Erziehung im XX. Jahrhundert/036

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Erziehung im XX. Jahrhundert
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und alle Verfassungseinrichtungen, die sich in dem Lande von 80 Millionen Einwohnern bewährt haben, sind nach Möglichkeit auch auf die kleine Schulrepublik übertragen worden. Sie wählt ihre Beamten selbst, hat ihre eigene Gesetzgebung, eigenes Gericht und Gefängnis und aus Zinn geprägte Münzen. Die Mittel zur Unterhaltung der Schulrepublik werden teils durch die Arbeit der Schüler in Haus und Garten (mit der Schule sind eine Farm, eine Bäckerei, eine Wäscherei, eine Buchdruckerei und verschiedene andere Werkstätten verbunden), teils durch freiwillige Spenden aufgebracht. Dabei werden in diese Anstalt keineswegs die Musterknaben und tugendhaften Mädchen aufgenommen, sondern gerade die ver-

Bild: Aus dem »A B C Bilderbuch« von Hans Thoma.

kommensten und am schwierigsten zu behandelnden jugendlichen Personen, und diese entwickeln sich in der Regel schon nach kurzer Zeit zu brauchbaren, strebsamen und gewissenhaften Bürgern der Schulrepublik und späterhin vermutlich auch zu guten Bürgern der grossen Republik der Vereinigten Staaten. Es liegt diesem originellen Erziehungssystem ein Gedanke zugrunde, den schon Freiherr von Stein, der grosse Erzieher des deutschen Volkes in schwerer Zeit, mit den Worten ausgesprochen hat: »Teilnahme jedes einzelnen Zöglings an den Angelegenheiten des Ganzen«. Um so erfreulicher ist es, dass neuerdings auch deutsche Erziehungsanstalten, z. B. die Landerziehungsheime und das Erziehungsheim »am Urban« in Zehlendorf, diesen Gedanken in mustergiltiger Weise zur Durchführung bringen.