Krasna (Bessarabien): Unterschied zwischen den Versionen

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Da die Familien sehr kinderreich waren, wurde das Ackerland regelmäßig knapp. Dies führte immer wieder zu Abwanderungen:
 
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1876: 30 Familien nach der türkischen Dobrudscha  
 
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1886: 25 Familien gründen die Tochterkolonie Emmental, Kreis Bender
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1907: Mehrere Familien nach Sibirien
 
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1908: Mehrere Familien nach dem Kaukasus
 
1908: Mehrere Familien nach dem Kaukasus

Version vom 22. November 2017, 19:45 Uhr

Krasna, Bessarabien (Krasne, Kpacне, 68552, Tarutyns'kyi district, Odes´ka, Ukraine)

Hauptstraße in Krasna · Cirka 3.000 Meter lang und 25-30 Meter breit.
Kath. Gemeindeheim in Krasna · Eröffnung 1939
Gedenkstein an die Deutschen Siedler in Krasna · 1814 bis 1940

Das hier beschriebene Dorf Krasna liegt 120 km Luftlinie Westsüdwest von Odessa entfernt. Bis zur Küste des Schwarzen Meers sind es 70 km.

Gegründet wurde der Ort 1814 von Kolonisten aus dem Herzogtum Warschau. Viele kamen aus dem Raum Zamość, Woiwodschaft Lublin, 240 km südöstlich von Warschau. Diese Familien waren schon ab 1782 im damaligen Galizien angesiedelt. Von vielen Familien ist die ursprüngliche Herkunft im Saargebiet, der Südpfalz und im Unterelsass ermittelt.

Der Ahn meiner Namenslinie Riehl siedelte 1804 in Wilhelmsdorf, 50 km Nordwest von Warschau. Dieser Ahn kam aus Croettwiller, seine Frau aus Schleithal, beide Kreis Wissembourg, Unterelsass.

Die Jahre vor 1814 waren für die Menschen im Herzogtum Warschau alles andere als günstig. 1807 kommen die Gebiete zum Herzogtum Warschau. Die Macht liegt beim französischen Botschafter und nicht beim König von Preußen. Großgrundbesitzer erhalten wieder mehr Macht. 1812 ist Napoleon mit der “Großen Armee” über das Gebiet in Richtung Russland gezogen. 1813 Beim Rückzug kam der Rest der “Großen Armee” auch wieder durch Polen. Das auf Requirierung beruhende Versorgungssystem plünderte das Land aus.

Not und Missstände veranlassen sehr viele Menschen, dem Aufruf von Zar Alexander I (November 1813) nach Bessarabien zu folgen.

1818 bekam der Ort auf Befehl des Zaren den Namen Krasna. Die Namensgebung kommt von der Schlacht bei Krasnoje, wo Napoleon 1812 hohe Verluste erlitt.

Mein Bezug zu Krasna

Der Ahn meiner Namenslinie Riehl gehörte zu den ersten Kolonisten.

1843 zog der Ahn meiner mütterlichen Namenslinie Schreiber von Landau, Beresan nach Krasna.

1904 hat meine Urgroßmutter, eine Schweizer aus Straßburg, Kutschurgan nach Krasna geheiratet.

118 direkte Ahnen sind in Krasna und den Bezirken Beresan und Kutschurgan beerdigt.

Gemeinwesen

Krasna war eine katholische Gemeinde mit eigener Pfarrei. Bis 1848 Diözese Kamenez-Podolsk, danach Diözese Tiraspol, 1921-1940 Diözesse Jassy.

Der Ort war durch Landwirtschaft geprägt. 1940 gab es 446 Bauernhöfe, 380 Landwirte, 58 Handwerker und 3 Lehrer in Krasna.

Bewirtschaftet wurden 1940 in der Gemarkung Krasna 7.532 ha plus 1.980 ha Pachtland in Nachbarorten.

Da die Familien sehr kinderreich waren, wurde das Ackerland regelmäßig knapp. Dies führte immer wieder zu Abwanderungen: 1876: 30 Familien nach der türkischen Dobrudscha 1886: 25 Familien gründen die Tochterkolonie Emmental, Kreis Bender 1907: Mehrere Familien nach Sibirien 1908: Mehrere Familien nach dem Kaukasus 1909-1914: 567 Personen nach Amerika und Kanada 1925: 25 Familien nach Brasilien 1929: Mehrere Familien nach Brasilien und Kanada

Umsiedlung

Innerhalb von drei Wochen haben 2.852 registrierte Krasnaer ab dem 14. Lebensjahr plus den jüngeren Kindern ihre Heimat verlassen.

Die Krasnaer kannten das Schicksal ihrer deutschen Landsleute nördlich des Dnister, die 1917 bei der Sowjetunion verblieben waren. Diese Kenntnis war ein wesentlicher Grund für den geschlossenen Abzug.

Von Kilia ging es mit Dampfern die Donau hoch in Umsiedlungslager. Dort erfolgte die Einbürgerung.

Zwischen April und August 1941 wurden die meisten Krasnaer Bauernfamilien, soweit bekannt, in der Gegend von Bromberg, Polen angesiedelt. Auf Höfen, die man kurz vorher polnischen Bauern abgenommen hatte.

Ab März 1942 wurden die Männer nach und nach als Soldaten eingezogen. Die Frauen mussten die Höfe in fremder Umgebung alleine mit Hilfe polnischer Knechte und Mägde bearbeiten. Flucht nach Westen In der Nacht vom 21.01.1945 zum 22.01.1945 bekamen die Umsiedler aus Bessarabien den Evakuierungsbefehl (treffender wäre der Begriff Fluchterlaubnis).

Die tief sitzende Angst vor der Roten Armee trieb die Leute nach Westen.

Neuanfang

Viele Krasnaer wurden in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen ansässig. Ein Teil wanderte in die USA, nach Kanada und nach Südamerika aus.

Der überwiegende Teil der Überlebenden katholischen Landsleute aus Krasna hat sich ab 1950 in Rheinland-Pfalz angesiedelt.

Dies erfolgte auf Fürsprache des späteren Weihbischofs von Limburg Walter Kampe. Er war eine zeitlang Pfarrer in Emmental (Tochterkolonie von Krasna).

Der Krasnaer Zusammenhalt, in 125 Jahren gewachsen, er hat sich in den Nachkriegsjahren bestens bewährt.

Der Kreis schließt sich

Nach über 140 Jahren Leben in der Fremde, wohnen die Nachkommen der Krasnaer wieder in dem Großraum, von dem ihre Vorfahren einst nach Osten aufbrachen.

Freundschaft

Mein Vater war am 12.08.1990 zum ersten Mal nach der Umsiedlung wieder in Krasna. Inzwischen war er schon 17 mal in seinem Krasna. Ich war zwei mal dabei.

Viele ehemalige Krasnaer in Deutschland pflegen einen guten Kontakt zur jetzigen Bevölkerung in Krasna. Keiner will die Geschichte wieder zurückdrehen.

Frieden, Peace, Shalom, Salām, покой Otto Riehl

Literaturverzeichnis

Kleine Auswahl von Büchern zu Krasna
Autor Titel Link zu weiteren Infos
Friedrich-Karl Hüttig Die pfälzische Auswanderung nach Ost-Mitteleuropa Google-Books
Paul Traeger Die Deutschen in der Dobrudscha Google-Books
Elvire Bisle-Fandrich Sonnrosen und Piker Google-Books
Eduard Volk Krasna · Ein deutsches Dorf in Bessarabien Google-Books

Web-Links

Ted J. Becker, Minneapolis, Minnesota, USA

Otto Riehl, Kirchlinteln, Niedersachsen, Deutschland

Ortsfamilienbuch Krasna