Struktur und Bewohner von Kusmen/Kreuzhöhe

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Ortszentrum von Kusmen/Kreuzhöhe
Hof Josef Gudszent in Kreuzhöhe/Kusmen, Kreis Schloßberg (Ostpr.)
Gehöft Adolf Gotthelf in Kreuzhöhe/Kusmen, Kreis Schloßberg (Ostpr.), 1944

Im Ortskern, d. h. an der Kreuzung, lag der Hof von Gustav Pilzecker. Dazu gehörten 12 ha land-wirtschaftliche Nutzfläche und die entsprechenden Wirtschaftsgebäude. Desgleichen gehörte ein Ko-lonialwarengeschäft und eine Gaststätte mit Saal dazu. Pilzecker hatte dieses Grundstück 1904 von einer Familie Schneidereit gekauft, die bereits Geschäft und Gasthaus innehatten. 1913 kaufte er das gegenüberliegende Gasthaus Guttmann, das nach dem Kauf nicht mehr als Gasthaus diente. Am 9. August 1914, beim Russeneinfall, brannten beide Geschäfte vollkommen ab. An alter Stelle wurden Geschäft und Gaststätte sowie Scheunen und zwei Ställe mit Einfahrt für Gäste neu gebaut. Auf dem früheren Guttmannschen Anwesen südlich der Straße entstand eine neue Schmiede und ein Zweifamilienhaus. Die Schmiede und eine Wohnung mietete Schmiedemeister August Bauer, die andere Wohnung war zuletzt von Schneidermeister Franz Koschubat gemietet worden. Pilzeckers betrieben auch eine Shell-Tankstelle. Bis zu 5 Liter Benzin konnten jeweils ins Schauglas gepumpt und dann in den Fahrzeugtank gelassen werden. Ein Liter Benzin kostete vor 1939 40 Pfennige. Für Zweitaktmotoren mischten Pilzeckers ein Benzin-Ölgemisch in einer Mischkanne.

Helene Pilzecker war eine geborene Päger aus Szimkuhnen (nach 1938 Schwarzenberge). Aus der Ehe gingen die Kinder Meta, Otto, Erich und Fritz hervor. Meta heiratete Ernst Städler in Zweihuben (vor 1938 Kischen). Fritz führte in Sodargen ein Kolonialwarengeschäft und Gasthaus, das sein Vater von Sodeikat gekauft hatte. Die dazugehörige landwirtschaftliche Nutzfläche von ca. 37 ha bewirtschaftete Erich Pilzecker von Kusmen aus. Die Eltern von Gustav Pilzecker, Johann und Wilhelmine, geb. Pilzecker, beide in Löblauken (nach 1929 Waldlinden) geboren, heirateten am 17.11.1869 in Lasdehnen (seit 1938 Haselberg). Beide wohnten zunächst in Darguszen (seit 1938 Siebeneichen), wo Gustav Pilzecker 1871 geboren wurde und kauften später den jetzigen Hof Blumreiter in Kusmen. Wann der Hof dann von Blumreiter gekauft wurde, ist nicht bekannt, da Gustav Pilzecker vor dem Kauf seines Grundstücks in Kusmen 1904 mehrere Jahre als Inspektor, u. a. in Snappen (seit 1938 Schnappen) tätig war. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind die 1732 in Löblauken (Waldlinden) angesiedelten Salzburger Emigranten Philipp Pilzecker (63) sowie Ehefrau Maria, geb. Emerthaler (50), sowie deren Sohn Leonhard die direkten Vorfahren der in Löblauken geborenen Eltern von Gustav Pilzecker. Sie kamen aus Klocklechen, Hundegg Gericht Gold, Salzburg.

August Bauer und Ehefrau Anna, geb. Hakelberg, stammten aus Kailen, Sohn Erich, geb. 1914.

Franz Koschubat und Ehefrau Olga, geb. Spioneck, Kinder: Siegfried, Hildegard, Hannelore, Thomas.

Dicht neben der Schmiede, am Landweg nach Kaunohnen (nach 1938 Marderfelde) lag der Hof von Fritz Wenger mit 5,5 ha Land und einem großen Obstgarten. Das strohgedeckte Holzhaus war 1826 gebaut und das älteste Gebäude im Dorf. Die Scheune blieb im 1. Weltkrieg stehen, der Stall brannte 1914 ab und wurde neu erbaut. Fritz Wenger kam aus Jogschen (nach 1938 Seehuben) und stammte aus Salzburg. Frau Wenger (geborene Steputat) war hier geboren. Der Name Galinat hat auch Verbindung zu diesem Hof. Offenbar waren sie litauischer Herkunft. Wie lange sie im Ort ansässig waren, ist nicht bekannt. Die Tochter Lydia, geb. 1912, hat ca. 1938 geheiratet und hatte einen Sohn Gerhard (Böttcher), geb. 1944.

Neben Wengers stand der Hof Petschat (Poetschat). Etwa 1910 hat Herr Petschat den Hof ausgelagert und im Zentrum seiner Ländereien neu aufgebaut. Diesen Hof (80 ha) hat Herr Otto Schweinberger 1913 gekauft und bis 1944 bewirtschaftet. Die ehemaligen Wohn- und Wirtschaftsgebäude von Petschat waren an die Familien Baumann, Hagemoser und Biebert vermietet. 1914 brannte dieser Hof restlos ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Die Baustelle wurde von Hans Schmidt gekauft.

Der Hof von Hans Schmidt lag ca. 200 m östlich der Kreuzung zwischen der Schirwindter Straße und dem Landweg nach Kaunohnen (Marderfelde). Dazu gehörten 60 ha Land. Haus, Scheune und die kleine Scheune waren 1914 abgebrannt und neu aufgebaut. Die beiden Ställe, etwa 18?? erbaut, haben den Russeneinfall 1914 überstanden. 1936 wurde auf der nördlichen Seite der Schirwindter Straße ein Deputantenhaus für 2 Familien gebaut, dort wohnten die Familien A. Radßuweit und Frau Brandt. Neben dem Speicher war 1914 nach dem Brand des Wohnhauses eine Notwohnung eingerichtet worden. Diese Wohnung wurde später von der Melkerfamilie bewohnt, zuletzt Marukewitz. Der Hof wurde von Johann Schmidt, dem Großvater meines Vaters 1845 von einer Familie Bückler gekauft. Er kam als 30-jähriger aus Kummelupehen (seit 1928 Ebenfelde). Sein Vater und Großvater Johann und … waren auch in Kummelupehen geboren, wo der Urgroßvater David Schmidt in der „Consignation der im Amt Dörschkehmen angesetzten Kolonisten" erstmals 1736 als Neusiedler aus Franken genannt wird. In Kummelupehen muss die Pest der Jahre 1708-1710 besonders stark aufgetreten sein, denn in vorgenannter Consignation wurden für Kummelupehen 1 Hesse, 1 Franke und 9 Salzburger als Neusiedler benannt. Lediglich 2 „Lithauer" waren im Ort, ob neuzugewandert oder von der Pest verschont, ist nicht vermerkt. Von der Seite meines Vaters sind hauptsächlich Salzburger, wie Hofer, Sperber, Bleyer, Eder und zweimal Schmidt aus einer anderen Linie beteiligt. Bei meiner Mutter Erna, geb. Gudßent, sind mütterlicherseits fast ausschließlich Salzburger, väterlicherseits, soweit überschaubar, nur Litauer zu ermitteln.

Die Großeltern meiner Mutter, Simon Gudßent und Enuße, geb. Gudßent, kamen beide aus Naujehnen (nach 1938 Rotfelde). Dort gab es auch bis 1944 mehrere Gudßents, früher Gudßenties. Simon und Enuße haben den Hof in Kusmen wohl gekauft. Hans und Erna Schmidt, geb. Gudßent, haben fünf Kinder: Susanne, Hans, Friedrich, Magdalene und Luise. Friedrich ist 1955 durch Unfall in Hamburg, die Eltern 1966/1971 in Bremen verstorben; sie haben 11 Enkelkinder.

Etwa 800 m nördlich der Straße lag - über einen Landweg nach Kruschinehlen (seit 1938 Frankenreuth) und Naujehnen (Rotfelde) erreichbar - der Hof Josef Gudßent, der Elternhof meiner Mutter. Der Hof war 1914 stehengeblieben. Das Haus war in der früher üblichen Weise aus Holz gebaut jedoch hart gedeckt. Weitere Geschwister waren Ernst Bauer aus Jodupönen (nach 1938 Naßfelde) verheiratet mit Ella B, verw. Schmidt, Willi Bauer in Dörschkehmen, verheiratet mit Liesbeth B, geb Jülich und Minna, Bäuerin, verheiratet mit Rudolf Schweinberger in Jogschen (Seehuben). Zum Hof gehörten 39 ha Land. Der letzte Besitzer war Onkel Josef Gudßent und seine Frau Marta, geb. Sperber, aus Naujehnen (Rotfelde), sie ist schon verstorben. Onkel Josef lebt mit Tochter Elfriede in Villig-Godesberg. Mein Großvater Josef Gudßent starb im November 1928, als ich drei Monate alt war. Meine Großmutter Auguste, geb. Moser, in Wöszupchen (seit 1938 Auengrund) geboren starb 1946 im Bayrischen Wald, sie hatte 11 Enkelkinder.

Ebenfalls ca. 800 m von der Straße entfernt, direkt am Kruschinehler Weg, lag der Hof von Adolf Gotthelf mit 13 ha. Der Hof war außer dem Schweinestall 1914 abgebrannt und neu aufgebaut. Adolf Gotthelf stammt aus Kruschinehlen (Frankenreuth) und hat nach Kusmen geheiratet. Sein Vater Gustav war Bauer in Kruschinehlen und stammte aus Birkenfelde bei Schirwindt, wo sein Vater Schmiedemeister war. Die Familie Gotthelf ist aus Salzburg eingewandert. Ida Gotthelf ist eine geborene Kallweit und stammt von diesem Hof in Kusmen. Ihr Vater Christoph Kallweit ist 1843 in Kötschen geboren und hatte die in Kusmen wohnende Marie, geb. Girrulat, geheiratet. Bei Gotthelfs waren 12 Kinder, Erich, Emil, Ernst, Adolf, Marta, Meta, Ida, Erna, Frieda, Maria, Herta und Hilde. Die Eltern mit Herta und Hilde fuhren im November 1944 nach Sachsen und wurden von dort im März 1945 noch nach Bayern umgesiedelt, wo sie mit Balbachs in der Nähe von Weiden wohnten.

200 m westlich von Gotthelfs wohnte Familie Albert Flach. Albert war Bauer und Viehhändler. In Kusmen hatte er 6 ha Land und betrieb außerdem umfangreichen Viehhandel. Seine Frau war eine geborene Hartmann aus Jodupönen (Naßfelde). Albert Flach war in Kusmen geboren. Sein Vater Georg Flach und seine Frau, geborene Borrmann, kamen aus Bühlen und haben das Grundstück in Kusmen gekauft. Albert Flach kaufte 1931 6,5 ha Weideland von Grübner/Boß, Pieragen (seit 1938 Nicklashagen) und dazu 1938 den 18 ha großen Hof von Matthes Hotopp in Schillingen bei Sodargen. Sie haben 4 Kinder, Willi, Ernst, Erna und Elli. Alle Familienmitglieder haben Krieg und Flucht gut überstanden.

Das Grundstück in Kusmen wurde an Otto Schettulat und seine Frau Frieda, geb. Kukat, verpachtet. Sie hatten drei Töchter, Renate, Ingrid und Elfriede. Otto Schettulat fiel in Rußland. Die Familie fasste im Raum Bremen wieder Fuß.

Etwa 200 m südlich der Straße unweit der Kailer Grenze, stand der Hof von Fritz Baibach, dazu gehörten 5,5 ha Ackerland. Seine zweite Frau Emma, geb. Bergenroth, kam aus Wöszupchen (Auengrund). Der Hof war seit 3-4 Generationen im Familienbesitz. Der Sohn des letzten Besitzers, Kurt Baibach, wurde 1923 geboren.

200 m westlich der Kreuzung lag an der Straße der Hof Theophil mit 1,6 ha Grundstück. T. bewohnte das Grundstück mit seiner Frau Auguste, geb. Blumreiter, und hatte es 1937 von Schloppnieß gekauft.

Circa 900 m südlich der Schirwindter Straße lag an der Stallupöner Straße der Hof von Otto Schweinberger mit 80 ha Land. Wie bereits erwähnt, war der Hof etwa 1910 vom Vorbesitzer Petschat vom Dorf ausgelagert und am jetzigen Standort neu errichtet worden. Otto Schweinberger und Frau Auguste, geb. Oberbichler, kauften den Hof 1913 und bewirtschafteten ihn bis 1944. Zur Familie gehörten vier Kinder, Ilse, Irene, Edith und Otto. Im Deputantenhaus wohnten meines Wissens vier Familien, Jonat, Milchert, Mehlhorn und Schulz.

Etwa 1200 m von der Kreuzung entfernt wohnte östlich der Stallupöner Straße Erich Blumreiter mit seiner Frau Minna, geb. Hoffmann. Zum Hof gehörten 1944 18 ha Land.[1]


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Fußnoten

  1. Die Chronik von Kusmen/Kreuzhöhe erstellte Hans Schmidt. Auszug aus der Chronik „Kirchspiel Willuhnen, Band 4, Kreisgemeinschaft Schloßberg e. V., 21423 Winsen/Luhe“. Die Zustimmung zur Veröffentlichung dieser Ausführungen in GenWiki liegt vor.