Tipps für Anfänger

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Dieser Artikel überschneidet sich thematisch mit dem Artikel Anfängertipps und Leitfaden für Anfänger.


Einleitung

Unser Hobby ist mit den meisten anderen Freizeitbeschäftigungen kaum zu vergleichen. Sei es dass Sie sich auf Ahnenforschung oder Genealogie beschränken, sei es, dass Sie sich mit Familiengeschichtsforschung beschäftigen, wird doch die Suche nie abgeschlossen sein und Sie werden immer wieder neue Unterlagen über Ihre Familie finden, die das bereits Vorhandene ergänzen oder auch in einem neuen Licht erscheinen lassen.

Gewöhnen Sie sich von Beginn an daran, exakt zu arbeiten und Vermutungen oder Wahrscheinliches nicht als Tatsachen zu behandeln. Die Forschungen müssen immer ergebnisoffen sein. Wer z.B. mit dem Ziel startet, unbedingt eine adelige Abstammung zu finden, ist schon auf dem falschen Wege. Auch bedeutet der selbe Familenname z.B. noch lange nicht dass man verwandt ist.

Durch Wanderungsbewegungen in früheren Zeiten, die die verschiedensten Ursachen haben können, durch Kriegsfolgen (v.a. Dreißigjähriger Krieg und 2. Weltkrieg), oder die Auswanderung bis in die jüngste Vergangenheit, führt die Suche häufig ins Ausland, bis hin in andere Kontinente.

Prinzipiell forscht man von dem Probanten/der Probantin (Person, deren Vorfahren/Verwandte ermittelt werden soll) aus, dann von Generation zu Generation zurück. Bitte keine Generationen "überschlagen". Vorhandenes wie z. b. Ahnenpässe aus der nationalsozialistischen Zeit oder vorhandene Ahnenlisten- oder -bäume früher/anderer Ahnenforscher müssen zunächst verifiziert d. h. auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Dies geschieht anhand von entsprechenden Dokumenten (siehe Ausführungen unten). "Sieht plausibel aus" oder "erzählte man sich schon immer in der Familie" ist keine Verifikation. Ebenso müssen Angaben anderer Forscher im Internet überprüft nehmen. Nie Angaben ungeprüft übernehmen!

Bestandsaufnahme

Welche Unterlagen sind von Interesse?

Als erstes sammeln Sie alle Unterlagen, die Sie in der Familie bekommen können. Das sind Geburtsurkunden, Trauscheine, Sterbeurkunden, Familienstammbücher oder sonstige Unterlagen, auf denen Daten zu Personen vorhanden sind. Aber auch Schulzeugnisse, Kaufverträge, Erbrechtssachen (hier werden auch genaue Verwandtschaftsverhältnisse angegeben), Zeitungsausschnitte, Fotos und Videos. Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen, aber Sie haben sicherlich erkannt was gemeint ist.

Mündliche Überlieferungen

Lassen Sie sich von älteren Verwandten "Geschichten von Früher" erzählen. Tun Sie dies sofort, verschieben Sie es nicht auf den nächsten Monat! Protokollieren Sie möglichst genau (Audiokassette, Video, Übertragung in Schriftform) und halten Sie fest wer Ihnen wann etwas erzählt hat. Diese Erzählungen sind oft prädestiniert eine Familienchronik zu beleben, selbst wenn es sich eher um Anekdoten handelt und nicht um hundertprozentige Tatsachenberichte. Natürlich sind mündliche Überlieferungen mit Vorsicht zu genießen, vor allem, wenn der Erzähler nicht Augenzeuge der Geschehnisse war. Jedoch enthalten die Geschichten fast immer wenigstens einen wahren Kern und geben manchmal wertvolle Hinweise wenn die Forschungen in schriftlichen Quellen ins Stocken geraten sind.

Weitere Forschung

Halten Sie zu jeder Information die genaue Quelle fest!

Standesämter

In aller Regel werden Sie nach Ausschöpfung der in der Verwandtschaft vorhandenen Quellen bei den Standesämtern weiterforschen müssen. Dort erhalten Sie in der Regel nur Auskunft über direkte Vorfahren (über Ihren Tanten und Onkel also nicht). Diese Auskünfte sind gebührenpflichtig, die Gebühren sind von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Sie sollten sich möglichst keine Urkunden sondern unbeglaubigte Kopien der Registereinträge mit allen Randbemerkungen und ggf. Sammelakten geben lassen. Die Kosten dazu sind von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Standesämter gibt es in Preußen seit dem 01.10.1874 und im Deutschen Reich seit dem 01.01.1876. Eine rheinische Gebiete führten unter französischer Besatzung schon früher Zivilregister.

Kirchenbücher

Kirchenbücher sind Aufzeichnungen zu kirchlichen Handlungen (Taufe, Heirat, Begräbnis, auch Kommunion/Konfirmation, Abendmahl). Sie reichen unterschiedlich weit zurück; häufig nicht über den Dreissigjährigen Krieg (1618 - 1648) hinaus. Viele Kirchenbücher sind verfilmt (Filmrollen mit Negativen von Schwarzweißfotos)und können bei kirchlichen Institutionen eingesehen werden. Wenn Sie einmal ein Kirchenbuch-Original beim Pfarramt einsehen wollen, empfiehlt es sich dringend vorher einen Termin auszumachen. Meist ist für die Einsicht eine Gebühr zu entrichten. Auskünfte aus den Kirchenbüchern erteilen Pfarrämter nur dann, wenn genügend Personal zur Verfügung steht (z.B. freiwillige Helfer). Die Kirchenbucheinträge schreiben Sie sich am besten wörtlich ab, oder fotografieren sie (ohne Blitz!), sofern das erlaubt ist.

Sonstige Quellen

Neben den Standesamtsunterlagen und Kirchenbüchern gibt es in Archiven eine Vielzahl weiterer Unterlagen, die Ihnen weiterhelfen können: Gerichtsprotokolle (vor allem Erbschaftssachen), Bürgerbücher, Zunftrollen, Grundbücher, Personalakten und viele andere mehr. Über eine gigantische Sammlung verfilmter Quellen verfügt die sogenannte Mormonen-Kirche (Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage), die auch in Deutschland in jedem größeren Ort Forschungsstellen unterhält, zu denen auch Nichtmitglieder Zugang haben.

Wohin mit den Daten?

Papier oder PC?

Frühere Generationen von Genealogen haben mit Karteien und in Ordnern abgehefteten Blättern gearbeitet. Das ist je nach Geschmack auch heute noch möglich. Allerdings benutzen die meisten Leute, die eine Seite wie diese hier im Computer lesen, den PC auch zur Speicherung und Aufbereitung der gesammelten Daten. Zu diesem Zweck wird heute eine Vielzahl von Programmen angeboten. Es ist nicht möglich ein Programm als das beste zu empfehlen; dazu unterscheiden sich die Ansprüche und Vorlieben der Nutzer viel zu sehr. Aber auf einige wichtige Merkmale sollten Sie beim Kauf achten:

  • Gedcom-Schnittstelle: Gedcom ist ein von den Mormonen gesetzter Standard (z.Zt. Release 5.5) für Dateneien, mit denen genealogische Daten zwischen PCs ausgetauscht werden können. Das Programm muss in der Lage sein aus Ihren Daten eine solche Gedcom-Datei (Dateiweiterung ".ged") zu exportieren. Und es muss Gedcom-Dateien anderer Forscher importieren können, sodass Sie sie möglichst ohne aufwändige Nacharbeit in dem Programm ansehen und weiter bearbeiten können.
  • Flexibilität: Das Programm sollte in der Lage sein möglichst alle Sachverhalte möglichst quellennah zu speichern. Wenn zu wenige verschiedene Datentypen wie Taufe, Heirat, Beruf usw. zur Verfügung stehen, und keine zusätzlichen selbst erstellt werden können, müssen zu viele Dinge in unübersichtlichen Textdateien (sogenannte Memo-Felder) untergebracht werden und stehen beim Sortieren und Filtern nicht zur Verfügung.
  • Druckausgabe: Das Programm sollte die Drucke erstellen können, die Sie gern haben möchten. Die Druckausgaben sollten möglichst auch einigermaßen den genealogischen Darstellungsformen entsprechen. Wenn in einem Programm z.B. eine Ahnenliste als "Stammbaum" bezeichnet wird, zeugt das nicht gerade von einem Übermaß an genealogischem Fachwissen des Programmautors.

Ein gutes Programm hat seinen Preis; wer hier zu sehr spart (das Teuerste ist aber nicht zwangsläufig das Beste), büßt unter Umständen nach zwei, drei Jahren, indem er alle Daten in wochenlanger Arbeit in ein besseres Programm neu eingeben muss. Fast alle Programme können Sie vor dem Kauf kostenlos oder gegen geringe Gebühr testen. Von dieser Möglichkeit sollten Sie unbedingt Gebrauch machen!

Eine weitere Besprechung dieses Themas findet sich hier.

Urkunden, Fotos, Kopien usw.

Auch wenn Sie die Daten in den PC eingegeben haben, wollen Sie die zugehörigen Quellen ja in der Regel aufbewahren. Je nach Typ sind die Ansprüche an die Aufbewahrung (Archivierung) unterschiedlich. Vieles kann schlicht in Ordnern abgeheftet werden, anderes wie wertvolle Urkunden benötigt Umschläge, Mappen oder Kartons aus speziellem, basisch gepuffertem Material. Im Internet findet man einige Firmen, die Archivbedarf auch in Kleinmengen anbieten. Was Sie grundsätzlich vermeiden sollten sind Prospekthüllen, die Weichmacher enthalten, Laminierung oder Bekleben mit Klarsichtfolie (einschl. Klebebänder). Metallteile sollten aus den Urkunden entfernt werden. Wichtig ist ein System der Aufbewahrung, das gewährleistet, dass Sie alles ohne Suchen wieder finden.

Personenkennzeichnung

Viele Programme geben den gespeicherten "Personen" automatisch eindeutige Signaturen (Ziffer- und Buchstabenfolgen). Diese kann man nutzen, um die Unterlagen zu der Person wieder zu finden (siehe oben).

Um sich besser zurechzufinden bei den Ahnen verwendet man üblicher Weise die Bezifferung nach Kekule. Das Prinzip ist ganz einfach: Der Proband/die Probandin ist Nr. 1. Der Vater ist Nr. 2 und die Mutter Nr. 3. Die väterlichen Großeltern sind Nr. 4 und 5, die mütterlichen Nr. 6 und 7 (siehe Tabelle unten). Männer haben also immer eine gerade Zahl, Frauen eine ungerade. Die Ziffer des Vaters ist immer das Doppelte der Ziffer des Probanden, bei der Mutter wird noch eine "1" addiert. Die Generationen werden mit römischen Zahlen bezeichnet.

I. II. III. IV.
( 8 ) Urgroßvater
(4) Großvater
( 9 ) Urgroßmutter
( 2 ) Vater
( 10 ) Urgroßvater
( 5 ) Großmutter
( 11 ) Urgroßmutter
( 1 ) Proband
( 12 ) Urgroßvater
( 6 ) Großvater
( 13 ) Urgroßmutter
( 3 ) Mutter
( 14 ) Urgroßvater
( 7 ) Großmutter
( 15 ) Urgroßmutter

Mit dem System nach Kekule können Sie aber nur direkte Vorfahren ordnen; deren Geschwister nicht. Durch den sogenannten Ahnenschwund tauchen manche Personen zweimal auf und haben zwei Nummern.

Es gibt diverse Versuche, diese Klippen mit mehr oder weniger komplizierten Erweiterungen der Kekulenummern zu umschiffen; bisher konnte sich keine Lösung allgemein durchsetzen.

Anmerkungen

Siehe auch

Anfängertipps