken; was an dem öden Werreufer not tat und was man in einem Bade nicht gut entbehren konnte, war eine Brunnenallee mit Ruhe- und Promenadenbänken. Man trat deshalb, auf besondere Veranlassung des dem jungen Bade günstig gesinnten Kammerpräsidenten v. Massow, mit dem Meier zu Hörentrup in Verbindung, der 50 Lindenbäume, das Stück zu 14 Mariengroschen, lieferte. 25 Bäume auf jeder Seite bildeten also diese Allee, deren Richtung sich nicht mehr bestimmen läßt.

Auf diese Weise war nunmehr für das Vergnügen der Brunnengäste gesorgt; die Frage der Bequemlichkeit mußte bei der Regierung ganz besonders stark betont werden. In seinem an die „hochpreißliche“ Kammer in Minden gerichteten Gesuche vom 1. Januar 1756 erlaubt sich Magistratus Herfordiensis darauf hinzuweisen, daß es bei diesem Brunnen an der nötigen Bequemlichkeit für die Brunnengäste fehle. „Ob wir wohl (,weil der gute Effekt unseres Brunnens es nothwendig machet) alle Jahr eine verborgene Gelegenheit von Strauchwerk anfertigen lassen, so will doch solches denen etwaigen Honoratioribus nicht anstehen, alß welche daher genötiget werden, sich so gut möglich eine commodité in den benachbarten Gärtens zu verschaffen.“ Worauf dies Gesuch abzielt, ist unschwer zu erraten. Es blieb aber vorläufig alles beim alten.

Die nachgesuchte Billigung der Herfordcr Vorschläge seitens der Mindener Regierung verzögerte sich aber aus einem sehr entschuldbaren Grunde - der Krieg, der siebenjährige, warf seine Schatten voraus und unter diesen Umständen hatte die Regierung eben an andere Dinge zu denken als an die commodité der Herforder Badegäste.

Als nun gar Dr. Storch, der bis dahin die Seele der Badebestrebungen gewesen war, 1757 starb, als der ausgebrochene Krieg gewaltige Anforderungen an die Stadt stellte und schwere Opfer forderte, als all das kaum vergessene Elend früherer Kriegsnot wieder auflebte, als endlich die Brunneneinrichtungen unter dem Mutwillen der zahlreich durchziehenden Truppen, Feind wie Freund, zu leiden hatten, die Trinkhalle (!) verunreinigt und halb zerstört, die schlichten gärtnerischen Anlagen vernichtet, die Lindenbaume der Allee von den immer holzbedürftigen Soldaten gefällt waren, kam der Brunnen und sein Gebrauch in Vergessenheit.

Erst im Jahre 1775 machte man wieder einen schwachen Versuch, von der zertrümmerten und versunkenen Herrlichkeit zu retten, was noch zu retten