Ordemann (Familienname)

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Herkunft und Bedeutung

Die Entstehung des Namens ist nicht sicher:

Das "Deutsche Namenlexikon" von Hans Bahlow definiert "Ordemann" als Wohnstättennamen: "der am Ende des Ortes oder der Straße wohnt". Diese Bedeutung des Wortes "Ort" (obd. "am Orde" = "am Ende") findet sich noch im heutigen Deutsch in dem Ausdruck "vor Ort", der nicht, wie immer noch manche glauben, das gleiche bedeutet wie "an Ort und Stelle" (... unser Reporter vor Ort ...), sondern im Bergwerk den Platz "am Ende des Stollens" bezeichnet, an dem Kohle, Erz usw. abgebaut wird. Der gleiche "Ort" ist gemeint in Bezeichnungen wie "Wanheimerort" und "Ruhrort" (Ortsteil von Wanheim, jetzt einem Stadtteil Duisburgs bzw. von Duisburg selbst), Hamburg-"Rothenburgsort" oder dem "Darßer Ort", der äußersten Ecke der Insel Darß westlich von Rügen, und an vielen anderen ähnlichen "Ortsbezeichnungen" (Vorsicht!).

Max Gottschalks "Deutsche Namenkunde" gibt für "Ortmann" die Bedeutung "Schiedsrichter" an.

H. Collitz, Professor für Deutsche Philologie an der John-Hopkins-Universität in Baltimore, USA, vertritt folgende Theorie: Eine Familie "Or" habe um 1000 in Norwegen gelebt; sie sei um 1200 nach England und von dort um 1400 in einen Ort namens "Mann" im französischen Elsaß gezogen. Mitglieder der Familie, die nach Norddeutschland eingewandert seien, hätten sich "Or de Mann" (die Or's aus Mann) genannt, was später zu "Ordemann" zusammengezogen worden sei. Zu dieser These ist zweierlei zu bemerken:

  1. Weder auf alten noch auf modernen Karten ist bisher im Elsaß eine - wenn auch noch so kleine - Ortschaft namens "Mann" gefunden worden.
  2. Beim Durchsuchen diverser vor allem amerikanischer Internetquellen nach dem Namen Ordemann oder Ordeman stößt man, einfach wegen der alphabetischen "Nähe", immer wieder auf den Namen "Orr", oft auch mit Hinweisen auf skandinavische Wurzeln.

Die ersten bekannten Ordemanns waren Bauern in Ortschaften um Ganderkesee, heute dorthin oder in Nachbarorte eingemeindet, südlich von Delmenhorst, westlich von Bremen. Das Delmenhorster Hebungsregister verzeichnet für 1489/1490 Einträge von Wylke Ordemann aus Dingstede und Hermen Ordemann aus Ganderkesee. In Vieh- und Landschatzungen aus den Jahren 1534 und 1536 taucht der Name Ordemann, daneben aber auch "up der Orde" und "up den Orde" auf. Letztere sprechen zugunsten der Namentheorie von Bahlow. Ab etwa 1600 ist der Name in der Gegend von Ganderkesee und Harpstedt schon recht weit verbreitet.

Varianten des Namens

Der Name kommt in den Schreibweisen "Ordemann" und "Ordeman" vor. Die ursprüngliche deutsche Schreibweise mit doppeltem "n" wird heute durchgängig nur noch in Deutschland und Norwegen benutzt. Die Auswanderer in die Niederlande beutzten sie zuerst auch, wechselten dann aber zu der "Emigrantenschreibweise" mit nur einem "n", wie auch die Nachkommen der Auswanderer nach Australien. In Nordamerika sind heutzutage beide Schreibweisen in Gebrauch - einige Familienzweige, deren Mitglieder aus Deutschland oder Norwegen ausgewandert waren, behielten die ursprüngliche Form bei, andere passten sich amerikanischen Gepflogenheiten an, sofern sie als Emigranten aus den Niederlanden nicht schon die vereinfachte Schreibweise benutzten.

Die heute vorkommenden Namen Ortmann, Ortemann, Ordmann und Ordman haben in aller Regel nichts mit der Familie Ordeman zu tun. Direkte verwandtschaftliche Beziehungen mit irgendeinem Ordemann-Familienzweig wäre zufällig und auf "weitervererbte" Schreibfehler zurückzuführen.

Geographische Verteilung

Relativ Absolut
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Bekannte Namensträger

Hilda Ordemann, Tochter eines Bremer Kaufmanns, geboren 15.9.1896 in Bremen, gestorben 5.5.1979 in Essen, Ehefrau des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Walter Heinemann und Großmutter von Christina Delius, der Ehefrau von Altbundespräsident Johannes Rau.

Gertrud Ordemann, ältere Schwester Hildas, geboren 18.7.1894 in Bremen, verheiratet mit Werner Staewen (später geschieden), gestorben 10.6.1987 in Berlin. - In der Weimarer Republik, der Zeit des Nationalsozialismus und während der Nachkriegszeit engagierte sie sich in vielfältiger Weise für Not leidende Menschen: Arbeiter, Verfolgte, besonders Juden, Gefängnisinsassen. Um nach ihrer Scheidung von Werner Staewen für sich und ihre Kinder den Unterhalt zu verdienen, schrieb sie Zeitungsartikel und veröffentlichte zwei Bücher im Reportagestil über soziale Fragen.

Eine ausführliche Biographie Gertrud Staewens findet sich im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon. Außerdem wird ihr Leben beschrieben in dem Buch "Zu den Außenseitern gestellt: Die Geschichte der Gertrud Staewen 1894-1987" von Marlies Flesch-Thebesius (*1920), erschienen 2004 im Wichern-Verlag, Berlin.

Theo Ordeman, 30.11.1931-15.05.2007, war bekannter niederländischer Fernsehregisseur und -produzent. Eine Kurzbiografie findet sich im niederländischen Wikipedia.

Sonstige Personen

Eine Suche in den von Google digitalisierten Büchern ergab, dass auch schon andernorts und sogar früher der Name Ordemann/Ordeman bekannt war. Ob und wie die folgenden Personen aber mit den "niedersächsischen Ordemanns" verwandt sind, ist bislang unklar.

  • Die Inventare der nichtstaatlichen Archive der Provinz Westfalen innerhalb der Veröffentlichungen der Historischen Kommision der Provinz Westfalen nennen Hinricus Ordeman, Schöffe zu Bocholt, als Zeugen bei einer Vermögenstransaktion am 25. April 1356.
  • Das Neue Archiv für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde erwähnt in den Studien zur Geschichte der sächsisch-böhmischen Beziehungen in den Jahren 1464-1468 (spätere Auflage: 1464-1471) Heinrich Ordeman, Propst zu Bernau etc., der die Rolle des brandenburgischen Gesandten übernehmen sollte und der auch im kaiserlichen Buch des Markgrafen Albrecht Achilles, Vorkurfürstliche Periode 1440-1470 genannt wird.
  • Im Liber confraternitatis B. Marie de Anima Teutonicorum de Urbe, erschienen 1875 in Rom, das Abschriften älterer Dokumente der Anima-Bruderschaft in Rom enthält, wird in einer Aufzählung von Brüdern, Schwestern und Förderern, die im "Liber" als spätestens von 1460 datiert ist, ein Zimmermann Theodericus Ordeman und seine Frau Marg.(Margarethe), leider ohne Herkunftsangabe, aufgeführt.
  • Laut Archiv des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn besiegelt am 12. Juni 1472 der Richter Hans Ordeman einen Hypothekenvertrag.

Geographische Bezeichnungen

Umgangssprachliche Bezeichnungen

Literaturhinweise

Die Schriftstellerin und Historikerin Lieselotte Welskopf-Henrich lässt in ihrer 1954 im Mitteldeutschen Verlag Halle als Erstausgabe erschienenen Erzählung "Der Bergführer" einen Berliner Postinspektor Fritz Ordemann in einer zentralen Rolle auftreten.

Weblinks

Daten aus FOKO

<foko-name>Ordemann</foko-name>

Daten aus der Totenzettelsammlung

In unserer Totenzetteldatenbank findet man u. U. auch Einträge zum Familiennamen Ordemann.

Daten aus GedBas

Metasuche

Compgen-Metasuche.png zum Familiennamen: Ordemann


Weblinks

Familienforscher

Benutzte Quellen/Literatur