Die Probstei in Wort und Bild/087

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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Über die Landwirtschaft der Probsteier.

Allgemeine Bemerkungen.

Ueber die Landwirtschaft der Probsteier sind bereits in mehreren ökonomischen Zeitschriften, in Thaers Annalen, in den älteren und neueren Provinzialberichten, Ansichten, Bemerkungen und Urteile reisender Oekonomen dem größeren Publikum mitgeteilt worden; allein fast alles, was ich bisher darüber gelesen habe, war einseitig, unvollständig und häufig mit Unrichtigkeiten untermischt. Selbst die Bemerkungen, welche der so gelehrte Oekonom, der Geh. Rat Thaer, auf seiner Flugreise durch die Probstei eingesammelt hatte, waren von diesen Fehlern nicht frei. Er teilte sie nur damals schriftlich mit, und gestand selbst in seinen Annalen, daß er sich aus dem Chaos widersprechender Angaben und Nachrichten nicht zu einer deutlichen richtigen Kenntnis hätte erheben können, wenn ihm die Aufklärungen, die ich ihm damals mit Vergnügen mitteilte, und deren er mit so vieler Güte erwähnt, nicht zu Hilfe gekommen wären. Auch ist diese Erscheinung sehr erklärbar. Mehrere Reisende eilten zu flüchtig durch die Probstei, oft nur durch einzelne Dörfer derselben, um sich gehörig orientieren zu können; mehrere beurteilten die Landwirtschaft der Probstei nach ihren mitgebrachten ökonomischen Grundsätzen, nach ihren auf Glauben angenommenen Regeln, ohne auf die lokalen Verhältnisse, die sie entweder nicht allseitig kennen konnten, oder doch nicht gehörig beachteten, die erforderliche Rücksicht zu nehmen. Einzelne wandten sich an den ersten besten Probsteier, tun ihn auszufragen, und trafen dann bald einen, der selbst nicht gehörig unterrichtet war, bald einen, der vorwitzig genug war, um dem Inquirierenden Unwahrheiten mitzuteilen. Mehrere, selbst gebildete Probsteier, verstanden die technischen Ausdrücke in den Fragen der Reisenden entweder gar nicht, oder unrecht, und brachten so falsche Nachrichten, ohne es zu wollen, in Umlauf. Auch hatten die in verschiedenen Gegenden verschiedenen Benennungen sowohl der Maße, als der Feldarbeiten, der Ackergeräte, wie ihrer Teile, einen bedeutenden Anteil an den oft lächerlichen Mißverständnissen und Irrtümern, welche die Antworten der Probsteier auf die Fragen der Reisenden enthielten und die dann in ihre Urteile übergingen. Ich könnte alle diese Behauptungen mit vielen Beispielen beweisen, allein es ist nicht meine Absicht, eine Kritik der ökonomischen Reisebemerkungen zu schreiben, nur die Resultate der Beobachtungen und Erfahrungen will ich mitteilen, auf welche mich der vieljährige Umgang mit unseren denkenden Landwirten und die sorgfältige Aufmerksamkeit auf den Gang der Landwirtschaft in beiden Kirchspielen, der ich so gerne meine Erholungsstunde widmete, leiteten. Es ist überall keine leichte Ausgabe über die Landwirtschaft der Probsteier etwas festes, sicheres zu sagen. Man muß das Lokale ganz kennen, man muß anhaltend und genau beobachten, man muß das Temporäre, oft Momentane, von dem Bleibenden mit Umsicht sondern. Wo weder über die Einteilung der Felder, noch über den Wechsel der Saaten gesetzliche Bestimmungen oder feste Vereinbarungen der Kommunen stattfinden, wo, wie das hier bei der Einkoppelung der Fall war, jeder einzelne sein Feld nach seiner Willkür, nach seinen individuellen Ansichten und Zwecken einteilte, wo also nicht einmal eine feste Regel für die Zahl der Schläge in jeder Wirtschaft angenommen ist, ist es sehr leicht, zu einseitigen und falschen Urteilen verleitet zu werden. Auch kann ja unter Landleuten, die, wenn sie gleich denkende Wirte sind, dennoch keine wissenschaftliche Bildung haben, mithin bei ihrem Ackerbau keine positive Regeln befolgen, kein eigentlich systematischer Gang der Wirtschaft stattfinden, und so wird der Beobachter nur durch fortgesetzte Aufmerksamkeit auf die einzelnen Erscheinungen, wie auf das Ganze, zu Resultaten gelangen können, die sich wahrlich nicht im Durchfluge, nicht bei einer flüchtigen Ansicht einzelner Partien des so verschiedenen Ganzen erhaschen lassen. Besonders erschwert ein vermeintlich kluges Temporisieren der Probsteier, welches besonders im Fruchtwechsel die sonderbarsten,