Die Deutschen Personennamen/063

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Die Deutschen Personennamen
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Manche sonderbare Namen mögen auch aus dem Brauch der Gesellentaufe entstanden sein: die Handwerkslehrlinge bekamen, wenn sie Gesellen wurden, einen Namen; willkürlich wählte man da Gegenstände, mit denen der Handwerker umging (Heintze 52A, Zeitschrift Oberschlesien 1906/7, S.443. 472. Eyth, Schneider von Ulm 241. 273). In alter Zeit wurden diese Namen fest und vererbten sich. So würden sich Vielstich für einen Schneider, Hammer, Zange, Feuerherdt, Fleckeisen (Grimm), Frisch-, Schirm-, Feuer-, Brenneisen[1] für einen Schmied erklären, Krumpholz für den Stellmacher bei Hansjakob, oder die Namen, die Fecht, Tobler, Reichert von Bäckern anführen: Gutbrot, Derbbrot, Brötli, Kleinbrötli, Sauerteig; — Smacztenteig (schmatz den Teig) kommt 1395 in Chemnitz vor.

Auch daß häßliche Namen sich vererben und Familiennamen werden konnten, ist erklärlich. Die ersten Träger waren wilde Gesellen oder Leute niedern Standes, wie der Kropfjodel in der unten aus Roseggers Waldschulmeister angeführten Stelle, und der häßliche Name war ihnen gleichgültig; erst im Lauf der Vererbung kam er zu Leuten, denen er mißfiel. An manchem blieb er auch haften, ohne daß er sich seiner zu erwehren vermochte.

Häufig sind aber auch zu allen Zeiten beschimpfende Namen mit einem gewissen Trotz gerade von denen, denen man sie zum Schimpf angehängt hatte, angenommen worden. Als die niederländischen Adligen 1567 mit einer Bittschrift der Regentin nahen, da sagt einer der Höflinge, man brauche sie nicht zu fürchten, es sei ja nur eine Schar Bettler: Ce n’est qu’une troupe de gueux. Sie nehmen die Bezeichnung an, nennen sich seitdem Geusen, und dieser Name ist den Spaniern nachher noch oft furchtbar ins Ohr geklungen. Ebenso waren die Namen Hugenotten, Protestanten, Sansculotten ursprünglich Spottnamen. Um 1500 zeichnet sich in Marburg ein Bürger beim Turnier aus. Da ruft ein Fürst: Wer ist denn dieser Lump, der so manchen Dank davonträgt? Trotzig fügt der Bürger seinem Namen fortan den Zusatz bei: genannt der Lump (Socin 460).

Wie diese Namen besonders zahlreich in einer Zeit zügelloser


  1. Pfarreien (Goethe, Dichtung und Wahrheit) und Kircheisen bedeuten eine Örtlichkeit, einen durch eine eiserne Pforte abgeschlossenen Raum bei der Kirche.