Die Deutschen Personennamen/013

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Die Deutschen Personennamen
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die zahlreichen Unarten und Torheiten, die zu verschiedenen Zeiten der deutschen Rechtschreibung angehaftet haben, auch in die Namen gekommen, und während sonst die neuere Zeit manche von ihnen beseitigt hat, sind sie hier „gesetzlich geschützt“. Auch die einzelnen Familien halten mit Zähigkeit an ihnen fest, eben gerade, um den Namen als solchen von dem ähnlich klingenden Wort der Sprache zu unterscheiden. Die Wunderlichkeiten der Schreibung verhüllen aber vielfach die Bedeutung des Wortes oder erwecken die Vorstellung, daß der Name, eben weil man ihn anders schreibt, auch einen anderen Sinn habe. Wir müssen deshalb stets von der Schreibung absehen und uns nur an den Klang halten. Die Sprache ist überhaupt die Gesamtheit der gesprochenen Worte, nicht der geschriebenen. Sie wäre auch vorhanden, wenn man sie überhaupt nicht schriebe, ist Jahrhunderte hindurch so vorhanden gewesen, und es gibt noch heute zahlreiche Sprachen, die man nur spricht und nicht schreibt. Gerade die Gebildeten, die so viel mit Büchern zu tun haben, die auch fremde Sprachen meist nur aus Büchern kennen und sich mit der richtigen Schreibung des Deutschen, Französischen, Englischen redlich plagen, sind schwer davon zu überzeugen, daß allein die gesprochenen Worte die Sprache darstellen und daß die geschriebenen oder gedruckten nur ein (stets unzureichender) Versuch sind, die gesprochenen wiederzugeben. Die Namen Baumm, Bekker, Bergk, Beer bedeuten also nichts anderes als Baum, Bäcker, Berg, Bär. Vischer[1] ist Fischer, Cremer Krämer, Fendrich


  1. Vischer, der Name, den z. B. der Bildhauer Peter Vischer in Nürnberg trägt, ist genau dasselbe Wort wie Fischer und ganz ebenso zu sprechen. An der Nordsee ist Visser ein häufiger Familienname. Wir haben ja im Deutschen die Eigentümlichkeit, daß wir den harten F-Laut oft auch durch V ausdrücken: z. B. in Vater, Volk. Oft wechselt sogar in verwandten Worten f und v: Fülle kommt her von voll, der Fürst ist der vorderste, fordern und fördern kommt von vorder; vor und für sind nahe verwandte Wörter. Paul Gerhardt singt: „Wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür“, und der Wachtmeister sagt in Schillers Wallenstein zum Rekruten: „Muß ein fürnehmer Geist jetzt in Ihn fahren“. Es ist deshalb ganz falsch, wenn in einer Menge von Namen das V von vielen wie W gesprochen wird. Es muß vielmehr wie F gesprochen werden in Villinger (von der Stadt Villingen in Baden), Vilmar, von Vincke (d. h. Finke), von Veltheim (d. h. Feldheim; der Wallensteinsche General Illo unterzeichnet sich auf dem Pilsener Schluß als Veldtmarschalch), in dem holländischen van in Namen wie van Dyk, wie es ja auch niemandem einfällt, Voß, den Dichter her Luise, mit W zu sprechen.