Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien/61

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[60]
Nächste Seite>>>
[62]
Die Deutschen Kolonisten in Bessarabien.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


nun schon beim Herrn. — Er hats gut gemeint, nur zu viel seinen eigenen Ansichten getraut. — Nun wird er es wohl anders schauen und erkennen, daß sein Wissen hier Stückwerk war und daß er hier im Nebel wandelte. — Doch er war ein lieber Mann und viel besser als ich, — aber ich konnte doch nicht in seinen Ansichten mit ihm übereinstimmen. In dem Aeußern liegt das Heil nicht; das Reich Gottes ist inwendig in uns, wie Christus sagt. Er will in uns wohnen, und wir sollen noch auf Erden Ihm zum Heiligthum werden durch Glaube, Liebe, Hoffnung. Es ist Thorheit, sich von der äußern Kirche trennen und sich selbst eine machen; es wird auch da wieder eben so schlecht und menschlich, wo nicht ärger werden, als es in der ist, von welcher man ausgeht und die man schmäht. Denn wir sind alle Menschen, verdorben im Fleische, und müssen einander tragen. Wer in der Liebe und Geduld besteht, der hat das rechte Kennzeichen der Jüngerschaft Christi. — Der arme Lindl hat sich so sehr betrogen in seinen Weissagungen[1] — Ub. war kurz vor seinem Ende bei ihm, wo er noch gesund war; da versicherte er ihn, er werde es noch erleben, daß das Reich Gottes komme — und wie betheuerte er das! — und nicht 2 Monate vergingen, so war er ins Himmelreich versetzt und das Reich Gottes kam nicht hernieder. Nun, der Herr wirds ihm nicht zurechnen, — er hat's gut gemeint, und immer den Herrn im Auge gehabt. — Dort wird er sich geschämt und gebeugt, und gerne in des Herrn Wege eingefügt haben. — Aber seinen Anhängern sollten die Augen aufgehen, — sollten nicht außer sich suchen, was nur in ihnen zu finden ist, wo der Herr anklopft und seine Stimme hören läßt, — wenn man aufthut, eingeht und Abendmahl hält. Grüßet alle einander in der Liebe, und betet für mich — ich habe viel, viel zu thun — daß es gesegnet sei, daß ich selbst nicht zurückbleibe, sondern mich bereite auf meinen Heimgang zum Heilande. Gnade und Friede mit Euch Allen!

Euer
Goßner.



  1. Allerdings hatte Lindl seine eigenthümliche Ansichten über das prophetische Wort der heiligen Schrift; allein die Quelle jener glänzenden und doch trügerischen Weissagungen, von denen sich auch er hinreißen ließ, war Jako.
    Der Berichterst.