Vechta

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Vechta: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, biografische Aspekte, Archive, Quellen, Hinweise... Über die Kirchenbücher hinaus befinden sich die Quellen für weitergehende Forschungen auch in den Staats-, Adels-, Stadt- und Gemeindearchiven.

Disambiguation notice Lohne ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Lohne.

Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Vechta > Vechta

Lokalisierung der Stadt Vechta innerhalb des Landkreises Vechta
Vechta u. Oythe im Umfeld: Le Coq, Topographische Karte -Westfalen (1805)

Name

  • Vechte (Flußname) 1188 erstmalig erwähnt, Vechta (1203), Vegte (1224), Vecthe (1237), Vetha (1258), Wectha (1358). [1]

Landschaftslage

Vechta liegt an einem Nebenfluß der Hase bzw. Ems, der früher „Vechte" hieß und nun Moorbach, weiter abwärts Aue, genannt wird. Höhe 30 m ü.M. An der Grenze von 4 verschiedenen Kleinlandschaften gelegen. 2 trockene Höhengebiete treffen mit 2 feuchten Niederungslandschaften zusammen. Diese Brückenlage, am Ubergang von den Dammer Bergen über die verkehrsungünstige Moorbach- und Talsandniederung zur hohen Geest, der Garther Heide, dem östl. Teil der Cloppenburger Geest, ist für die Stadt entscheidend. [2]

Ortsursprung

Die Grafen von Calvelage-Ravensberg er richteten an der Übergangsstelle des Moorbaches eine Zollstätte (Reichslehen), erbauten dort im 12. Jhdt. eine Burg und verlegten von Calvelage, wo sie bisher gewohnt hatten, ihren Sitz dorthin. In Anlehnung an Burg und Zollstätte entstand die städt. Siedlung, 1340 „wicbold" genannt.

Stadtgründung

Das Jahr der Verleihung des Stadtrechts ist nicht bekannt. 1269 erscheinen in einer Urkunde der judex (Richter) und die cives (Bürger) von Vechta, woraus geschlossen wird, daß Vechta damals schon Stadtrechte besaß. Jahrmärkte nachweisbar seit 1298; 1372 Bestätigung der städtischen Privilegien durch Bischof Lorenz von Münster. Im 15. Jhdt. Osnabrücker Stadtrecht. 1303 erscheint Vechta in einer Aufstellung der münsterschen Städte.

Stadtsiedlung

Später überdachtes und ausgebautes "Kaponier" über Wassergraben in Vechta, Rest der ehemaligen Zitadelle

Bauliche Entwicklung

Die Moorbachfurt, an der wichtige Handelswege aus Norden und Süden zusammentrafen, ließ eine kleine Siedlung entstehen, deren Hauptstraße leicht gekrümmt ist. Die Burg wurde etwas flußaufwärts angelegt. Stadtumriß unregelmäßig geformt. Vor der Burg siedelten sich die in Dienst genommenen Burgmänner an (Burgstraße, auch Ritterstraße).

Gebäude, Brände

Pfarrkirche 1452, Amtshaus 1461 erbaut. Marktplatz mit Rathaus. Am Nordausgang der Stadt gräfliches Vorwerk Klingenhagen. Im Süden entstand kleiner Vorort, Vorde (Furt). Seit 1252 durch den Landesherrn Bischof von Münster Ausbau der Burg, Vermehrung der Burgmänner zur Verteidigung und Befestigung der Stadt. In den Festungsbereich wurde außer der Altstadt auch der Gutshof Klingenhagen einbezogen, aber nicht die Vorstadt Vorde. 4 Tore, das Bremer Tor im Norden und das Münstertor im Süden (Entfernung zwischen beiden 750 m).

1538, in einem Streite zwischen dem Bischof von Münster und dem Grafen von Oldenburg, wurden Stadt und Burg niedergebrannt, Pfarrkirche und Vorstadt Vorde vernichtet. Die Festungsanlagen (nur für die Altstadt) wurden wiederhergestellt. 1591 erneute Zerstörung der Stadt beim Einfall der Spanier. Neubefestigung der Altstadt. Fürstbischof Christoph Bernard von Galen legte 1666-76 westlich von der Stadt in Verbindung mit der Stadtbefestigung eine starke Zitadelle nach Vaubanschem System an. Als 1684 durch eine Feuersbrunst die ganze Stadt in Asche fiel, wurde 1689 die Entfestigung des Stadtbezirke verfügt und die ganze Verteidigung auf die Zitadelle gelegt. Diese wurde 1769 geschleift. Im 19. Jhdt. Bau mehrerer Strafanstalten. Die Zunahme der Bevölkerung vor dem 2. Weltkriege und der Zustrom der Ostvertriebenen haben eine bedeutende Erweiterung des engbebauten Stadtgebiets bedingt.[3]

"Elmendorffsburg"

Unmittelbar am früheren Burggelände gelegen, ist die „Elmendorffsburg“, ein alter Burgmannssitz. Seit 1472 befand er sich im Besitz der Grafen von Elmendorff, welche jahrhundertelang Eigentümer des Gutes Füchtel waren. Das hier gezeigte Gebäude wurde 1831 im klassizistischen Stil erbaut und kam 1912 in den Besitz der Stadt Vechta; seitdem diente es vielfältigen Zwecken. Rechts neben der "Elmensdorffburg" stand von 1923 bis 1967 das Spritzenhaus der Feuerwehr, auf der linken Seite befand sich die in den Jahren 1924/28/58 erbaute Alexanderschule, welche 1994 in Vorbereitung des Rathausneubaus abgebrochen und an der Mühlenstraße neu erbaut wurde.

"Elmendorffsburg", früherer Burgmannsitz zu Vechta

Bevölkerung

Erste Einwohnerzahlen

Vor dem Oldenburger Überfall (1538) etwa 1.200 Einwohner (E.), 1652: 500 E., 1669: etwa 1.300 E. (mit Militär), 1696: 1.146 E. (einschl. etwa 200 Soldaten), 1711: 1.200 E., 1771: 1.310 Einwohner.

Seuchen

Pest 1346-50, 1504 (600 Tote), 1616 sog. rote Ruhr, 1666-67; 1700 und um 1750 rote Ruhr.

Bevölkerungsverzeichnisse

  • Kirchenbücher: Kath. Gemeinde Vechta Taufen ab 1642, Heiraten ab 1644, Beerdigungen ab 1651
    • Vechta, St. Georg, kath., Matriken 1596 - 1947, Digitalisate online bei Matricula
  • Kirchenbücher: Katholische Militärgemeinde: Taufen ab 1675, Heiraten ab 1681
  • Kirchenbücher von Langförden:Ludger von Husen, Lemförde, some mail bearbeitet seit 2005 die Kirchenbücher von Langförden.

Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch

  • Vechta (bald nach 1221). Nach Mitteilung der Stadtverwaltung Vechta liegen Bürgerbücher und sonstige Bürgerrechtsquellen nicht vor. Im Niedersächsischen Staatsarchiv Oldenburg wurden gleichfalls keine Vechtaer Bürgerrechtslisten oder sonstige Bürgerrechtsquellen ermittelt.

Berühmte Personen

  • Andreas Romberg, Kapellmeister und Tonsetzer (Schillers „Glocke"), * 27. 4. 1767 Vechta, t 10. 11. 1821 Gotha.

Einwohnerzahlen

  • 1800: 1.574 Einwohner (E.), 1817: 1.696 E., 1826: 1.928 E., 1831: 2.208 E., 1848: 2.427 E., 1852: 2.490 E., 1866: 2.682 E., 1871: 2.724 E., 1880: 3.040 E., 1890: 3.035 E., 1900: 3.612 E., 1910: 4.374 E. 1919: 5.091 E., 1925: 5.491 E., 1933: 6.043 E., 1938 (nach Eingemeindung von Oythe und Stukenborg): 7.280 E., 1939: 8.035 E., 1945: 9.393 E., 1946: 12.641 E., 1950: 13.375 E. Erhebliche Auswanderungen bis Mitte 19. Jhdts.

Sprache

Amtssprache bis zum 17. Jhdt. niederdeutsch, dann hochdeutsch. Die Grundschicht hält 1950 noch an der Mundart fest; diese liegt in dem niedersächsischen Untergebiet Quakenbrück—Friesoythe (Kennzeichen: Gänse, hef `(er) hat', ji 'ihr').

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Nach dem Übergang der Grafschaft Calvelage an das Fürstbistum Münster (1252) wurden die früher gräflichen Ackerländereien zum Teil den Bürgern zur Nutzung als sogenanntes „Viertenteilsland" überlassen; das heißt, sie hatten den 4. Teil der Hauptfrüchte als Heuer (Pacht) abzuführen. So entwickelte sich der Ort immer mehr zu einem Ackerbaustädtchen. Noch mehr war dies der Fall, als nach der Zerstörung der Stadt im Oldenburger Überfall (1538) die Adligen ihre Wohnsitze in immer größerem Maße auf ihre Landsitze verlegten.

Leineweber und Weißgerber hatten im 18. Jhdt. eigene Gilden, daneben Branntweinbrenner, Töpfer, Färber, Zinngießer. Nach der Zerstörung der Stadt und dem Wegzug des Adels herrschte Dürftigkeit. Die unaufhörlichen Kriegswirren des 17., 18. und 19. Jhdts. ließen keinen neuen Wohlstand aufkommen, wenn auch die Anwesenheit der Garnison auf der Zitadelle (1676-1769) der Bürgerschaft einigen Nebenverdienst brachte.

Entwicklung im 19. Jhdt.

Durch bessere Verkehrsverbindungen in neuerer Zeit haben sich Handel und Gewerbetätigkeit gehoben. Zu nennen sind Möbelfabrikation, Lederindustrie, Getreide- und Viehhandel. Berühmt ist der Stoppelmarkt zu Mariä Himmel-fahrt (Waren- und Viehmarkt), der seit 1577 außerhalb der Stadt abgehalten wird, um 1950 noch das größte Volksfest Südoldenburgs.

Poststraßen waren früher die überörtlichen Verkehrswege
Entfernungsangaben in Postmeilen.
1 Postmeile entsprach 1 Fahrtstunde auf ebener Strecke
Post-Charte von 1821, Helmingsche Hofbuchhdlg. Hannover

Verkehrseinrichtungen

Stand 1951: Den günstigen Übergang bei Vechta über die Moorbachniederung von der Cloppenburger Geest zu den Dammer Bergen (sehr alt) nutzte bereits die von der Vlämischen Heerstraße abzweigende, Nord-Süd verlaufende mittelalterliche Hauptverkehrsstraße Wildeshausen—Osnabrück. Eine 2. Straße führte von Oldenburg über Wardenburg—Ahlhorn nach Vechta, von den Kaufleuten benutzt, um den Zoll in Bremen und Wildeshausen zu umgehen. In Oldenburg Umschlag aufs Schiff (Hunte—Weser). Die erste moderne Kunststraße wurde 1834-35 (Oldenburg—Vechta—Osnabrück) gebaut. Die neuzeitlichen Fernverkehrsstraßen des 20. Jhdts. nehmen einen etwas anderen Verlauf als die mittelalterlichen. Vechta wird um 1950 nur von der Bundesstraße 69 (Bundesstraße 210 bei Wilhelmshaven—Oldenburg—Vechta—Diepholz) berührt. Nach 0sten, Westen und Südwesten führen nur Landstraßen.

Stand 1951: Alle 3 Eisenbahnlinien, die sich bei Vechta kreuzen, sind Nebenstrecken. Die Brückenlage der Stadt wird zwar ausgenutzt, aber nicht von den großen Durchgangslinien. Bau der Stichbahn Vechta—Ahlhorn 1885, der Strecke Vechta—Lohne—Bramsche 1888-1900 und der Strecke Vechta—Delmenhorst 1898. 1914 wurde die normalspurige Kleinbahn nach Cloppenburg gebaut.

1933 erhielt Vechta einen Flugplatz 2. Ordnung.

Umgebungsbedeutung

Vechta ist 1950 kultureller und geistlicher (kath.) sowie Verwaltungsmittelpunkt. Der Verwaltungseinfluß reicht über den Kreis hinaus, erstreckt sich aber nur auf Südoldenburg.

Verwaltung

Rat

Bis 1252 lagen die meisten weltlichen Rechte und Gerechtsame beim Grafen, seitdem bis 1803 beim Bischof von Münster, während die kirchlichen Rechte bis 1667 beim Bischof von Osnabrück lagen, seitdem bis 1950 ebenfalls beim Bischof von Münster. Nach Urkunden bestand aber schon 1269 eine Bürgerschaft mit besonderer Rechtsstellung. Der Rat erscheint um 1300, er bestand aus 24 Personen, die 3 Abteilungen bildeten, an ihrer Spitze je 1 Bürgermeister. Nur jeweils eine Abteilung führte die Geschäfte 1 Jahr und tauschte dann mit dem nächsten Drittel. Die nicht im Ratsstuhl sitzenden Mitglieder bildeten die „Witheit". Seit 1633 nur noch 2 Bürgermeister und 14 Ratsherren.

Die Wahl erfolgte anfangs auf Lebenszeit. 1683 wurde bestimmt, daß der aus 1 Bürgermeister, 1 Kämmerer und 8 Ratsherren bestehende Magistrat jährlich neu zu wählen sei, und zwar auf Mariä Lichtmeß, nur der Kämmerer sollte auf Lebenszeit bestellt werden. Seit dem Übergang an Oldenburg (1803) war Vechta eine sogenannte Stadt 2. Klasse, d. h. sie unterstand mit den übrigen Gemeinden des Amtes Vechta (1949 Landkreis Vechta) dem Amtshauptmann, später Landrat, der seinerseits unmittelbar dem Ministerium in Oldenburg untergeordnet war. Die Gemeindegeschäfte besorgten der Bürgermeister (auf 8 Jahre gewählt), 2-4 unbesoldete Magistratsmitglieder und 12, später 15, dann 8 Stadträte.

Gericht

Schon 1269 wird ein judex civium erwähnt. Stadtgericht bis 1803. [4]

Lagerbuch Amt Vechta 1769

Lagerbuch des Bisthums Münster 1769

  • Anmerkung zur Tabelle:
    • 1) = Freye Häuser
    • 2) = Schatzbare Häuser
    • 3) = Summe der Häuser
    • 4) = Darinnen befinden sich
    • 5) = Monatliche Schatzung
Städte u.
Kirchspiele
Bauerschaften
Bauerschaften
u.freye Häuser
1)
Klöster,
Adel
1)
geistl.,
priv.
2)
Vollerben
2)
½ Erben
2)
¼ Erben
2)
Kötter
2)
Brinksitzer
3)
Effektiv
3)
Reducirt in
Vollerben
4)
Vorspann-
pferde,
Stück
4)
Stallung
f. Pferde
Stück
5)
Rtlr
5)
fl.
5)
Pf.
Stadt
Vechta
Stadt
Vechta
Fürstlich . . 26 72 95 . . 193 86 ¾ 10 628 22 21 .
. Kapelle
St.Alex
Canonici
Canonici 1 1 . . . . . 2 2 . 16 . . .
. Mönchskloster
Franciscaner
Franciscaner . . . . . . . . . . . . . .
. Adelshaus v.Dorgelohe 1 . . . . . . 1 1 . .} . . .
. adel.Burg v.Elmendorf 1 . . . . . . 1 1 . }24 . . .
. Geistliche u.
Privathäuser
. . 16 . . . . . 16 .} . .} . . .
. 1 Wasser- u.
2 Windmühlen
. . . . 1 . . . 1 .}16 ½ . .}68 . . .
. Außer der Stadt
der Hagen:
4 Bauerstädten
u.1 Ziegeley
. . . . 3 2 . 18 23 3 1/8 12 32 2 . .
. Außer der Stadt
Rittersitz
Welpe u.
1 Mühle
v.Grüther 1 . . 1 . . . 2 1 ½ 2 20 . . .
. vorm. Adelshaus
Buddenborg
jetzt Länderey
v.Ascheberg . . . . . . . . . . . . . .
Stadt
Vechta
. Summa: 5 17 26 77 97 . 18 240 111 7/8 14 788 25 . .

Landesherrschaft

Die Grafen von Calvelage waren ursprünglich in der Gemeinde Lohne beheimatet und verlegten im 12. Jhdt. ihren Wohnsitz nach Vechta und blieben als Linie Calvelage-Ravensberg Herren der Grafschaft bis 1252, wo die letzte Gräfin Jutta von Calvelage-Ravensberg die Grafschaft Vechta an den Bischof von Münster verkaufte. Aus der ehemaligen Grafschaft wurde das münstersche Amt Vechta und gehörte zum „Niederstift", anfangs mit eigener Verwaltung, später Münster unmittelbar unterstellt. Zur Versammlung der rnünsterschen Landstände konnte die Stadt Vechta einen Abgeordneten entsenden.

Landesherren

Verwaltungseinbindung

Kriegswesen

Wehrhoheit

Die Verteidigung der Stadt oblag bis 1676 den Burgmännern, die ihrerseits Kriegsknechte einsetzten und im Ernstfall die wehrfähige Bürgerschaft aufboten.

Von 1676-1769 lag ständig eine münstersche Garnison auf der Zitadelle, gewöhnlich 1 Kompanie stark. 1818 legte die oldenburgische Regierung eine Kompanie Infantrie nach Vechta zur Bewachung der Strafgefangenen, bis 1830. 1935 bis 1945 Flughafen mit dem Sitz einer Fliegerhorstkommandatur.

Schützengilden

Ein Bürgerwehr bestand zeitweilig; Schützengilde von 1839-1875.

Siegel, Wappen, Fahne

Vechta-Wappen-1920.jpg Beschreibung: Wappen: Das Wappen zeigt einen Turm mit 2 Erkern und großer Toröffnung mit Fallgatter. In der Toröffnung unten ein bärtiger Männerkopf, nach allg. Version der Kopf des Apostels Paulus, des Patrons des Hochstifts Münster. Für dieses Wappen ist bis jetzt als frühestes Vorkommen ein Siegel aus dem Jahre 1351 nachgewiesen.

Siegel: Das Siegel um 1950 führt neben dem Wappen noch die Jahres-zahl 1591, da in diesem Jahre nach dem Einfall der Spanier das in Verlust geratene Siegel erneuert wurde
Stadtfahne: weiß-rot.

Finanzwesen

Münzwesen

Münzstätte des Grafen Otto II. von Ravensberg (1227-44) für Sterlinge, nach 1252 der Burgmannen von Vechta unter bischöflich münsterscher Oberhoheit.

  • 1923 Notgeld ausgegeben.

Steuern

In der münsterschen Zeit wurden die üblichen Schatzungen ausgeschrieben. Die Stadt erhob nur kleinere Abgaben, wie Markt- und Brückengeld, Brüchten usw. Sie war außerdem Wroge und Accise berechtigt.

Stadtgebiet

Außer der Stadt im engeren Sinne gehören zum Stadtgebiet seit jeher die Ortschaften : Hagen, Tonnenmoor, vor dem Moore, Gut Welpe, Grünenmoor, Stoppelmarkt, Rieden, Petersburg.

1933 eingemeindet: Oythe, Telbrake, Holzhausen, Gut Füchtel, Stukenborg und Gut Vardel. 1945 wurde das Gut Vardel wieder nach Langförden ausgemeindet.

Ortsteile

Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

Obwohl der Bischof von Münster Landesherr war, gehörte Vechta bis 1667 kirchlich zum Bistum Osnabrück. 1667 wurden durch Vertrag auch die kirchlichen Rechte von Münster übernommen.

Von 1543-1614 herrschte das protestantische Bekenntnis vor, dann Wiedereinführung des Katholizismus. Seit 1630 ist Vechta Diakonatsbezirk, 1640 Gründung des Franziskanerklosters, dessen Klosterkirche seit der Säkularisation 1812 Simultankirche. 1699-1803 Sitz des 851 in Wildeshausen gegründeten, durch die Schweden von dort vertriebenen Alexanderkapitels. 1831 Errichtung des bischöflich münsterschen Offizialats zur Wahrnehmung der dem Bischof zustehenden kirchlichen Verwaltungsgeschäfte im oldenburgischen Anteil des Bistums Münster, mit Ausnahme der Weihen. Bis 1803 war Vechta rein katholisch.[5]

Kirchengründung (rk.)

Die dem hl. Georg geweihte Burgkapelle der Grafen von Ravensberg gehörte noch dem 12. Jahrh. an. Ihr Pfarrgebiet ist 1208 bezeugt und stammt von der Mutterpfarre Langförden, zum Teil auch wohl von Lohne.

  • Nach der Reformation kam die 1452 neuerbaute Kirche 1613 wieder an die Katholiken. Sie erhielt 1723 einen neuen Turm.
  • Die Sekenkapelle, 1881 neu gebaut, geht ins Mittelalter zurück.
  • Die Kapelle am Stoppelmarkt, bald nach dem Dreißigjährigen Kriege erbaut, wurde 1873 erneuert.
  • Die Franziskaner gründeten 1652 das Gymnasium Antonianum und bauten 1727-1731 eine neue Klosterkirche zum hl. Joseph. 1812 wurde das Kloster aufgehoben und als Strafanstalt eingerichtet. Die Klosterkirche ist seither Simultaneum.
  • 1667 nahm das vertriebene Wildeshausener Kollegiatkapitel in Vechta Wohnung und ließ sich 1699 bis zur Aufhebung 1806 gänzlich nieder.
  • Die Dominikaner errichteten 1901 ein Kloster zur Rosenkranzkönigin mit Ordens- und Missionsschule.
    • Quelle: Börsting, H.: Geschichte des Bistums Münster (1951)

Reformation

Von 1543-1614 herrschte das protestantische Bekenntnis vor, dann Wiedereinführung des Katholizismus. Seit dem Übergang an Oldenburg kleine ev. Gemeinde (seit 1808), die die ehem. Klosterkirche (Simultankirche) mitbenutzt. 1950 Anteil der ev. Bevölkerung etwa 25%.

Juden

Juden sind seit 1711 ansässig. 1837: 58, 1939: 4.

Wohlfahrtspflege

  • Stand 1952: Gründung des ersten Krankenhauses, St.- Marien-Hospital, um 1850; 1945 infolge des Flüchtlingszustroms Gründung eines zweiten Krankenhauses, St.- Georgs- Stift. Waisenhaus St.-Josefs-Heim seit 1892.
  • Apotheke: Stadt-Apotheke (heute Apotheke an der Probstei) vor 1684

Bildungswesen

  • Stand 1952: 1433 Lateinschule, seit 1550 auch Unterricht im Rechnen und Deutsch, entwickelte sich nach dem 30jähr. Kriege zur Volksschule. 1674 eigene Mädchenschule. 1650 Klosterschule der Franziskanerpatres, 1714 zu einem Gymnasium ausgebaut, nach Aufhebung des Klosters 1812 vom oldenburgischen Staat übernommen, 1946 vom Land Niedersachsen. 1830 Gründung einer Normalschule zur Ausbildung von Volksschullehrern, 1861 in ein Lehrerseminar, 1920 in eine Dt. Oberschule umgewandelt; seit 1946 Pädagog. Hochschule. 1859 wurde von den Schwestern U. l. Frau eine höhere Mädchenschule eingerichtet, die von 1877-1926 Lehrerinnenseminar war, 1926 wurde die Anstalt zum Oberlyzeum ausgebaut, seit 1946 Oberschule für Mädchen. Gleichzeitig hatten die Schwestern U.l. Frau seit 1923 eine Handelslehranstalt für Mädchen (Vorschule, mittlere und höhere Handelsschule) bis 1940 und eine Frauenschule von 1925-40. 1909 gründeten die Dominikaner eine Ordens- und Missionsschule. Gewerbliche Fortbildungsschule seit 1901. Kaufm. Fortbildungsschule seit 1911. Landwirtschaftl. Berufsschule seit 1920. Landwirtschaftsschule seit 1924. Ev. Volksschule seit 1809. Kath. Volksschule seit 1650, beide Schulen seit 1938 zur dt. Volksschule vereinigt, seit 1945 wieder Bekenntnisschulen. Im Landbezirk: Volksschule in Oythe seit dem 17. Jhdt., in Hagen seit 1912. [6]

Zeitungswesen

  • Sonntagsblatt 1834-59, daneben 1848-52 Hausfreund des kath. Bürgers und Landmanns und von 1857-59 Religiöses und polit. Blatt
  • Neue Zeitung seit 1859, als Vechtaer Ztg. seit 1882.
  • Oldenburgische Volksztg. seit 1894, mit der 1896 die Vechtaer Ztg. vereinigt wurde. Als Beilage zur Oldenb. Volksztg. die illustr. Heimatbll. für das Oldenb. Münsterland. [7]

Bibliografie

  • G. Rüthning, Oldenburger Urkundenbuch, Band 5 und 8 (1930).
  • Clemens Pagenstert, Die Bauernhöfe im Amte Vechta (1908).
  • Pagenstert, Heimatkunde von Vechta (1902).
  • Driver, Gesch. des Amts Vechta (1803).
  • Nieberding, Geschichte des Niederstifts Münster (1840/52).
  • Niemann, Geschichte des Oldenb. Münsterlandes 2 (1889).
  • G. Reinke, Wanderungen durch das Oldenburger Münsterland (1920/27).
  • P. Kollmann, Stat. Beschreibung der Gemeinden des Hzt. Oldenb. (1897).

Bibliografie-Suche

Genealogische Bibliografie

  • Rote Reihe des Heimatbund für das Oldenburger Münsterland, Heft Nr. 13
    • Ludger Kock, Peter Sieve, Einwohnerverzeichnisse aus dem Jahre 1703 der Kirchspiele Steinfeld, Lohne, Vestrup, Bakum, Vechta, Oythe, Langförden, Emstek, Cappeln, Lindern und Essen Preis: 20,80 €

Fußnoten

  1. Quelle: Keyser, Erich (Hrsg.): Niedersächsisches Städtebuch (1952)
  2. Literatur: Willoh, Führer durch Vechta und Umgegend (1900).
  3. Literatur: A. Wünsche, Die Gestalt der Städte im Fürstbt. Münster (Diss. 1937). K. Willoh, Der Wiederaufbau der Stadt Vechta 1684, in: Jb. für die Gesch. des Hzt. Oldenburg 7 (1898).
  4. Literatur: D. Kohl: Das ältere Verfassungerecht der südoldenb. Städte, in: Niedersächs. Jb. 9 (1932). Engelke, Ein Beitr. zur älteren Verfassung der Stadt Vechta, in: Jb. für die Gesch. des Hzt. Oldenburg 19 (1911).
  5. Literatur: Willoh, Geschichte der kath. Pfarreien im Hzt. Oldenburg 3 (1898).
  6. Literatur: Willoh, Das Gymnasium Antonianum zu Vechta (1898).
  7. Literatur: G. Reinke, Die Oldenb. Volksztg., ihre Entstehung und Entwicklung (1928).

Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Heimatforschung in Westfalen

Zufallsfunde

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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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