Krasna (Bessarabien): Unterschied zwischen den Versionen

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"Krasna in Bessarabia, Today Known as Krasne." Historicher Forschungsverein der Deutschen aus Russland, March 2016. <br>  
 
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Version vom 23. November 2017, 07:25 Uhr

Krasna, Bessarabien (Krasne, Kpacне, 68552, Tarutyns'kyi district, Odes´ka, Ukraine)

Hauptstraße in Krasna · Cirka 3.000 Meter lang und 25-30 Meter breit.
Kath. Gemeindeheim in Krasna · Eröffnung 1939
Gedenkstein an die Deutschen Siedler in Krasna · 1814 bis 1940

Das hier beschriebene Dorf Krasna liegt 120 km Luftlinie Westsüdwest von Odessa entfernt. Bis zur Küste des Schwarzen Meers sind es 70 km.

Gegründet wurde der Ort 1814 von Kolonisten aus dem Herzogtum Warschau. Viele kamen aus dem Raum Zamość, Woiwodschaft Lublin, 240 km südöstlich von Warschau. Diese Familien waren schon ab 1782 im damaligen Galizien angesiedelt. Von vielen Familien ist die ursprüngliche Herkunft im Saargebiet, der Südpfalz und im Unterelsass ermittelt.

Der Ahn meiner Namenslinie Riehl siedelte 1804 in Wilhelmsdorf, 50 km Nordwest von Warschau. Dieser Ahn kam aus Croettwiller, seine Frau aus Schleithal, beide Kreis Wissembourg, Unterelsass.

Die Jahre vor 1814 waren für die Menschen im Herzogtum Warschau alles andere als günstig.

  • 1807 kommen die Gebiete zum Herzogtum Warschau. Die Macht liegt beim französischen Botschafter und nicht beim König von Preußen. Großgrundbesitzer erhalten wieder mehr Macht.
  • 1812 und 1813 ist Napoleon mit der “Großen Armee” über das Gebiet in Richtung Russland und wieder zurück gezogen. Das auf Requirierung beruhende Versorgungssystem plünderte das Land aus

Not und Missstände veranlassen sehr viele Menschen, dem Aufruf von Zar Alexander I (November 1813) nach Bessarabien zu folgen.

1818 bekam der Ort auf Befehl des Zaren den Namen Krasna. Die Namensgebung kommt von der Schlacht bei Krasnoje, wo Napoleon 1812 hohe Verluste erlitt.

118 Ahnen sind mein Bezug zu Krasna

Der Ahn meiner Namenslinie Riehl gehörte zu den ersten Kolonisten.

1843 zog der Ahn meiner mütterlichen Namenslinie Schreiber von Landau, Beresan nach Krasna.

1904 hat meine Urgroßmutter, eine Schweizer aus Straßburg, Kutschurgan nach Krasna geheiratet.

118 direkte Ahnen sind in Krasna und den Bezirken Beresan und Kutschurgan beerdigt.

Gemeinwesen

Krasna war eine katholische Gemeinde mit eigener Pfarrei. Bis 1848 Diözese Kamenez-Podolsk, danach Diözese Tiraspol, 1921-1940 Diözesse Jassy.

Der Ort war durch Landwirtschaft geprägt.

1940 gab es 446 Bauernhöfe, 380 Landwirte, 58 Handwerker und 3 Lehrer in Krasna.

Bewirtschaftet wurden 1940 in der Gemarkung Krasna 7.532 ha plus 1.980 ha Pachtland in Nachbarorten.

Da die Familien sehr kinderreich waren, wurde das Ackerland regelmäßig knapp. Dies führte immer wieder zu Abwanderungen:

  • 1876: 30 Familien nach der türkischen Dobrudscha
  • 1886: 25 Familien gründen die Tochterkolonie Emmental, Kreis Bender
  • 1907: Mehrere Familien nach Sibirien
  • 1908: Mehrere Familien nach dem Kaukasus
  • 1909-1914: 567 Personen nach Amerika und Kanada
  • 1925: 25 Familien nach Brasilien
  • 1929: Mehrere Familien nach Brasilien und Kanada

Umsiedlung

Ab September 1940 haben innerhalb von drei Wochen 2.852 Krasnaer plus Kindern unter 14 Jahren ihre Heimat verlassen.

Die Krasnaer kannten das Schicksal ihrer deutschen Landsleute nördlich des Dnister, die 1917 bei der Sowjetunion verblieben waren. Diese Kenntnis war ein wesentlicher Grund für den geschlossenen Abzug.

Von Kilia ging es mit Dampfern die Donau hoch in Umsiedlungslager. Dort erfolgte die Einbürgerung.

Zwischen April und August 1941 wurden die meisten Krasnaer Bauernfamilien, soweit bekannt, in der Gegend von Bromberg, Polen angesiedelt. Auf Höfen, die man kurz vorher polnischen Bauern abgenommen hatte.

Ab März 1942 wurden die Männer nach und nach als Soldaten eingezogen. Die Frauen mussten die Höfe in fremder Umgebung alleine mit Hilfe polnischer Knechte und Mägde bearbeiten.

Flucht nach Westen

In der Nacht vom 21.01.1945 zum 22.01.1945 bekamen die Umsiedler aus Bessarabien den Evakuierungsbefehl (treffender wäre der Begriff Fluchterlaubnis).

Die tief sitzende Angst vor der Roten Armee trieb die Leute nach Westen.

Neuanfang

Viele Krasnaer wurden in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen ansässig. Ein Teil wanderte in die USA, nach Kanada und nach Südamerika aus.

Der überwiegende Teil der Überlebenden katholischen Landsleute aus Krasna hat sich ab 1950 in Rheinland-Pfalz angesiedelt.

Dies erfolgte auf Fürsprache des späteren Weihbischofs von Limburg Walter Kampe. Er war eine zeitlang Pfarrer in Emmental (Tochterkolonie von Krasna).

Der Krasnaer Zusammenhalt, in 125 Jahren gewachsen, er hat sich in den Nachkriegsjahren bestens bewährt.

Der Kreis schließt sich

Nach über 140 Jahren Leben in der Fremde, wohnen die Nachkommen der Krasnaer wieder in dem Großraum, von dem ihre Vorfahren einst nach Osten aufbrachen.

Freundschaft

Mein Vater war am 12.08.1990 zum ersten Mal nach der Umsiedlung wieder in Krasna. Inzwischen war er schon 17 mal in seinem Krasna. Ich war zwei mal dabei.

Viele ehemalige Krasnaer in Deutschland pflegen einen guten Kontakt zur jetzigen Bevölkerung in Krasna. Keiner will die Geschichte wieder zurückdrehen.


Frieden, Peace, Shalom, Salām, покой

Otto Riehl

English text

"Krasna in Bessarabia, Today Known as Krasne." Historicher Forschungsverein der Deutschen aus Russland, March 2016.
GRHC

Literaturverzeichnis

Kleine Auswahl von Büchern zu Krasna
Autor Titel Link zu weiteren Infos
Friedrich-Karl Hüttig Die pfälzische Auswanderung nach Ost-Mitteleuropa Google-Books
Paul Traeger Die Deutschen in der Dobrudscha Google-Books
Elvire Bisle-Fandrich Sonnrosen und Piker Google-Books
Eduard Volk Krasna · Ein deutsches Dorf in Bessarabien Google-Books

Zeittabelle

Zeitgeschichte
Datum Text
28.05.1812 Frieden mit der Türkei in Bukarest, Bessarabien fällt an Russland
13.11.1813 Manifest Alexander I: Einladung an die Deutschen im Herzogtum Warschau zur Besiedlung in Bessarabien
Herbst 1814 Eintreffen der Krasnaer Kolonisten. 133 Familien, geschätzt 730 Personen.
02.02.1915 / 13.12.1915 Liquidationsgesetze: Die Deutschen werden enteignet und sollen nach Sibirien verbannt werden.
08.11.1916 Den Deutschen in Bessarabien wird die Deportation nach Sibirien bekannt gegeben. Vorgesehen war der 17.01.1917 für die Deportation. Ab dem 24.12.1916 setzte über mehrere Tage sehr starker Schneefall ein. Die Eisenbahnwagen blieben stecken. Mitte Januar 1917 kam die Nachricht, dass die Deportation auf unbestimmte Zeit verschoben sei.
07.11.1917 Bolschewistische Revolution (Oktoberrevolution 25.10. julianischer Kalender)
02.12.1917 Der Landesrat erklärt Bessarabien zur autonomen Moldauischen Republik
03.03.1918 Frieden von Brest-Litowsk (Repatriierungsklausel zugunsten der Deutschen in Russland
09.04.1918 Landesrat erklärt Anschluss Bessarabiens an das Königreich Rumänien
13.03.1920 Rumänisches Agrargesetz, Enteignung von Grundbesitz über 100 ha
23.08.1939 Hitler-Stalin Pakt vereinbart die Umsiedlung der Deutschen aus Südosteuropa.
27.06.1940 Rumänien fügt sich kampflos dem sowjetischen Ultimatum und trat Bessarabien an die Sowjetunion ab.
05.09.1940 Unterzeichnung der “Vereinbarung über die Umsiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung aus den Gebieten Bessarabiens und der nördlichen Bukowina in das Deutsche Reich”.
15.09.1940 Aufrufe verkünden, dass die deutschstämmige Bevölkerung frei und ungehindert auf deutschen Boden ausreisen kann.
24.09.1940 Der erste Transport mit Frauen, Kinder und Alten verlässt Krasna.
29.09.1940 Die Kirchenglocken von St. Josef läuten 30 Minuten lang ihren Abschiedsgruß. Der zweite Transport geht zum Hafen nach Kilia.
13.10.1940 Der letzte Transport mit den Männern verließ Krasna am 09.10.1940 oder am 13.10.1940. Hier gibt es zwei widersprüchliche Angaben.

Web-Links

Ortsfamilienbuch Krasna