Evangelische Kirche Konradswaldau (Kreis Schweidnitz)

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Festschrift 1932

Festschrift "Kirchenkreis Striegau in Geschichte und Gegenwart - Festschrift zur General-Kirchenvisitation 1932", Herausgegeben von Pastor P. Hechler, Saarau i. Schl.


Konradswaldau

Unsere Kirchen- und Pfarrgemeinde ist in diesem Jahre 190 Jahre alt. Die kirchlichen Gebäude mit der alten Schule können nächstes Jahr auf ein 190 jähriges Bestehen zurückblicken.

Als nach den ersten schlesischen Kriegen unsere Heimatprovinz in den Besitz des Königreiches Preußen übergegangen war, schlug vielen unserer evangelischen Vorfahren die Stunde ihrer Glaubens- und Gewissensfreiheit. Der Erb- und Lehnsherr der Güter Konradswaldau, Ingramsdorf, Tarnau, Neusorgau und Freudenthal, Herr Samuel Adolf von Winterfeld, wandte sich an seinen König, Friedrich den Großen, mit der Bitte, für seine evangelischen Angestellten ein Bethaus bauen zu dürfen. Der König entsprach der Bitte. Bis zur Vollendung des Kirchbaues stellte Herr von Winterfeld die große Scheune (den „Schüttboden“) des hiesigen Gutes für die evangelischen Gottesdienste zur Verfügung. Am 22. Juli 1742 fand hier der erste Gottesdienst durch Pastor prim. Scharff aus Schweidnitz statt. Zum Pastor der neugegründeten Kirchengemeinde Konradswaldau wurde der Kandidat der Theologie Johann George Lemberg, gebürtig aus Meffersdorf, gewählt; am 7. Oktober 1742 hielt er seine Antrittspredigt. Der Bau der kirchlichen Gebäude (Kirche, Pfarrhaus, Schule) wurde so beschleunigt, daß diese schon im nächsten Jahre (1743) in Gebrauch genommen werden konnten. Die Kirche wurde am 18. August, am zehnten Sonntag nach Trinitatis, feierlich eingeweiht. Auch jetzt feiert unsere Kirchengemeinde noch immer am zehnten Sonntag nach Trinitatis alljährlich ihr Kirchweihfest. In den ersten Jahren der neuen Kirchengemeinde wurden außer aus den zur Kirchengemeinde selbst gehörenden Dörfern auch noch die Kinder aus den Orten Laasan, Saarau, Peterwitz, Preilsdorf, Niklasdorf, Puschkau, Frauenhain, Wenigmohnau, Goblitsch, Borganie, Schönfeld, Domanze, Kleinmohnau, Berghof, Lorzendorf, Hohenposeritz, Rauske, Kratzkau, Mettkau, Guhlau und Rungendorf zur Taufe nach Konradswaldau gebracht. Das Bedürfnis nach dem Wort Gottes und der Besuch der Gottesdienste wird, wie die alten Klingelbeutelbücher zeigen, immer stark gewesen sein. Die Bevölkerung der Kirchengemeinde war bis in die 60 er Jahre des vorigen Jahrhunderts überwiegend ländlich. Das kirchliche Gemeindeleben vollzog sich ruhig und stetig. Nur die Kriege und die Cholera im Jahre 1866 brachten auch in unsere Kirchengemeinde Erschütterungen. An der Cholera starben im August und September 1866 fast 60 Gemeindeglieder. Der herrschaftliche Wächter Johann Bartsch von hier mußte innerhalb von fünf Tagen seine Ehefrau und sieben seiner Kinder beerdigen.

Als in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Saarauer Industrie erstand, wandelte sich auch die Struktur der Bevölkerung unserer Kirchengemeinde. Besonders der Pfarrort Konradswaldau selbst wurde immer mehr ein Industriearbeiterdorf. Heute gehören zirka 80 % der Gemeindeglieder dem Arbeiterstande (Industrie- und Landarbeiterschaft) an. Ingramsdorf jedoch, der zweitgrößte Ort in unserer Kirchengemeinde, hat bis heute noch ein ruhigeres und ländlicheres Gepräge. Von den zehn Dörfern und Kolonien, die unsere Kirchengemeinde umfaßt, sind Kallendorf, Tarnau, Raaben, Sasterhausen und Pitschen überwiegend katholisch. Die Gesamtseelenzahl der Ortschaften unserer Kirchengemeinde beträgt heute reichlich 4000 Personen, von denen etwa 2200 evangelisch, zirka 1800 katholisch und ungefähr 50 konfessionslos (Dissidenten) sind.

Der Weltkrieg forderte auch von unserer Kirchengemeinde große Opfer; 109 Namen gefallener Krieger füllen die beiden Heldengedächtnistafeln, welche, eine Stiftung der verstorbenen Frau Marie von Kulmiz, im Juli 1921, in einer erhebenden Feier enthüllt wurden. Ebenso gingen der Umsturz im November 1918 und die Nachkriegsjahre nicht spurlos am kirchgemeindlichen Leben vorüber. Die Kirchenaustrittsbewegung, besonders ihre Hochflut 1920/21, machte sich vor allem in Konradswaldau selbst stark bemerkbar; allerdings trat nach und nach der größere Teil der Ausgetretenen wieder in die Kirche zurück. In jenen Jahren erhielt die Gemeinde in Pastor Kliesch den rechten Mann als ihren kirchlichen Führer. Unter seiner Amtsführung entstanden die drei Frauenhilfen Konradswaldau, Ingramsdorf und Raaben-Sasterhausen, die beiden Männerbünde Konradswaldau und Ingramsdorf, der evangelische Jungmännerverein und der kirchliche Posaunenchor Konradswaldau. Die im Kriege abgelieferten Kirchenglocken konnten ersetzt werden, die Orgel wurde fast neu hergestellt und das Pfarrhaus durch Umbau vollkommen erneuert. Kurz vor seinem Weggang ließ er den Friedhof in Konradswaldau durch Zukauf erweitern. Durch die geistigen Auseinandersetzungen und Weltanschauungskämpfe der Nachkriegsjahre kam es in unserer Kirchengemeinde zweifellos zu religiösem Erwachen und verstärkter Bekenntnisfreudigkeit eines wesentlichen Teiles der Gemeindeglieder, die sich in tatenfroher Liebe zur Kirche und in Opferbereitschaft gegenüber den Notwendigkeiten unserer Zeit und Gemeinde wirksam erwiesen. So konnten unter dem jetzigen Pastor das Gestühl im Kirchschiff vollständig erneuert, eine elektrische Kirchheizung angelegt, viele notwendige Reparaturen an und im Kirchgebäude vollzogen, der neue Friedhof in einen würdigen Zustand gesetzt werden und die beiden evangelischen Diakonissenstationen in Konradswaldau und Ingramsdorf trotz der Not und Schwierigkeiten der letzten Jahre erhalten bleiben. Hierbei fand die Kirchengemeinde jedesmal in der Patronatsherrschaft von Kulmiz (Konradswaldau) verständnisvolle Hilfe und Mitwirkung. Verwandtschaftliche Beziehungen verbinden die Familie von Kulmiz mit der ersten Patronatsherrschaft von Winterfeld, unter welcher unser Gotteshaus 1742/43 erbaut wurde.

Wenn wir dankbar die Dienste treuer Gemeindeglieder erwähnen, dann darf die Familie Stellenbesitzer Friedrich nicht ungenannt bleiben, in deren treuen Händen und Herzen sich nun 86 Jahre hindurch das Kirchvateramt befindet. Johann Karl Friedrich verwaltete das Amt von 1846 bis 1896, sein Sohn Robert Friedrich seit 1894 bis heute.

Pastoren: 1742—1757: Johann George Lemberg. 1758—1777: Johann Gotthard Buchhold. 1777—1820: Johann Samuel Hoefer. 1821—1853: Karl Siegismund Taeuber. 1854—1857: Martin Nagel. 1857—1869: Albert Pavel. 1870—1902: Friedrich Wiese. 1902—1920: Johann Minssen. 1920—1927: Georg Kliesch. Seit 1927 Gottfried Leder.

Bibelstunden finden statt in: Kallendorf, Neusorgau, Ingramsdorf, Raaben, Sasterhausen, Kleinmerzdorf und Pitschen. Alten-Abendmahlsfeiern in: Ingramsdorf, Sasterhausen und Pitschen. Kindergottesdienste sind in: Konradswaldau, Ingramsdorf und Neusorgau. Evang. Diakonissenstationen befinden sich in: Konradswaldau und Ingramsdorf. Evang. Kindergärten sind eingerichtet in: Konradswaldau und Ingramsdorf (vorübergehend gefchloffen). Frauenhilfen Konradswaldau, Ingramsdorf, Raaben-Sasterhausen. Männerbünde Konradswaldau und Ingramsdorf. Jungmädchenvereine Konradswaldau und Ingramsdorf. Jungmännerverein Konradswaldau, Posaunenchor Konradswaldau. Gesangschöre: Kirchenchor Konradswaldau, evang. gem. Chor Ingramsdorf, evang. Männerchor Ingramsdorf.

Leder

Daten aus dem Geschichtlichen Ortsverzeichnis

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