Würzburg/Adressbuch 1949/Adressbücher helfen aufbauen

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Vorlage:Würzburg/Adressbuch 1949

Adreßbücher helfen aufbauen

Adreßbücher haben wir, als sie uns fehlten, schmerzlich vermißt. Seit einem oder zwei Jahren gibt es sie wieder. Täglich bringen sie wieder Tausende von Suchenden und Gesuchten zusammen: Publikum und Behörden, Lieferanten und Konsumenten, Vertreter, Reisende, Agenten, Werber — kurz zahllose Menschen, die Verbindungen aller Art, Dienstleistungen, Vergnügungen, Verkehrsgelegenheiten suchen oder anbieten. Aus dem Wirtschaftsleben sind sie nicht mehr fortzudenken.

Die deutschen Adreßbuchherstcller haben nach dem Krieg beinahe von vorn anfangen müssen. In den zerbombten Städten waren die vorhandenen Unterlagen vernichtet oder wertlos geworden. Wer lebte und wohnte noch am alten Platz? Schon in normalen Zeiten dauerte es gewöhnlich mehrere Monate, die in der Regel alljährlich neu erscheinenden Adreßbücher auf den jeweils neuesten Stand zu bringen. Mit den verschiedensten Stellen muß der Adreßbuchhersteller zusammenarbeiten. Stadtadreßbücher mit der üblichen Einteilung (Einwohner-, Straßen-, Behörden-, Branchenverzeichnis) bauen gewöhnlich auf dem Material von städtischen Behörden, Handelskammern, Innungen, Verbänden und anderen Stellen auf. Hauslisten, Umfragen sind andere Methoden der Erfassung, dazu private Ermittlungen durch eigenes Personal. Dazu kommt die überaus subtile Kleinarbeit der redaktionellen Auswahl und Einteilung des Materials, die ständige Vergleichs- und Berichtigungstätigkeit — das alles erforderte schon in gewöhn¬lichen Zeiten viel Arbeit und Kosten. Die chaotische Gegenwart vervielfachte sie. Die Bevölkerungs-fluktuation ist ja noch lange nicht abgeschlossen. Wenn man bedenkt, daß schon früher 30 bis 40 Prozent der Anschriften alljährlich nicht mehr „stimmten", so kann man die heutigen Ilerstellungsschwierigkeiten ermessen. Um so mehr wird auf der anderen Seite die Neuherstellung möglichst vollständiger Adre߬bücher zu einer wirtschaftlichen Notwendigkeit, nicht zuletzt im Interesse des Wiederaufbaus unserer Städte. Unter solchen Umständen ist das Herausbringen eines Adreßbuches von wirklicher Qualität alles andere als einfach. Wir legen wieder Wert auf größtmögliche Vollständigkeit und Genauigkeit. Die Geld¬reform hat bei den in Vorbereitung befindlichen Werken (mit ihren laufenden Ermittlung»- und Be¬arbeitungstasten) mancherlei Probleme gebracht, außer den schon bestehenden materialbedingten und drucktechnischen Schwierigkeiten. Der Verkaufspreis eines Adreßbuches deckt ohnehin niemals die Her¬stellungskosten. Ein bestimmter Teil der Eintragung ist in der Regel beitragsfrei. Erst die Einnahmen aus den mehrzelligen, zusätzlichen oder im Druck hervortretenden Angaben, die mehrfachen Eintragungen im Branchenverzeichnis, kurz alle auf Werbewirkung berechneten und darum bezahlten Angaben er¬möglichen einen niedrigen Verkaufspreis des Buches. Die Werbewirkung des Adreßbuches ist daher ein wichtiger Kalkulationsfaktor. Sie steigt mit dem „Benutzungskoeffizienten", der wichtiger als die Auflagenhöhe ist, weil er den eigentlichen Gebrauchswert des Adreßbuches repräsentiert; sie steigt mit den qualitativen Eigenschaften des Adreßbuches.

Aus der Wirtschafts-Zeitung 1948, Nr. 39