Nidden/Bewohner

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Künstlerkolonie Nidden

Lovis Corinth
(1858 - 1925)

Ab etwa 1900 wurde Nidden zu einer Künstlerkolonie. Viele Maler zog es hierher, unter ihnen Lehrer und Schüler der Königsberger Akademie. Sie mieteten sich im Gasthof Blode ein. Lovis Corinth, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Ernst Mollenhauer kamen hierher.

“Nidden war ein Malerparadies inmitten einer grandiosen Natur mit einer ständig wechselnden, lichtdurchfluteten Farbigkeit. Wo in der Welt gab es solche Gegensätze wie hier: In den strengen, frostklaren Winternächten flamme das Nordlicht über den Himmel, in den oft glühend heißen, trockenen Sommermonaten stand mitunter eine Fata Morgana über der glitzernden Fläche des Haffs,” schwärmte Maja Ellermann-Mollenhauer in einem Buch über ihren Vater Ernst Mollenhauer. Er war der Schwiegervater von Hermann Blode und letzter Besitzer des Künstlergasthofs und schrieb: “Nidden entwickelt sich zu einer ’Brücke’-Filiale. Berühmt war der Gasthof, der direkt am Haff lag, für seine Feste. Auch die Tänzerin Gret Palucca kam, sowie Carl Zuckmayer, der Regisseur Leopold Jessner, und natürlich kehrte Thomas Mann dort ein.

Thomas Mann in Nidden

Das Thomas-Mann-Haus in Nidden

“Unser Haus lag sehr hübsch. Es lag mit Blick auf das Haff und im Rücken hatten wir den Wald. Jeden Morgen vor dem Frühstück gingen wir im Wald spazieren, und selten begegnete man wem,” erinnerte sich Katia Mann. 1929 war Thomas Mann zufällig auf die Kurische Nehrung gekommen und ließ sich dort auf dem Schwiegermutterberg von einem Memeler Baumeister ein Haus bauen, das die Familie ab 1930 bewohnte.

Es wurde im Stil der Fischerhäuser der Nehrung errichtet. Idyllisch liegt das braune, reetgedeckte Haus über dem Haff. Jedes der sechs Kinder hatte ein kleines Zimmer. Besonders eindrucksvoll ist das ehemalige Arbeitszimmer des Dichters. Von hier kann der Blick weit über das Haff schweifen, der sogenannte Italienblick. Zwischen Kiefern und Laubbäumen hindurch sieht man von oben auf das glänzende Haff mit seinem weißen Strand.

Thomas Mann arbeitete hier an seinem Roman “Joseph und seine Brüder”. In seinen Tagebüchern schreibt er über die Begeisterung, den Elchen beim Baden zuzusehen: “Der Anblick des ersten Tieres ist ein sehr imposanter Eindruck, in dieser eigenartigen Umgebung die großen wilden Tiere zu sehen. Sie sind sehr langbeinig mit breit ausladendem Geweih. Auf diesen langen Beinen schreiten sie langsam dahin, ohne Furcht zu zeigen." Weiterhin notiert Thomas Mann: "Im Fischerdorf findet man an den Häusern vielfach ein besonders leuchtendes Blau, das sogenannte Niddener Blau, das für Zäune und Zierrate benützt wird. Alle Häuser, auch das unsere, sind mit Stroh- und Schilfdächern gedeckt und haben am Giebel die heidnischen gekreuzten Pferdeköpfe."

Auch die Hauptattraktion von Nidden, die Hohe Düne, hat den Dichter beeindruckt: “Kennen Sie die Dünen bei List auf Sylt? Man muß sie sich verfünffacht denken, man glaubt in der Sahara zu sein. Der Eindruck ist elementarisch und fast beklemmend, weniger wenn man sich auf den Höhen befindet und beide Meere sieht, als in den tiefen eingeschlossenen Gegenden. Alles ist weglos, nur Sand, Sand und Himmel.” 1932 verbrachte die Familie den letzten Sommer in dem Haus, bevor sie in die USA emigrierte.

Heute ist das Gebäude liebevoll restauriert. Es soll zu einer Tagungsstätte der Thomas-Mann-Gesellschaft werden. In den unteren Räumen sind Bücher und Fotos von Thomas Mann zu sehen. Wenn man Glück hat, ist Alfred Tytmonas anwesend. Er ist Dozent an der Universität Klaipeda, betreut das Museum und kann wunderbar erzählen. [1]

Zum Foto unten rechts:
Thomas Mann mit Familie am Strand von Nidden, v.l.n.r.; Frau Dernburg, die Kinder Elisabeth, Michael, Golo, Erika und Monika, rechts steht die Mutter Katia Mann, der Sohn Klaus fehlt,. Es war der Sommeraufenthalt im Jahr 1930.

Div. Ansichten von Nidden und Th. Mann
Thomas Mann
Familie Thomas Mann in Nidden, Sommer 1930



Memeler Dampfboot vom 18.07.1930

Thomas Mann in Nidden eingetroffen

Thomas Mann, der berühmte Dichter und Nobelpreiträger, ist, aus seinem Wohnort München kommend, gestern nachmittag mit dem Motorschiff „Kurisches Haff“ in Nidden eingetroffen, und zwar mit seiner Gattin und drei Kindern. Thomas Mann hat sich bekanntlich in Nidden ein Sommerhaus bauen lassen – wir bringen zwei Bilder auf der vierten Seite dieser Beilage – das er jetzt zum ersten Mal bezieht. Er will mit seiner Familie alljährlich etwa Mitte Juli nach Nidden kommen und sich dort bis in den September hinein aufhalten.

Wir glauben bestimmt im Sinne aller Memelländer zu sprechen, wenn wir den Dichter und seine Angehörigen auf das herzlichste in unserer schönen Heimat willkommen heißen. Wir wünschen, daß Nidden dem Dichter Ruhe und Erholung und damit Kraft zu weiterem Schaffen schenken möge.

Hermann Blode

Das Hotel Hermann Blode in Nidden
So sieht das Hotel Hermann Blode 2008 aus.


Haus Hermann Blode in Nidden


Haus Hermann Blode liegt im Sonnenschein;
blauweiß die Giebel, blau die Fensterläden.
Ein stiller Wandspruch grüßt am Tore jeden,
bevor er froh in dieses Haus tritt ein.


"Mensch, deine Seele birgt die ganze Welt,
den ganzen Gott und sein Wunderweben.
Denn Gott und du - ihr beide seid ein Leben,
das nicht einmal im Tade einst verfällt!"


Bei dem, der um so tiefe Weisheit weiß,
bei solchem Wirte ist man wohl geborgen.
O Freund, tritt ein. Er nimmt dir alle Sorgen.
Die Welt wird Licht in seinem Zauberkreis.


Fritz Kudnig in "Das Wunder am Meer", Gräfe und Unzer, 1954



Familien Jesegus und Stöllger aus Nidden

Familien Jesegus und Stöllger aus Nidden


Familie Graff in Nidden

Von links Kurt Graff, Martha Wilhelmine Launert vh Graff und Sohn Werner Graff vor ihrem Geschäft in Nidden 1942
(Bild: Mirko Launert)
Blick auf Nidden (Bild: Mirko Launert)



Mirko Launert, der Großcousin von Werner Graff schreibt:

Familie Graff zog nach dem 1. Weltkrieg nach Nidden und eröffnete dort ein Friseurgeschäft. Zusätzlich arbeitete Kurt Graff als Sanitäter, aufgrund seiner Erfahrung als Sanitätssoldat im 1. Weltkrieg. In beiden Berufen gab es in Nidden viel zu tun.

Der Sohn Werner Graff machte im elterlichen Geschäft eine Frieseurausbildung und arbeitet dort bis zur Einberufung zur Wehrmacht.

Er war ein großer Kenner von Nidden, der sein Wissen aber niemandem aufzwang, ein ruhiger, zurückhaltender Mann. Als bei einem Vortrag in Hamburg über Ostpreußen ein Redner ausfiel, sprang er ein und hielt ohne Vorbereitung einen 45 minütigen Beitrag über den Ort Nidden.

Mit Sorge sah er aber auch die Zerstörung des alten Nidden durch die anhaltende Bebauung mit Hotels und anderen zweckmäßigen Bauten, wovor schon Thomas Mann gewarnt hatte,

Ein Foto von Thomas Mann, zwei seiner Kinder und dem Ehepaar Graff vor dem Geschäft in Nidden ist leider nicht mehr auffindbar.

Werner konnte ein wenig kurisch sprechen. Seine Großmutter Wilhelmine Kurschus vh Launert konnte es noch richtig.




Bewohner 1540

  • Denn, Krauße, Kruger zu Nydden, Lambat, Lammat, Lammatt, Lange, Pantick, Petschenks
  • Ramba, Raßelke, Rauch, Rauer, Reuter, Schmidt, Sollwyn, Zeutzer
  • 1719:Nidden, ein cöllmischer Krug, am Strande auf der Churischen Nehrung im Strand Creyse gelegen, gehört seel. Friedrich Kuhren hinterlassen unmündiger Tochter Ursula Kuhrin.Quelle:[2]



Unterkunftsverzeichnis 1941

QS icon i freesans blue.svg Unterkunftsverzeichnis 1941 auf einer eigenen Seite


Einwohner vor dem Krieg

Unter folgenden Straßen bzw. Ortsteilen sind die Einwohner von Nidden aus dem Jahre 1942 aufgeführt: Am Haken, Dorfstraße, Dünenweg, Leuchtturmweg, Purwin, Seestraße


Ortsfamilienbuch Memelland

Folgende Familien bzw. Personen lebten in Nidden oder stehen mit diesem Ort in Verbindung: Bewohner



Quellen

  1. Ilze Gulens, Baltikum, Dumont, 1994
  2. Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Special Protocoll 1719, Buch Nr. 2, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962