Färber

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Färber im Farbhaus an den Kesseln
Quelle: Neuer Orbis pictus für die Jugend (1833)
Färbereiabläufe in einem Farbhaus im 20. Jhdt.
Nach einer Zeichnung v. Karl Bormann (Bramsche)

Handwerk

Namensvarianten

Berufszweige

Ein Färber in enger Bedeutung betreibt durch sein Handwerk die Kunst, Seide, Wolle, Baumwolle, Garn und die daraus verfertigten Sachen vermittelst des Eintauchens zu färben. Darüber hinaus haben sich auch Färber spezialisiert als

  • Rauchfärber
  • Zobelfärber
  • Seidenfärber
  • Federfärber
  • Strohfärber
  • Holzfärber
  • Rotfärber
  • Schwarzfärber
  • Schönfärber
  • Weidfärber
  • Kunstfärber [1]

Werkstatt

Die Werkstatt nante sich Färberei oder Farbhaus

Rohprodukte

Nach der Bearbeitung in der Walkmühle und der Einleitung der Appretur wurde die zu färbende Ware (Garne, Tücher, Textilien) dem Färber im Farbhaus angeliefert und von diesem zur Vermeidung von Verwechslungen, entsprechend gekennzeichnet.

Geheimnisse der Farbgebungen

Die vom Färber eingesetzten Färberfarbe werden auch Farbezeuge zum Unterschiede von den Malerfarben genannt. Dazu benutzte jeder Färber eigene Rezepturen, welche von Generation zu Generation weitergegeben wurden.

Es ist sehr schwer etwas zuverlässiges über die Arbeit des Färbers zu sagen. Obwohl die Bestandteile der Farben bekannt genug waren, machten doch die Färber aus ihrem Geschäft ein großes Geheimnis, zumal besonders seit der Kolonialisierung von Ost- und Westindien immer wieder neue Farbsubstanzen auf dem Markt neue Techniken und Farbvarianten ermöglichten. Erfahrungsberichte kamen so auch wohl an die Lieferanten der Rohstoffe. Die Färber brachten allerdings ihre Kunst nur ihren Söhnen und Schwiegersöhnen und nahen Verwandten bei oder nahmen sie - oft aus Eigensinn- mit in´s Grab.

Das Färbewesen wurde bereits früh schriftlich festgehalten. Weit verbreitete Färbebücher entstanden allerdings erst im 19. Jahrhundert. Sie bündelten das Wissen vor allem der Erfahrung der Färber. Solche Rezepturen lassen sich aber auch seit dem 16./17. Jahrhundert in Rezepturbüchern von Materialisten oder Spezereiwarenhändlern wiederfinden, welche ein Interesse an dem Verkauf von Rohmaterialien besonders aus überseeischen Gebieten an die Färber hatten.

Schwarzfärber

Die Schwarzfärber geben sich um 1800 nur mit der Färbung geringer Woll- und Leinwandzeuge ab und glätten die gefärbten Zeuge auf der großen Rolle welcheüber einen Göpel mit einem Pferd angetrieben wird.

Schönfärber und Seidenfärber

Dem Schönfärber wurden feinere Tücher und Zeuge übergeben, während dem Seidenfärber Stoffe aus Sammt und Seide zur Einfärbung anvertraut wurden.

Farbkessel, Küpe

Die dem Färber zur Einfärbung anvertrauten Tücher, Zeuge (Webstoffe, Gewebe), Wolle, Garne, Fäden, Leinwand, Sammt und Seide wurden in beheizbaren Farbkesseln, aber je nach Farbe unterschiedlichen Werkstoffen, getaucht und nach Wahl gefärbt.

Beizen

Beizen (Mordants) wurden in der Färberei und Zeugdruckerei als Befestigungsmittel der Farbstoffe benutzt. Als Beizen wurden auch Alaun, Vitriol, Essig und unterschiedliche Laugen eingesetzt. [2]

Rezeptur: Wie das Garn muss alaunet werden

Damit Pflanzenfarben in Textilfasern (Wolle, Leinen) eindringen können, mussten diese aufgeschlossen (gebeizt) werden, hier Alaun. Diesen Salz und andere Rohstoffe konnte der Färber in den erforderlichen Mengen aus großen Städten von sogenannten Materialisten oder Spezereihändlern beziehen.

  • Rezeptur um 1700: "Man füllt das Wasser in einen Kessel, so viel, dass das zu färbende Garn später locker darin kochen kann. Man heizt über die Holzfeuerung das Wasser bis zum Sieden auf. Pro Pfund Garn muss ein halbes Pfund Alaun eingesetzt werden. Hat es sich im siedenden Wasser gelöst, steckt man auch das Garn hinein und lässt es eine stunde kochen, wobei man es fleissig umrührt." [3]

Färben

Rezeptur: Wenn man Garn dunkelbraun färben will

  • Rezeptur um 1700: Das Wollgarn muss wie vorbeschieben alaunet werden. Dann wird Braunholz (Fernambukholz, Caesalpinia echinata - Färbeholz aus Brasilien) 1 Stunde in Wasser gekocht gekocht und danach Vitriol vesetzt. In dieser Lauge wird dann das Wollgarn zur Färbung eingesteckt. [3]

Färbereirezeptur im 19. Jahrhundert

Anstellung (Ansatz) einer Waidküpe

Man füllt die Küpe mit einem Flußwasser an; erhitzt sie bis nahe zum Siesen des Wassers, und setzt dann der Flüssigkeit zu:

  • 50 Pfd- des besten Waid`s
  • 3 Pfd. feinen Krap
  • 3 Pfd. Weizenkleie
  • 9 Pfd. Pottasche
  • 3 Pfd. Mittelbengalischen Indig, welcher mit
  • 1/4 Ppd. Pottasche abgerieben und geschlemmt ist

Der Waid wird vorher zerkleinert, der Krap mit Wasser eingeweicht. Der Indig muß vorher zum zartesten Pulver gemacht worden sein. Er wird dann mit der Pottasche und Wasser zerrieben und geschlemmet, und so der Küpe zugegeben. Ist die Flüssigkeit der Küpe gehörig erwärmt, dann wird sie alle 2 Stunden einmal von Grund auf umgerührt.

Das Herankommen der Küpe

Nach dem Zeitraum von 8 bis 10 Stunden findet eine merkliche Veränderung in der Küpe statt; die vorher blaue Farbe der Flüssigkeit nimmt eine grünlichgelbe Farbe an; es erheben sich zarte Blasen auf der Oberfläche, und sie verbreitet einen süßlich stechenden Geruch

Zusatz von Kalk

Jenes sind die Kennzeichen, dass der Indigo in der Auflösung und die Küpe im Herankommen begriffen ist. Man giebt ihr nun einen Zusatz von mit wenig Wasser gelöschten, dann an der Luft zerfallenen gebrannten und gesiebten Kalk; welches jedoch nicht eher geschehen darf, bis man von der völligen Auflösung des Indig`s überzeugt ist. Ist dies der Fall, so giebt man nun die Küpflüssigkeit, während man sie von 2 zu 2 Stunden umrührt,

  • 4 bis 4 Pfund Kalk,

den man in 5 bis 6 Portionen vertheilt, nach und nach zu.

Jetzt erfolgt eine zweite Veränderung der Küpenflüssigkeit: si nimmt eine braungelbe Farbe und einen eigenen süsslich flüchtigen Geruch an, und auf der Oberfläche derselben erzeugen sich blaue Blasen (Küpenblumen genannt). In diesem Zustande ist die Küpe geschickt, um daraus färben zu können. Man färnt daraus, während man die Küpenflüssigkeit derselben in gehöriger Wärme erhält, an einem Tage 4 bis 5 Mal, wobei sie, nach jedesmaligem Färben (dem Blauen), einmal aufgerührt werden muß. Man kann einer solchen Küpe 4, 5 bis 6 Monate färben, worauf sie ausgeleert wird, um eine neue an ihrer Stelle eintzurichten. [4]

Literatur

  • Schützenberger, Die Farbstoffe, mit besonderer Berücksichtigung ihrer Anwendung in der Färberei und Druckerei (a. d. Franz. von Schröder, Berl. 1868, 2 Bde.)
  • Reimann, Färberei der Baumwolle etc. (3. Aufl., das. 1897)
  • Witt, Chemische Technologie der Gespinstfasern (Braunschweig 1888/91)
  • Herzfeld, Das Färben und Bleichen von Baumwolle, Wolle, Seide etc. (Braunschweig 1889/93, 3 Tle.; 1. Teil: Die Bleichmittel, Beizen und Farbstoffe, in 2. Aufl. von Schneider 1900)
  • Sansone, Printing of cotton fabrics (neue Ausg., Lond. 1901; deutsch, Berl. 1890)
  • Scherf, Die Kleinfärberei und ihre Nebenindustrien (4. Aufl., Leipz. 1899)
  • Hummel, Die Färberei und Bleicherei der Gespinstfasern (deutsch von Knecht, 2. Aufl., Berl. 1891)
  • Soxhlet, Die Färberei der Baumwolle (Stuttg. 1891)
  • Vinant, Traité pratique de teinture et impression (2. Aufl., Lyon 1891)
  • Löwenthal, Handbuch der Färberei der Gespinstfasern (deutsche Ausg. des englischen Handbuches von Knecht, Rawson und Löwenthal, 2. Aufl., Berl. 1900, 2 Bde.)
  • Dépierre, Traité de la teinture et de l'impression des matières colorantes artificielles (Par. 1890/93, 3 Bde.)
  • Garçon, La pratique du teinturier (das. 189397, 3 Bde.)
  • Ganswindt, Einführung in die moderne Färberei (Leipz. 1902)
  • Ganswindt, Theorie und Praxis der modernen Färberei (Leipzig 1903, 2 Bde.)
  • Heermann, Färbereichemische Untersuchungen (Berl. 1898)
  • Wolff, Die Beizen (Wien 1885)
  • Zipser, Apparate, Geräte und Maschinen der Wäscherei, Bleicherei, Färberei und Druckerei (Wien 1894

Zeitschriften

  • »Leipziger Färberzeitung« (früher »Färberei-Musterzeitung«, seit 1850)
  • »Deutsche Färberzeitung« (hrsg. von Ganswindt, seit 1865, München)
  • »Reimanns Färberzeitung« (seit 1870, Berl.)
  • »Färberzeitung« (hrsg. von Lehne, seit 1889, das.)
  • »Farbenzeitung« (hrsg. von Springer, seit 1895, Dresd.)
  • »Zeitschrift für Farben- und Textilchemie« (hrsg. von Buntrock, seit 1902, Braunschw.)
  • »Textil- und Färberei-Zeitung« (hrsg. von Buntrock, das., seit 1903)
  • »The chemical technologist devoted to the arts and manufacturers relating to dyeing, calico printing, bleaching, finishing, sizing, alkali and vitriol making, etc. « (Manchester)
  • »Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse« (Mülhausen i. Elf.)
  • »Bulletin de la Société industrielle de Rouen« (Rouen)

Museum

Fußnoten

  1. Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart
  2. Quelle: Neuen Orbis pictus für die Jugend (1833)
  3. 3,0 3,1 Quelle: Stratmann, Bodo: Rezepturhandschrift eines westfälischen Spezereiwarenhändlers vom 16. bis zum 19. Jahrhundert (2017) Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Stratmann“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  4. Quelle: Tuchmachermuseum Bramsche