Deutsche und französische Kultur im Elsass/005

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Deutsche und französische Kultur im Elsass
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[004]
Nächste Seite>>>
[006]
Kultur elsass.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



bedingen eben die soziale und geistige Zusammengehörigkeit der Individuen, die eine der wichtigsten Voraussetzungen aller Kulturarbeit darstellt. Zwar sind keineswegs alle wichtigen Kulturthatsachen in einem Land aus der nationalen Kulturarbeit dieses Landes herausgewachsen. Sehr häufig sind sie von irgend einer fremden Nation übernommen und höchstens im nationalen Geist fortgebildet worden. Aber Erzeugnisse irgend eines nationalen Geistes sind sie immer, und jede grosse Nation hat so viele durchaus eigenartige Kulturthatsachen erzeugt und die übernommenen fremden Kulturbestandteile so eigenartig fortgebildet, dass die Kultur in allen ihren wichtigen Beziehungen ein nationales Gepräge trägt. Wir können daher wohl von einer deutschen und französischen Kultur reden. Die gemeinsame Arbeit aller Volksgenossen an der Vervollkommnung ihres geistigen und materiellen Lebens hat diesem Leben besondere nationale Züge verliehen.

Wie ist nun der Schauplatz dieses Kampfes, das Elsass, wie sind die Menschen, die diesen Kampf kämpfen, beschaffen ? — Wie Gallien zur Zeit Cäsars, so teilt sich auch das Elsass in drei deutlich unterschiedene Teile, die kornreiche Ebene, das rebenbewachsene Hügelland und das waldreiche Vogesengebirge. Ebene und Hügelland wetteifern an Fruchtbarkeit miteinander, Getreide aller Art, Hopfen, Tabak, Obst und Wein, gedeihen in üppiger Fülle. Auch in die Thäler des Gebirges dringt der Ackerbau, und an den sonnigen Abhängen der Berge wächst die Rebe. Weiter hinauf bedeckt dichter Tannen- und Buchenwald die Schultern der Berge, und auf den Kämmen und Gipfeln dehnen sich die grasreichen Weiden. Zahlreiche kleine und grössere Flüsse durchströmen das Land. Der Rhein ist der Grenzfluss des Landes gegen Osten, aber der eigentliche Fluss des Elsasses ist die sanftströmende Ill, die im äussersten Süden des Landes entspringt, durch üppige Waldungen oder fruchtbare Fluren den grössten Teil des Landes der Länge nach durchzieht, und erst im Norden von Strassburg sich in den Rhein ergiesst. Auch die Vogesen senden zahlreiche Flüsse und Flüsschen im Süden der Ill, im Norden direkt dem Rheine zu. Der Charakter des Gebirges und des Hügellandes ist allbekannt, und von ihnen gilt der alte Spruch, drei Burgen auf einem Berge, drei Kirchen auf einem Kirchhof, drei Städte in einem Thal, das ist das Elsass überall. Aber auch die Ebene lässt sich mit einer Rübenflur der Provinz Sachsen nicht vergleichen. Vielfach leicht gewellt ist sie überall, von natürlichen Wasseradern und den grossen Schiffahrtskanälen, die den Rhein mit Rhone und Marne verbinden, durchschnitten. Dichte Wälder und üppige Wiesen begleiten den Lauf des Rheines und der grösseren Flüsse. Im Hochsommer verwandeln sich diese Flusswälder in undurchdringliche Dickungen von Schlingpflanzen und Unterholz. Leise gleitet der Kahn durch diese, dem Wanderer unzugängliche blumenerfüllte Wildnis, und die Schwüle und die Insektenplage

Bildunterschrift:
TH. SCHULER: FRAUENTRACHT IN HOFFEN.