Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/064

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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strengen Worten seinen festen Entschluß aus, trotz aller Verfolgungen und Verleumdungen sein angefangenes Werk weiter zu führen, keine Winkelschulen zu dulden, Schul- und Holzgeld von jedem Schüler ohne Ausnahme zu fordern, und dem Dom gegenüber die Selbstständigkeit seiner Schule mit allen Kräften zu wahren. Als er nach der Sitte der Zeit das Programm an die Thür der Domkirche heften ließ, wurde es auf Befehl des Dompropsten wieder abgerissen. Rachel ließ es zum zweiten Male anschlagen, und bald sah er die Stücke wieder über den Kirchhof wehen. Kaum hatte er am andern Tage das öffentliche Examen begonnen, als plötzlich ein tobender und lärmender Menschenhaufe in das Zimmer drang und in kurzer Zeit seine ganze Schule aus einander sprengte. Während um das Schulgebäude ein förmlicher Aufruhr tobte, gewann Rachel mit seinen Collegen kaum Zeit, unbehelligt sein nahegelegenes Wohnhaus zu erreichen. Er hat seitdem das Schulhaus nicht wieder betreten und seine Schüler nicht wiedergesehen.“ Mit der Absicht einer Reform des Schulwesens war er nach Schleswig gekommen, aber seinen beabsichtigten und wohldurchdachten Neuerungen zum Opfer gefallen. Aus Gram über seine verfehlten Hoffnungen erkrankte er und starb schon am 3. Mai 1669. Seine Grabstätte erhielt er in der Domkirche. Die kaum begonnene Blüthe der Domschule wurde mit ihm zu Grabe getragen, die folgenden Rectoren fanden sie fast leer an Schülern, kämpften vergeblich gegen die Macht des Dompropsten und klagten bitter über die Erfolglosigkeit ihrer Bestrebungen und über den traurigen Tod „ihres überaus gelehrten Vorgängers Joachim Rachel“.

Während auf solche Weise, wie wir in dem Vorstehenden übersichtlich dargestellt haben, die unternommene Reform im Geiste hervorragender Schulmänner damaliger Zeit an der Schleswiger Domschule kaum zu Stande kam und einen tragischen Ausgang hatte, wurde dagegen der Husumer Stadtschule das Glück einer solchen zeitgemäßen Reform zu Theil. Das geschah aber ein halbes Säculum früher und zwar Decennien vor dem Anfange des dreißigjährigen Krieges, welcher allgemein Land und Leute materiell und moralisch zu Grunde richtete. Auch ist zu bedenken, daß die Verschiedenheit der rechtlichen und politischen Verhältnisse einer abhängigen Domschule und einer freien Stadtschule sich dabei geltend machte.