Vogt (Verwaltung)

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Die Lebensumstände im lokalen und regionalen Bereich mit den natürlichen und kulturellen zeitlichen Gegebenheiten geben Hinweise zur Anlage von Biografien unserer Vorfahren in der jeweiligen Generation. Land und Leute in ihrer Zeit, ihre Siedlung, Sprache, Kirche, und die Vernetzung ihres Lebensraumes. Kurzgefasste Informationen mit Grundlagen für notwendige Einblicke finden sich im Deutschen Städtebuch ...

Disambiguation notice Vogt ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Vogt (Begriffsklärung).

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Bedeutung

  • Der Reichs- oder Kronvogt agierte als Vertreter des Königs oder Kaisers in seinem Gebiet.

Regional

Zeitschiene vor 1803

  • Fürstbistum Münster Vogt als Vorgesetzter in einer Verwaltungsstruktur:
    • Aufsicht führender Vertreter der Landesherrschaft, der die Aufsicht in einem bestimmten Bezirk hat: Kirchspiel (Vorsteher und Vogt), Stadt (Stadtvogt) oder Ort.
      • Großvogt, der mehrere Kirchspiele in einem Amtsbezirk und deren Vögte in seiner Aufsicht hat, dann Obervogt und Untervögte.
      • Landvogt, im Dienst eines Landesherr mit Kompetenzen in Verwaltung, Justiz- u. - seltener - Militärwesen (Marschall).
      • Amtsvogt, in einem historisches Amt als untere staatliche Aufsichtsbehörde Zuständig in Haushaltungs- und Justizsachen.
      • Stadtvogt, Vertreter der Landesherrschaft als Polizeivorsteher in einer Stadt, mit Verwaltungsaufgaben
      • Hausvogt, zuständig in der privaten Gerichtsbarkeit eines Adelshauses für "Gebott", "Verbott", Polizei und untere Gerichtsbarkeit
      • Schloßvogt oder Hausvogt, welcher die Aufsicht im Gerichtsbezirk eines Schloßes, Amtshauses oder einen Pallast hat
      • Freivogt = gewählter Vorgesetzter in einer Verwaltungsstruktur
  • auch substituirter Vogt als Vertreter des Amtsinhabers oder der Wwe. als ererbte Amtsinhaberin (!)[1]

Amtsbezirk eines Vogtes

Die Vogtei ist das Amt oder der auf die Aufgabe zugeschnittene Amtsbezirk eines Vogtes.

Amtsbeschreibung im historischen Amt

Fürstbistum Münster: Den landesherrlichen Vögten war in ihren Vogteien nicht nur die Hebung des Schatzes, sondern auch die Polizei anbefohlen. Der Vogt als Beauftragter des Amtmanns oder Amtsdrosten hatte für die öffentliche Ordnung in seinem Amtsbezirk (Kirchspiel, Stadt) zu sorgen und erledigte dazu einfache Verwaltungsaufgaben. Das Amt war häufig erblich.

Der Vogt ließ durch Schatzheber oder Receptoren Landessteuern einziehen, überwachte die Dienst- und Lehnspflichten gegenüber der Landesherrschaft und hatte zudem lokal die Befugnis, bei nicht schwerwiegenden Vergehen Übeltäter zu bestrafen. Der Vogt war die erste Instanz geringfügigen Sachen (Brüchte). Diese gesellschaftliche Position spiegelt sich durchaus im Heiratsverhalten wieder.

Zur weiteren Aufgabenerledigung (Polizei) bedient er sich auch der Führer. Kirchspielsführer durften die Rechte der Vögte eines Kirchspiels nicht übernehmen, es sei denn, sie erhielten durch die Obrigkeit entsprechende Anweisung im Einzelfall.[1]

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 Quelle: Bodo Stratmann: Zeitliche Bedeutungen im Münsterland