Diskussion:Kirchhof

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Aus Grimm, Wörterbuch:

KIRCHHOF,  m. der eingefriedigte, ummauerte oder freie raum um die kirche. mhd. kirchhof, älter chirichhof wb. 1, 699b, in den hss. gern chirchof, kirchof (z. b. Nib. 1002, 2 BCJ), wie noch im älteren nhd. (vgl. kirchherr 3). mnd. kerkhof, md. kerchof DIEF. 119c, nl. kerkhof, nnd. karkhof; dän. kirkegaard, schwed. kyrkogård, engl. churchyard, ags. cyrictûn. erwähnenswert ist eine in md. mundarten verbreitete entstellung, mit merkwürdiger umstellung der laute: thür. sächs. kerfch, karfch, henneb. körficht, auch westerw. kerfich, auf dem Hundsrück kêrfich, mrh. kerferich u. ä., auch siebenb. kirfich.

1)  im eig. sinne in städtischem gebrauche jetzt der freie platz bei einer kirche: er wohnt auf dem Thomaskirchhofe, auf dem kirchhofe bei der Thomaskirche. so St. Annenkirchhof u. a. den dorfkirchhof zeichnet ein sprichwort: sie ist des glockners khu, die darf auch auf dem kirchhof grasen gehn. FISCHART bien. 1588 192b (diese kuh heiszt auf dem dorfe auch kurz die kirchkuh).

2)  in alter zeit hatten aber die kirchhöfe eine besondere bedeutung. der kirchhof diente in dörfern und sonst zur gemeindeversammlung, als sammelplatz der bewaffneten mannschaft wenn

Bd. 11, Sp. 819

die sturmgtocke rief, zur bergung fahrender habe, als asyl für verfolgte, denn der kirchenfriede (s. d.) erstreckte sich meist auf den kirchhof (vgl. Schwabensp. 148); er war gern auf strategisch wichtigen punkten gelegen, oft genug förmlich als festung und waffenplatz ausgebaut und unterhalten (ein beispiel in MONES anz. 6, 239 ff.). daher erscheint er in verträgen, weisthümern in folg. weise: auch ob die freund in ein zentpflichtig dorf gejagt (würden) und begerten inn kirchof, alsdann soll man sie nein lassen, kemen aber die feind auch und begerten nein, soll man sie nit nein lassen. weisth. 3, 892; das die menner und gemeind meinem gn. h. von Würzburg weisen und theilen 1. das wilt im wald, 2. fisch im wasser, 3. kirchhof zue seinen nöthen. 3, 894; KILIAN erklärt kerkhof geradezu als vluchtplaets, asylum. als sammelplatz der bauern:

sie kamen auf den kirchhof gelaufen
mit flegeln und krummen waffen (s. kipfeisen a. e.).
         Ambr. lb. 139, 123.

von dem strategischen gebrauche stammt auch eine nd. redensart, die sich auch hd. finden mag: de (braunschw.) fursten legen (belagernd) vor Peine .. und se (die Hildesheimer) togen 4 edder 5 mile in dat furstendom von orer stad, und wenn de fursten twischen kor und kerkhof gekomen weren .. dar wolde umme de stad Hildesheim rohm und stiche gespelet sin (sie wäre verloren gewesen). JOH. OLDEKOP bei LÜNTZEL stiftsfehde 132, vgl. 276; gemeint ist, wenn sie vor den bürgern nach Hildesheim gekommen wären, sie abgeschnitten hätten.

3)  kirchhof als begräbnisplatz, selbst dann oft wenn keine kirche mehr dabei ist, von der frühern sitte her, den kirchhof nebst der kirche als begräbnisstätte zu benutzen (mhd. lîchhof): lasz ich das die doctores der erznei urteilen .. obs fehrlich sei, das man mitten in stedten kirchhöfe hat .... ursachen gnug, das man den kirchoff auszer der stadt habe. LUTHER 3, 398a ('ob man für dem sterben fliehen müge' v. jahre 1527). auch kirchof der Juden, so in Erfurt im 13. jh., HÖFER urk. 35. sprichw.: jungen arzten gebühret ein newer kirchhof. LEHMANN flor. 1, 62; Ungarn ist der kirchhof der Deutschen. SIMROCK 10640a, Lamparten ist der Deutschen und Franzosen kirchhof. 6140, nl. Italien is 't kerkhof der Franschen. redensarten, vergleichungen:

ausgestorben wie ein kirchhof.
         SCHILLER 336a;

könig. ... und diese ruhe gönn ich den Flamändern.
marquis. die ruhe eines kirchhofs.
         279a (Carlos 3, 10);

der wald war still wie ein kirchhof. 708b; in Rom, diesem kirchhof so ferner völker. J. PAUL Tit. 4, 91; ein herrlicher auferstehungsgeist arbeitet und glühet jetzt (i. j. 1808) im vorigen reichskirchhof. dämm. 119. merkwürdig in einem 'antwortschreiben einer braut an einen gewissen pfarrer', der in 'schlüpfrigen' worten um sie geworben:

der 'kirchhof' unter meinem kleide
ist nicht vor ihren leib bestimmt,
sie suchen andre liebesfreude
bei einer die mit quendel glimmt.
         GÜNTHER 638.