Die Probstei in Wort und Bild/098

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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der Pastoratländereien wollten mir zeigen, wie viel sie zur Verbesserung des Landes thäten, und hatten jeder zwei Stücke bemergelt, und zwar so übermergelt, daß ich erst nach mancherlei Versuchen diese Stücke wieder beackerungsfähig machen konnte. Allmählich bildete sich nun diese Erfindung aus. Man bemerkte in den Gruben Schichten von ganz verschiedener Art. Man gab genau Achtung, wo jede Gattung hingefahren wurde; man bezeichnete die Stellen auf mancherlei Weise, um so (nach einem Probsteier Idiotism.) zu erforschen, welche Ware die beste sei. Nun lehrte die Erfahrung folgende Werkmale der besten Ware: sie muß nach Angabe der Probsteier

von heller Farbe, nicht dunkelrot, bräkeligt, nicht zäh sein;

sie muß hart sein, und nicht leicht auszugraben;

sie muß viel mit Kreidesteinen vermengt sein (viel Kalkteile enthalten);

sie muß schimmligt aussehen;

sie muß, wenn sie durchgefroren oder im Sommer auf dem Lande durchgetrocknet ist, leicht in Asche zerstieben;

je tiefer aus der Grube, desto besser die Ware.

Die äußerste Aufmerksamkeit mit der die Probsteier beobachteten, und ihr vernünftiges Räsonnieren über ihre Beobachtungen und Erfahrungen führte sie bald weiter. So hatten sie unter andern bemerkt, daß einzelne Stücke der sogenannten besten Ware bei einem sanften warmen Regen aufbrausten, und einen zischenden Ton von sich gaben. Dies veranlaßte sie, mehrere Stücke mit nach Hause zu nehmen, und Wasser, Bier, Branntwein, Scheidewasser, Essig darauf zu gießen. So kamen sie dahin, sich zu überzeugen, daß der Mergel am besten sei, der am stärksten durch Säuren aufbrause, und so leiteten sie ihre bloß empirischen Versuche und eine sorgfältig beobachtete Erfahrung auf den Lehrsatz der Theorie, daß der Mergel, welcher die meisten Kalkteile enthält, der wirksamste zur Verbesserung des Bodens sei. Daß die Probsteier den Mergel nach Geruch und Geschmack geprüft und beurteilt haben, ist übrigens ein grundloses Märchen. Ich bin dem Gange dieser Entdeckung so aufmerksam gefolgt, und habe so allseitig wie möglich beobachtet, aber nie habe ich ein Beispiel davon gefunden. Wohl erinnere ichs, daß ein junger windiger Hamburger, der sich gegen einen Probsteier, den er vielleicht prellen wollte, rühmte, sobald er nur ein Stück Land betrete, zu wissen, wo der beste Mergel sei, von diesem die treffende Antwort erhielt: das sei noch nichts, er könne ihn aus der Ferne riechen. Ebenso weiß ich, daß ein alter Probsteier, der mit Strohmatten und Strohhüten im Lande umherging, sich der Geschicklichkeit rühmte, Mergel am Geruch zu unterscheiden. Allein nie galt dies Merkmal bei unseren denkenden Wirten. Aus solchen Quellen entstehen dann Gerüchte dieser Art, einer sagt sie dem anderen nach, so verbreiten sie sich, und werden durch allerlei Zusätze verschönert.

Der Mergel in der Probstei ist nur ein kalkiger Thon, dem sehr häufig, ja meistens noch Sandteile beigemischt sind. Die Thonteile sind vorherrschend. Die obern Schichten enthalten gewöhnlich wenig, oft fast gar keine Kalkteile, und gemeiniglich wird der Mergel um so kalkreicher, je tiefer er herausgegraben wird. Aber äußerst mannigfaltig ist seine Verschiedenheit, sowie das Verhältnis, in dem Thon und Kalk mit einander verbunden sind. Nur äußerst selten habe ich in der Probstei echten Kalkmergel gefunden, höchstens in sehr tiefen Gruben ganz unten in einigen Schichten, noch seltener Muschelmergel, und diesen in Wiese unter blauem Lehm, der oben einige Fuß Moorgrund hatte. Ueber die geringere oder größere Wirksamkeit der einzelnen Arten geben meine Beobachtungen und Erfahrungen folgende Resultate. Der blaue Wiesenmergel oben in den Gruben ist von geringer Wirksamkeit,er ist eigentlich nur Lehm, und muß mit Vorsicht aufgefahren werden, nur dünn und wo möglich vor dem Winter, damit er durchfrieren kann. Sonst bindet er zu sehr, wirkt oft gar nicht, und wird zuweilen gar zum Schaden. Blauer Mergel nach hellgelbem Thon, wäre er auch erst nur