Die Deutschen Personennamen/097

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Deutschen Personennamen
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[096]
Nächste Seite>>>
[098]
Die Deutschen Personennamen.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


Stadt nennen. Noch später bezeichnen sich die kleinen Bürger nach dem Orte, aus dem sie zugewandert sind, oder der Lage ihres Hauses, endlich die Bauern nach ihrer Wohnstätte.

Neben den Herkunftsnamen, aber doch später als diese treten die andern auf: die von alten Tauf- oder Vornamen hergenommenen, die Übernamen zuletzt die Bezeichnungen nach Beruf und Stand. Die letzteren sind in Basel und Umgegend noch selten vor 1200, häufig erst von 1250 ab. Dieser Unterschied bezeichnet nach Socin eine wichtige soziale Umwälzung. Im 12. Jahrhundert sind die Handwerker noch unfrei, allmählich gewinnen sie größere Rechte. Um 1300 ist ihre Emanzipation vollzogen, und ihr größeres Selbstbewußtsein drücken sie nun auch darin aus, daß sie sich Familiennamen beileqen (Socin S. 237f. 241. 245. 547f., Reichert S. 40).

Die Reihenfolge der Stände ist auch anderswo im allgemeinen dieselbe, wie sie Socin für Basel angibt, aber das Auftreten und Festwerden der Namen geschieht in verschiedenen Gegenden zu verschiedenen Zeiten. „Alte Kulturstätten sind vor jüngeren ein gutes Stück voraus“ (Reichert).

Am frühesten treten die Familiennamen in Süddeutschland und am Rheine auf, in Köln 1106, in Zürich von 1150 ab, später in Mitteldeutschland, so in Nordhausen im 13. Jahrhundert, noch später in Norddeutschland, in Pommern seit 1300. In Breslau bürgern sie sich im 13. Jahrhundert ein; in den Verzeichnissen der Breslauer Konsuln, die 1254 beginnen, begegnen einnamige Personen nur vereinzelt. Nach 1350 ist die Doppelnamigkeit in Breslau so sehr die Regel geworden, daß Personen, denen ein zweiter Name fehlt, in den Urkunden ausdrücklich als Heinrich oder Nikolaus ohne Zunamen bezeichnet werden (Reichert 43). In Hamburg wird im 13. Jahrhundert in der Regel und oft noch im 14. Jahrhundert nur ein Name gebraucht, in Bremen sind Zunamen im 14. Jahrhundert noch selten, erst im 16. Jahrhundert allgemein. Daß die Namen im Norden später eingeführt und fest geworden sind als im Süden, zeigt sich auch in den zeitlichen Grenzen, die Socin und Reichert ihren Büchern gesteckt haben. Socin schließt in Basel den Zeitraum, den er behandelt, mit dem Jahre 1300, Reichert muß ihn in Breslau bis 1400 ausdehnen. Der Verlauf ist dabei nicht, wie man zunächst denken sollte, der, daß der Name zunächst nur dem einzelnen gegeben und erst ganz allmählich auf die Nachkommen übertragen wird, sondern obgleich