Die Deutschen Personennamen/103

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Die Deutschen Personennamen
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Erst spät haben auch die Juden Familiennamen angenommen, während sie vorher ihre einfachen alttestamentlichen Namen wie Levi, Aron führten. Auch in Reuters Stromtid haben Moses und sein Sohn David nur einen Namen. Die Juden sind in Österreich unter Joseph II., in Preußen 1812 zur Annahme von Familiennamen genötigt worden. Wir finden unter diesen Namen viele, die gesucht und geschmacklos sind wie Rubinstein, Karfunkelstein, Saphir, Feilchenfeld. Im übrigen folgt man, weil es in der Natur der Sache liegt, unwillkürlich denselben Gesichtspunkten, nach denen die Sprache sonst die Namen geschaffen hat. Wir finden alte Einzelnamen: Abraham, David; Patronymika: Mendelssohn; Herkunftsbezeichnungen: Bleichröder, Leipziger, Landau; Eigenschaften, bei denen nur das Schmeichelhafte allzusehr in den Vordergrund gestellt ist: Ehrlich, Aufrichtig, Dienstfertig, Immerwahr; Standes- und Berufsbezeichnungen: Kassierer, Doktor. Zu diesen gehört auch das hebräische Cohn: der Priester. Altjüdische Namen sind auch Löwe, Wolf, Fuchs, Hirsch, Hirzel für Hirschel (S. 75), dasselbe bedeutet Herschel; sie kommen schon im Segen Jakobs 1. Mose 49 vor (Tobler 182ff. Kleinpaul, Pers. 116ff.). Keine Familiennamen haben die Angehörigen der Herrscherhäuser. Sie gehören gewissen Familien an, den Hohenzollern, den Habsburgern, den Wittelsbachern, den Wettinern, aber sie „heißen“ nicht so. Noch klarer wird das, wenn wir etwa an das englische Herrscherhaus oder an Baden denken. Wir haben bei diesen Namen noch zu sehr das Gefühl des ursprünglichen Sinnes. Nennen wir den preußischen König Wilhelm von Hohenzollern, so haben wir die Empfindung, daß das zur Gegenwart nicht paßt; die Familie gehört nicht mehr dem bloßen Adel an. Nennen wir ihn Wilhelm von Preußen, so fällt uns ein, daß das kein Name ist, sondern die Bezeichnung seiner gegenwärtigen Stellung.

Neben der Höhe die Tiefe. Der Familienname fehlt im wesentlichen auch den Dienstboten, besonders den weiblichen und anderen Mädchen in ähnlicher Stellung. Das Dienstmädchen oder die Hausschneiderin heißt bloß die Ida, oft weiß kein Mensch ihren „Schreibnamen“. Das ist nichts Verächtliches, sondern etwas Gemütliches Das Leben dieser Mädchen verläuft eben ausschließlich im Hause.

Das allmähliche Festwerden der Familiennamen zeigt sich auch darin, daß man, als die Namen schon Jahrhunderte hindurch bestanden