Die Kirchenbücher im Königreich Sachsen (1901)/036

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Kirchenbücher im Königreich Sachsen (1901)
Inhalt
Ev.-Luth. Pfarren beginnend mit:
A B C D E F G H I-J K L M N O P Q R S T U V W Z
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[035]
Nächste Seite>>>
[037]
Kirchenbuecher im Koenigreich Sachsen 1901.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.

Abkürzungen der Ephorien:
A. = Annaberg, Au. = Auerbach, B. = Borna, Ch. I. = Chemnitz I., Ch. II. = Chemnitz II., Di. = Dippoldiswalde, Dr. I. =  Dresden I., Dr. II. = Dresden II., F.  = Freiberg, Gl. = Glauchau, Gr. =  Grimma, Gh. = Großenhain, Lg. = Leisnig, Lp. I. = Leipzig I., Lp. II. = Leipzig II., Mg. = Marienberg, Mn. = Meißen, O. = Oschatz, Oe. = Oelsnitz/Vogtl., OL. = Oberlausitz, Pi. = Pirna, Pl. = Plauen, Rg. = Radeberg, Rtz. = Rochlitz, Sch. = Schwarzenberg, St. = Stollberg, W. = Werdau, Z. = Zwickau.

zuerst in den romanischen Ländern wieder aufgekommen. Sie sind ein Erzeugnis der Renaissance[1], welche im Gegensatze zur mittelalterlichen Weltanschauung wieder mehr Wert auf die Einzelpersönlichkeit legte und der Bedeutung, die sie dem Individuum verlieh, durch Einführung von Personenregistern Ausdruck zu geben suchte. Italien ist's, das zuerst, wenn auch vereinzelt, wieder Kirchenbücher aufzuweisen hat. In Florenz hat man ein Taufregister von 1450 gefunden. Seit 1490 sandten alle Pfarrer der Florentiner Diöcese Abschriften ihrer Taufbücher an den Erzbischof. In Frankreich wurden seit 1515 von den Geistlichen Totenregister geführt, aber erst 1539 erliess König Franz I., also die weltliche Macht, eine Ordonnanz, welche das Halten von Geburtslisten allgemein vorschrieb. Auch in Deutschland lassen sich Anfänge der Kirchenbücher bis in das 15. Jahrhundert zurückführen. Schon Ende des 15. Jahrhunderts wurden hie und da von Provinzialsynoden Taufregister angeordnet. Ein Baseler Pfarrer legte bereits 1490 „zu seinem eigenen Vergnügen" ein Kirchenbuch an, das alles enthielt, was man von solch einem Buche verlangen kann. Das Bruchstück dieses Taufregisters von St. Theodor in Basel von 1490 - 97 liegt seit 1861 im Britischen Museum zu London. Doch verdanken in Deutschland die Kirchenbücher ihr Dasein nicht der Renaissance, sondern ihrer Vermählung mit der religiös-kirchlichen Bewegung, der Reformation.

Die grosse Bewegung der Geister, die seit 1517 die Welt ergriff, brachte auch auf dem Gebiete der Ordnung des kirchlichen Gemeindelebens einen mächtigen Umschwung hervor. Erst seit der Reformation und durch sie sind in Deutschland eigentliche Kirchenbücher, d. h. regelmässige urkundliche Eintragungen des Personenstandes der Gemeinden, Geburt und Taufe, Aufgebot und Trauung, Tod und Begräbnis, vorhanden. Dies hat die Kirchenbücher-Forschung, wie sie in den letzten Jahren exakt und systematisch betrieben


  1. Für das Folgende vgl. Protokolle der Generalvers. d. Gesamtv. d. dt. Geschichts- u. Altertumsvereine zu Dresden 1900. Berlin 1901.