Franconia Sacra - Geschichte und Beschreibung des Bisthums Würzburg/006

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Franconia Sacra - Geschichte und Beschreibung des Bisthums Würzburg
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Landkapitel Lengfurt: Allgemeines.

Erst i. J. 1000 traten der Waldsassengau und der Raugau auch in politischer Hinsicht in nähere Beziehung zum Bischof von Wirzburg, als Kaiser Otto III. am 30. Mai 1000 zu Tribur auf Bitten des Erzbischofs Heribert von Cöln[1], des Herzogs Heinrich von Bayern und des Bischofs Heinrich I. von Wirzburg zur Ehre Gottes und der hl. Martyrer Kilian, Kolonat und Dietman (Totnan) dem Bischof Heinrich von Wirzburg die zwei Grafschaften Waldsassengau (Waltsazin) und Raugau in der Provinz Ostfranken schenkt und zwar mit allem Gerichtszwange, kaiserlichem Banne und allen Rechten nebst der Befugnis, die Grafschaften einzutheilen und Gaugrafen aufzustellen.[2] 1017 dehnte Kaiser Heinrich II. der Heilige die oberstrichterliche Gewalt des Bischofs auf alle ostfränkischen Gaue aus.[3] Auch das Jagdrecht, der sogenannte Wildban, welcher ebenfalls ein königliches Hoheitsrecht war, wurde schon dem Bischof Hugo von Wirzburg (reg. 985-990) in einem Theile des Waldsassengaues geschenkt und von Kaiser Heinrich II. am 29 Dezember 1014 dem Bischof Heinrich von Wirzburg ausdrücklich bestätigt. Dieser Wildbann (bannum regium super feras silvarum in eodem bivango, quo Hugo episcopus eas possedit) begann am Hartbacher Walde (Harbach), ging bis Carbach, Grunvelt [4], Duttenbrunn und von da bis an den Main bei Zellingen, den Main aufwärts bis Würzburg, von da bis Mühlhausen bei Arnstein, von da die Wern abwärts bis an den Main bei Wernfeld.[5] Beide Schenkungen, die des Waldsassen- und des Raugaues und des erwähnten Wildbannes, gaben wahrscheinlich dem Bischof Heinrich die nächste Veranlassung, die im J. 779 durch den Centgrafen Eberhard ausgefertigte Urkunde über die Markung der Stadt Wirzburg durch den Priester Beruger in einem Evangeliencodex [6]einschreiben zu lassen und so der Nachwelt aufzubewahren. Dieser zur Zeit des B. Hugo geschenkte und 1014 neuerdings bestätigte Wildbann nahm im Waldsassengau eine geringe Fläche ein. Größer dagegen war der Wildbann, welchen die Kaiserin Agnes als Vormünderin ihres Sohnes Heinrich IV. durch Urkunde d.d.Corbey 22. Juni 1060 dem Bischof Adalbero bestätigt. Derselbe begann am Einflusse der Wern in den Main, ging die Wern aufwärts bis Zeuzleben, von da die Steinbach hinauf bis Waigoldshausen, von hier in gerader Linie über Radolfsberg [7]bis an den Main bei Hirschfeld (Hirzvurtin) und den Main abwärts bis Heidingsfeld, von da land-

  1. Graf von Rothenburg, Bruder des Bischofs Heinrich von Wirzburg.
  2. Fries, Chronik der Bischöfe von Wirzburg, 1848, I. S. 129. - Reg. Boic I. 51. Stein, Gesch. Fr. I. 128.
  3. Aschbach, Gesch. d. Gr. v. Wertheim I. 7.
  4. Unter diesem "Grunfeld" zwischen Karbach und Duttenbrunn kann nur "Birkenfeld" oder eine Feldlage daselbst zu verstehen sein, da an das weit entfernter liegende Grünsfeld bei Lauda nicht gedacht werden kann.
  5. Reg. Boic. 1. 69. Stein, Gesch. Fr. I. 149.
  6. Befindet sich jetzt in der Universitätsbibliothek zu Würzburg.
  7. Der Radolfsberg ist wohl eine Anhöhe bei Hergolshausen. Die Steinbach ist ein kleines von Waigolshausen nach Zenzleben in die Wern fließendes Bächlein.