Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/181

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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gehörten, um irrige Meinungen zu widerlegen: „den Elenchum zu treiben, weil solches in Gottes Wort gegründet, und nöthig ist, ja darüber zu halten.“ Das Consistorium habe sich des Lobes derjenigen Bücher, die von reinen Theologen widerlegt wären, hinführo zu begeben, auch daß solche gelesen würden, fleißig zu verhüten. Man wolle zu dem Herrn Propsten (dieser war seit 1709 Andreas Hoyer, Pastor zu St. Johannis) das Vertrauen haben, er werde seinen sorgfältigen Eifer vor Anderen sehen lassen. Er solle keine Bücher von geistlichen Dingen zu drucken vergönnen, ohne Censur des Generalsuperintendenten. Dem Propsten konnte man es nicht verzeihen, daß er seine Söhne nach Halle geschickt hatte, dem Consistorium überhaupt nicht, daß es der Synode sich nicht unterwerfe, nicht mit dem Strafamt auf der Kanzel gegen die Irrigen einschreiten wolle, obgleich es doch nöthig sei, wie der Superintendent Dassovius auf der Synode bemerkte, „da bei ihnen sich so viele Reformirte, Anababtisten, Quäker und Pietisten eingenistet hätten.“

Es tritt aus Allem ziemlich klar hervor, wie eigentlich damals die Sache stand. Es war ein Kampf zwischen der alten Schule der kampflustigen Theologen, welche noch in Dassovius einen Vertreter hatten, und andrerseits der neuen Generation, die milder dachte. Die Tendenz der Alten war, das einmal Herkömmliche, das fest bestimmte Alte mit aller Macht aufrecht zu erhalten, als das allein Richtige zu vertheidigen, und kurzweg aller Neuerung entgegen zu treten. Dahingegen der sogenannte Pietismus war von Anfang an reformatorischer Tendenz, und hatte sich aus der Ueberzeugung entwickelt, daß an dem Bestehenden vielerlei zu ändern und zu bessern sei. Man faßt indessen die damaligen Zustände nicht richtig auf, wenn man nur in den Orthodoxen, wie sie so gern sich bezeichneten, die harten und heftigen Männer hat erblicken wollen. Auch unter der reformatorischen Parthei gab es heftige Gemüther, welche manchmal die Schranken überschritten, wie wir davon ein Beispiel gesehen haben an Muhlius, der dem anderen Generalsuperintendenten die Blätter seines zerrissenen Buches ins Gesicht warf. Die sogenannten Pietisten waren nicht Alle die stillen Leute, wie man sie etwa in einem gewissen Zusammenhange mit den späteren Herrnhutern genannt hat, obgleich sich an die pietistische Parthei eine Anzahl der sogenannten Stillen im Lande anschloß, wie es solche zu allen Zeiten