Die Deutschen Personennamen/067

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Die Deutschen Personennamen
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können wir uns klar machen an zahlreichen Bespielen der Geschichte. Plato erhält diesen Namen erst von Sokrates angeblich wegen seiner breiten Brust; ursprünglich heißt er Aristokles. Ein Artaxerxes heißt Makrocheir Langhand. Der Römer Mucius steckt seine rechte Hand ins Feuer und läßt sie verbrennen um dem König Porsenna seine Furchtlosigkeit zu beweisen; seitdem heißt er Scaevola, Linkhand. So erzählt wenigstens Livius, die Wissenschaft erklärt heute den Namen anders. Manlius Torquatus heißt nach der Halskette torques, die er dem feindlichen Führer abgenommen hat und seitdem selbst trägt. Unter den Jüngern Jesu unterscheiden wir Jakobus den Älteren und Jakobus den Jüngeren. Antigonus II. von Mazedonien heißt Doson, einer, der immer so tut, als ob er schenken wollte. Aus der mittelalterlichen und neueren Geschichte ist zu erwähnen Pipin der Kurze, Karl der Kühne, Kahle, Dicke, Einfältige, Ludwig der Fromme, Philipp der Schöne, Heinrich der Heilige, der Stolze, Iwan der schreckliche, August der Starke; aus dem Tell bekannt ist Johannes Parricida, der Mörder. Aus der Literatur erwähne ich noch Reinmarden Alten, den Simplicius Simplicissimus des Grimmelshausen, den der Einsiedler wegen seiner Einfalt so nennt, den langen Peter aus Itzehoe in Schillers Wallenstein, den grünen Heinrich Kellers, der so nach seinem grünen Rock heißt und zu anderer Zeit vielleicht den Namen Heinrich Grün danach bekommen hätte.

Als Eigennamen finden wir diese Adjektiva oft in der Form Lange, Schwarzer. Sie haben dann noch die Deklinationsendung: der Lange, ein Schwarzer; ich führe unten meist nur eine Form an. So sagen auch die Holländer de Witt, de Grote, de Jonghe: der Weiße, der Große, der Junge, die Franzosen Le-brun, Le-grand: Braun, Groß[1]. Mit dem Namen Jung und Alt oder Zusammensetzungen wie Jungnickel, Althans unterschied man öfters Vater und Sohn, die den gleichen Namen trugen,


  1. Der Artikel ist hier ebenso weggefallen wie bei vielen Ortsnamen. Wie wir heute noch von der Wartburg reden, so hieß es die Kreuzburg, die Wasserburg (Stadt am Inn), die Bernstadt; Luther schreibt: ins Deutschland, weilt 1530 auf der Coburg, noch Goethe reist ins Karlsbad. Die holländische Hauptstadt heißt noch heute der Haag, eine französische Stadt le Havre. Und wir behalten auch im Deutschen noch den Artikel bei kleinen Kolonien: die Sandhäuser, ich gehe nach den Grenzhäusern.