Geschichte der Pfarreien des Dekanates Grevenbroich/191

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Geschichte der Pfarreien des Dekanates Grevenbroich
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Erzdioecese Koeln 1883.djvu
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Das Recht des Begräbnisses in der Kirche hatten: 1) die Pastoren vor dem Hochaltare; 2) die Vicare vor dem Altare B. M. V.; 3) die Familie von Behr resp. Hartmanni an der Communionbank; 4) außerhalb des Chores an der Communionbank die von Gevertzhagen und deren Erben von Breidenbach; 5) mitten in der Kirche die Herren von Buntenbroich und von Brachel; 6) dabei von Blittersdorf. Die Uebrigen mußten für die Leiche eines Erwachsenen zehn, für die eines Kindes fünf Reichthaler erlegen. Bei den vielen adeligen Familien, die außer den Genannten in der Pfarre Neukirchen ihren Sitz hatten, als von Breidenbach, von der Arck, von Siegen, von der Helm, von Heiden, von Hertmanni, von Embaven, konnte es nicht ausbleiben, daß viel Begräbnißstätten in der Kirche erworben wurden und dort auch die oben gerügten Uebelstände eintraten.

Neben der schlechten Beschaffenheit der Kirche war dieselbe, wie schon bemerkt, für zwanzig Ortschaften viel zu enge. Nicht wenige Pfarrgenossen waren genöthigt, Sommers und Winters dem Gottesdienste vor der Kirche beizuwohnen. Sie brachten dann die Predigtzeit in den Branntweinschenken zu, oder wurden durch Regen und Unwetter von der Kirche vertrieben. Das Bedürfniß einer geräumigen Kirche wurde erst recht fühlbar, als in Folge der hier erbauten mechanischen Spinnerei und Weberei im Jahre 1851 die katholische Bevölkerung auf 1400 Seelen gestiegen war. Anfangs sollte die Kirche nur erweitert werden, als aber eine Hauscollecte in der Rheinprovinz über 17000 Mark eingebracht hatte, da stieg der Muth, und man beschloß, eine neue Kirche zu bauen. Baumeister Nagelschmidt von Köln entwarf den Plan, Bauunternehmer Lenders von M,=Gladbach führte ihn aus.

Die Kirche ist eine dreischiffige gothische Hallenkirche mit acht ganz freistehenden, aus Hausteinen verfertigten Rundsäulen und mit fingirten eingesetzten Kreuzarmen; sie hat 21 Fenster, 14 im Schiffe und 7 im Chore, der nach Osten gebaut ist, und liegt an erhöhter Stelle, umgeben von einem freien Platze, dem alten Kirchhofe. Der Chor ist 33' lang, 22' breit. Das Hauptschiff 75' lang, die drei Schiffe zusammen 54' breit, die Gesammtkirche 130' lang, Höhe des Schiffes 38', des Thurmes 140'.

Die Grundsteinlegung fand am Feste der hh. Apostel Petrus und Paulus 1869 statt; die vorläufige Benediction wurde am Gedächtnißtage der Einweihung aller Kirchen 1870 und die Consecration sodann durch den Herrn Erzbischof Paulus Melchers am 22. August 1873 vollzogen.

Für den Neubau erhielt der Unternehmer 20500 Thaler an baar, einen Ziegelofen von 34-36 Mund, à 20000 Stück gerechnet, und das Material der alten Kirche.