Bayerns goldenes Ehrenbuch 1914 - 1918/027

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Bayerns goldenes Ehrenbuch 1914 - 1918
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      Eine französische Offensive zu Anfang April 1915 gegen die Stellungen bei St. Mihiel hatte Stellungsteile im Bois d'Ailly in die Hand des Feindes gebracht, die es zurückzuerobern galt. Der Angriff des hierzu bestimmten preuß. Inf. Rgts. 160 war am 5.5.1915 nicht vorwärtsgekommen, als nach zwei sehr anstrengenden Tagen in erster Linie das II. Batl. b. Res. Inf. Rgts. 15 unter Major Halder erneut als Rückhalt der Angriffstruppen vorgezogen wurde. Nachdem sich Major Halder Einblick in die ungünstige Lage verschafft hatte, faßte er den Entschluß, sein Bataillon am rechten Flügel angreifen zu lassen, entgegen seinem Auftrag und entgegen der Ansicht höherer Stelle, die den Druck am linken Flügel wünschte. Das Bataillon drang indie feindlichen Gräben ein. Unter seinem Antrieb war auch der Angriff der anderen Truppen in Fluß gekommen, so daß nicht nur das Angriffsziel erreicht, sondern weitere Grabenstücke in Besitz genommen wurden. Auch die letzteren hielt Major Halder in richtiger Beurteilung der örtlichen Lage und entgegen höherer Weisung dauernd fest. Fünf feindl. Gräben waren überrannt, 7 Offiziere, darunter 3 Hauptleute, 650 Mann gefangengenommen, 6 Minenwerfer, 5 Maschinengewehre und Unmengen Munition, Waffen und Material erbeutet worden. In richtiger Erkenntnis der taktischen Lage hatte der auf eigene Verantwortung durchgeführte entschlossene Angriff vom II. Batl. b. Res. Inf. Rgts. 15 den Erfolg des Tages entschieden.

Halt, Karl Ritter von

Ltn. d. Res. und Komp. Führer im b. Inf. Leib-Rgt. Im Frieden Bankbeamter in München. Geb. 2.6.1891 zu München.

      Der das Tal beherrschende Monte Madlessena bildete am 27.101917 das letzte Bollwerk, das die Bayern hinderte, als erste in Cividale einzumarschieren. In der Dämmerung erhielt Ltn. Halt, Führer der 3. Komp. b. Inf. Leib-Rgts. den Befehl, den vom Monte Madlessena aus beherrschten Übergang über den wildreißenden Natisone zu erzwingen und jenseits Befehl abzuwarten. Eilig und unbehelligt überquerte Halt den Fluß und nahm jenseits im toten Winkel am Fuße des Monte Madlessena Stellung. Erst jetzt brach heftiges Maschinengewehr- und Infanteriefeuer über die Köpfe seiner Leute hinweg vom Gipfel des Berges gegen das Flußtal und den Übergang los. Die bedenkliche Wirkung dieses Feuers und das Artilleriefeuer für die nachfolgende Truppe erkennend, faßte Halt den Entschluß, durch Handstreich den Gipfel zu nehmen, obwohl seine kleine Truppe nur 50 Gewehre und vier leichte Maschinengewehre stark war. Die erste Stellung wird überrumpelt. Das Feuer des ratlosen Italieners verstummt, um sogleich auf die Köpfe der tapferen Kompagnie aus stockwerkartig überhöhenden Felskuppen wieder loszuprasseln. Ltn. Halt setzte seine Leute zweckmäßig an und nimmt im Handgranatenkampf alle Stellungen der gut eingenisteten Italiener. Die Beute beträgt außer Maschinengewehren, Gewehren und 3 Geschützen 1000 Gefangene. Der operativ wichtige Abstieg des Alpenkorps in die oberitalienische Ebene war frühzeitig freigemacht.

Hauenschild, Bruno Ritter von

Ltn. und Führer der 7. Batt. 11. b. Feld-Art. Rgts. Im Frieden Gymnasiast in Erlangen. Geb. 9.6.1896 zu Würzburg in Unterfranken.

      Nach dem Verlust von Eterpigny und des Villersriegels am 2. 9. 1918 morgens war die Infanterie in voller Rückwärtsabewegung. Ohne Infanterieschutz in der Front und in der linken Flanke stand die 7. Batt. 11. b. Feld-Art. Rgts. unter Ltn. Hauenschild in Feuerstellung und bekämpfte mit Erfolg wiederholte Tank- und Infanterieangriffe der Engländer. Während das 2. Garde-Res. Rgt. in mustergültiger Ordnung im Gegenstoß nach Villers les Cagnicourt eindrang, nahm die Batterie Hausenschild einen Stelungswechsel auf Höhe 66 bei diesem Orte vor. zwei weitere Batterien solgten und vereinigten sich hier unter dem Kommando Hauenschilds. Einem ersten BEfehl zum Stellungsechsel nach rückwärts wurde keine Folge gegeben. Die unter Führung des Ltn. Hauenschilds arbeitende Abteilung hatte reichlich Gelegenheit zur Bekämpfung des vortastenden Gegners; sie litt dabei stark unter den Maschinengewehren und Bomben feindl. Flieger und unter Beschießung durch feindl. Feldartillerie. Ein zweiter und dritter Befehl zum Stellungswechsel traf ein. Statt dessen faßte die III. Abtlg. 11. b. Feld-Art. Rgts. den über den Mühlberg zum Angriff vorgehenden Engländer und hielt ihn vernichtend nieder. Das Auffangen des feindlichen Stoßes war für die Führung besonders wichtig, da es nur hierdurch gelingen konnte, eine neue Verteidigungsfront herzustellen. Die heldenmütige Unterstützung des 2. Garde-Res. Rgts durch III. Atlg. 11. Feld-Art. Rgts. unter dem BEfehl desLtn Hauenschild hatte hieran einen entscheidenden Anteil.

Heigl, Hubert Ritter von

Ltn. und Führer der 4. Komp. 4. b. Inf. Rgts. König Wilhelm von Württemberg. Im Frieden Oberrealschüler in Ingolstadt. Geb. 10.11.1897 zu Siegenburg in Niederbayern.

      In ausgedehntem, nur auf schmalen Pfaden durchschreitbarem Sumpfgelände war am 21.9.1917 das 4. b. Inf. Rgt. zur Wegnahme von Höhen nordw. Jakobstadt angesetzt. Da das zum Angriff auf Jakobstadt vorgesehene 25. b. Inf. Rt. in schmalster Marschkolonne nachfolgte, stand rechte Flanke und Rücken des 4. b. Inf. Rgts. dem Zugriff der 3 russischen Divisionen in Jakobstadt offen. Der Führer der 4. Komp. 4. b. Inf. Rgts., Ltn, Heigl, sollte die Rücken- und Flankendeckung seines Regimants übernehmen und die Brücke bei Ausen offenhalten. Diesseits der Brücke stieß Ltn. Heigl auf vielfach überlegene russische Kräfte, deren er sich in hin unde her wogendem Feuerkampf und in zähem Ringen, Mann gagen Mann, mit Feuerkampf und Handgranate erfolgreich erwehrte. 4 Offiziere und erwa 350 Mann nahmen dabei seine Tapferen gefangen. Panzerwagen, die einen seiner Züge, durch Maschinengewehrfeuer wirkend, überfuhren, wußte er abzuschütteln, bis sie von den inzwischen eintreffenden Geschützen erledigt werden konnten. mit Hilfe einer endlich herankommenden Kompagnie des b. Inf. Rgts. 25 konnte die unversehrte Brücke in Besitz genommen werden. Der 19jährige Ltn. Heigl, zu dem seine bis 40 Jahre alten Untergebenen mit uneingeschränktem Vertrauen aufsahen, eilte als erster mit seiner Ordonanz über die Brücke.

Heiligbronner, Otto Ritter von

Obltn. und Führer der 3. Batt. 9. b. Feld-Art. Rgts. Im Frieden aktiver Obltn. im 10. b. Feld-Art. Rgt. Geb. 28.7.1882 zu Bamberg in Oberfranken.

      Mühsam und nur langsam arbeiteten sich am 20.6.1915 im Infanterie- und Maschinengewehrfeuer, 400-700 m vom gut eingegrabenen Feind entfernt, die BAtaillone der 16. b. Res. Inf. Brgd. gegen die auf bastionsartig vorspringenden Höhe liegende Ortschaft Maily (Galizien) heran. Bange Sorge liegt auf den Führern der Infanterie, ob wohl der angriff gelingen wird. Da fahren plötzlich unter heftigem Infanterie- und Maschinengewehrfeuers des zähe sich wehrenden Feindes zwei Geschütze der 3. Batt. 9. b. Feld-Art. Rgts. auf. Eines davon geht mitten in der vom Feinde noch 400 m entfernten Infanterielinie in Stellung und feuert auf die Ortschaft, das andere wenig rückwärts der Infanterie im freien Feld bekämpft den flanierenden Feind seitlich von Maily. Mit dem ersteren war Obltn. Heilingbronner selbst vorgallopeirt. Das feindl. Feuer verstummt sofort, der Feind flüchtet und ergibz sich der verfolgenden Infanterie. Eine durchschlagende Entlastung ist erreicht, der Erfolg des Angriffes ohne weitere Opfer entschieden.

Heindl, Siegfried Ritter von

Ltn. der 8. Komp. 16. b.Inf. Rgts. Großherzog Ferdinand von Toscana. Im Frieden Gymnasiast in München. Geb. 24.4.1894 zu Vilshofen in Niederbayern.

      Schon am 2.7.1916 hatte sich Ltn. Heindl durch Wegnahme eines feindl. Grabenstücks bei Longueval hervorgetan. Am 3.7. setzte in der Sommeschlacht das bis zum 14. 7. dauernde englische Zerstörungsfeuer aller Kaliber ein. Gelegentlich einer Erkundung gegen die feindl. Stellung barg Heindl einen Minenwerfer. Ebenso führte er am 10. 7. eine erfolgreiche Erkundung im englischen Zerstörungsfeuer und mitten in einem Infanterieangriff hinein aus. Am 14.7. halfdie zähe Verteidigung seienr Leute an der gefährdeten Westflanke des Dorfes den feindl. Stoß auffangen und eine Katastrophe verhindern. Obwohl Heindl dabei am Gesäß verwundet wurde, nahm er den ihn behinderenden Verband ab und begab sich wieder, trotz wiederholter gegenteiliger Aufforderung seines Kompagnieführers, in diue erste Linie. Sein Beispiel veranlaßte auch andere Verwundete auszuhalten. In schwerem Nahkampf wiesen seine Leute auch einen zweiten Angriff verlustreich ab. Um die vielen Verwundeten nicht in Feindeshand fallen zu lassen, hielt er auch im nächsten Anstrurm die bisherige Linie trotz entgegengesetzten BEfehls des Kompagnieführers. Erst als die Ablösung des 26. b. Inf. Rgts die 14tägiger Beschießung und in den schweren Kämpfen völlig erschöpften Reste des 16. b. Inf. Rgts. sammelte, wurde Ltn. Heindl, durch Blutverluste und Aufregungen geschwächt, von seiner Ordonnanz zurückgeführt.

      Das persönliche Verhalten des Ltn. Heindl, der seinen Untergebenen ein glänzendes Beispiel von Pflichttreue und Opfermut gab, spornte diese an, gleich ihm das Letzte im Kampf herzugeben.