Die Deutschen Personennamen/111

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Die Deutschen Personennamen
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David Copperfield, Ham Pegotty, Uria Heep, Josua Bounderby, Ebenezer Scrooge, Habakuk Gilfillan in Scotts Wawerley, endlich an Enoch Arden. Besonders die Puritaner, die ihr Ideal der Streitbarkeit in alttestamentlichen Vorbildern finden, verwenden mit Vorliebe solche Namen. Ja, sie gehen noch weiter und gebrauchen ganze Bibelsprüche als Vornamen (Becker S.25. Kleinpaul, M. u. V. 173). Aus Deutschland erwähne ich Ephraim Lessing, der als Sohn eines Pastors den alttestamentlichen Namen erhalten haben mochte. Vgl. auch Kreuzwende und Quod deus vult S. 75.

Auf katholischer Seite hatte der Catechismus romanus[1] 1566 bestimmt, daß man die Namen der Heiligen wählen solle, und so kann man bei den Vornamen in Deutschland noch heute geradezu eine Süd- und eine Nordgruppe scheiden. Vincenz, Ignatius, Aloysius, Xaver sind ausschließlich katholische Vornamen. Der Name Maria hat inzwischen eine große Verbreitung erlangt und wird jetzt auch für Männer verwendet. Ich erinnere an Johann Maria Farina und Karl Maria von Weber. Selten geschieht das mit anderen Frauennamen: Graf Karl Anna von Oppersdorff.

Die Zeit der französischen Nachahmung bringt eine Menge französischer Namen. Besonders bildet man weibliche Ableitungen von Männernamen auf ine und ette wie Philippine und Henriette. Da sie für den Gebrauch zu lang sind und andererseits auch in die niederen Volksschichten eindringen, so entstehen die bekannten übelklingenden Abkürzungen, so daß womöglich in einer Familie die Töchter Pine, Line, Trine, Mine und Fine gerufen werden. Über das Absterben der deutschen Namen in dieser Zeit klagt 1804 Jean Paul, der selber auch einen französischen Vornamen trägt.

Nach 1813 treten die deutschen Namen wieder mehr hervor. Heute sind die meisten Männernamen deutsch, unter den Frauennamen ist nur wenig von dem alten reichen Bestände erhalten. Namentlich klein ist die Zahl wirklich weiblicher Namen wie Gertrud oder Hildegard (S. 32). Denn viele sind nur weibliche Bildungen zu männlichen Namen wie Karoline; dabei hat man kein Gefühl mehr


  1. Nomen ab aliquo sumendum est, qui propter excellentem animi pietatem et religionem in Sanctorum numerum relatus est. Quare reprehendendi sunt, qui gentilium (der Heiden) nomina et corum praecique, qui omnium sceleratissimi fuerunt, pueris imoinunt.