Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/191

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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der Seligkeit hauptsächlich den Nachdruck gelegt hatte, so ward dagegen von den Herrnhutern mehr die durch Christum geschehene Erlösung hervorgehoben und besonders verwiesen auf den Opfertod des Lammes Gottes, welches der Welt Sünde trägt, wie denn 1727 Zinzendorf bei der Vereinigung der Brüder zum Abendmahle in seinem Gebete „um die feste Gründung auf die wahre Blut- und Kreuz-Theologie“ flehte.[1] Im Allgemeinen aber war zu erwarten, daß diejenigen, welche als Gegner der pietistischen Richtung aufgetreten waren, auch den Herrnhutern entgegentreten und ihnen Abweichungen von dem strenglutherischen Lehrbegriff nachweisen würden. Das konnte um so mehr erwartet werden, weil in der That die Herrnhuter die Unterscheidungslehren der protestantischen Confessionen mehr in den Hintergrund stellten und überhaupt der gelehrten Theologie eigentlich keine hohe Stelle einräumten, ja selbst für die Missionen, deren sie mit besonderem Eifer sich annahmen, keinesweges ausschließlich sich wissenschaftlich gebildeter Männer bedienten.

Die Missionen aber waren es, welche für die Brüdergemeine den ersten Anknüpfungspunkt mit dem dänischen Hofe darboten. Unter dessen Schutze und Beförderung erfolgte von Kopenhagen die Aussendung der ersten Missionäre der Brüder-Unität 1732: Leonhard Dober und David Nitschmann nach St. Thomas in Westindien, und 1733 Matthäus und Christian Stach und Christian David nach Grönland. Wegen dieser Missionen in Westindien und Grönland erfreute sich die Brüdergemeine fortwährend einer Begünstigung der dänischen Regierung, aber doch längere Zeit hindurch nur in dieser Beziehung und lediglich mit Rücksicht auf die Missionen. Graf Zinzendorf war 1731 bei der Krönung Christians VI. in Kopenhagen, wurde von dem Könige ausgezeichnet, der persönlich dem Grafen und seiner Gemeinde anfänglich sehr gewogen war, und ihm das Großkreuz vom Dannebrog verlieh. Gerade diese Anwesenheit Zinzendorf's am dänischen Hofe gab die Veranlassung zu den Missionen unter den Negern. Er hatte den Kammer-Mohren des Königlichen Oberstallmeisters Grafen Laurwig kennen gelernt, welcher ihm den elenden Zustand der Negersclaven auf St. Thomas schilderte. Zinzendorf berichtete darüber bei seiner


  1. Vgl. Hegner im Magazin XIV, S. 352.