Herforder Chronik (1910)/011

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Herforder Chronik (1910)
<<<Vorherige Seite
[010]
Nächste Seite>>>
[012]
Herforder Chronik 1910.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



Zementwarenfabrik von L. Matthias ist sogar eine Brandstelle für die Verbrennung der Leichen bloßgelegt; man hat sie an den Kohlenresten erkannt. Wie viele solcher Zeugen der vorgeschichtlichen Ansiedelung mögen hier im Laufe der Jahrtausende bei der Bodenbearbeitung achtlos vernichtet worden sein.

Die Werre hat von jeher, was sie bei jeder heutigen Überflutung wiederholt, Sandmassen auf den Ufern abgelagert, und dies Sandgelände, das sich bis fast an den Fuß unserer Berge erstreckt, hat sich mit einer durchschnittlich 30 ein dicken Schicht Mutterboden bedeckt. Unmittelbar auf dem Sandboden unter der Muttererde stehen gewöhnlich die Urnen. Sie sind bisher gefunden Eimterstr. 160 bei Dunker, Waltgeristr. 219 bei Vogt, 334 bei Heemeier, 148 bei Gravenhorst und an verschiedenen Stellen, als 1907/08 diese Straße neu angelegt wurde. Ferner sind mehrere Urnen bei der Anlage der Werrestraße, gegenüber der Walterschen Besitzung in dem abgetragenen Hügel und in derselben Straße in der genannten Zementwarenfabrik von L. Matthias und in der Kiesgrube von Althoff und Lakemeyer an der Strafanstalt zum Vorschein gekommen. Eine Anzahl Urnen und ungezählte Urnenscherben lieferte die neue Genossenschaftsstraße, welche von der Eimterstraße zur Werre hinabführt.

Auch auf dem jenseitigen Werreufer in der Sandgrube des Kolon Hermann Steffen Nr. 25 an der Bünder Landstraße sind Urnen ausgegraben worden. Die an andern Stellen bei Herford aufgefundenen Urnen, so bei den Neubauten von E. Kuhlo und F. Kopka in der Augustastraße, in der Ahmserstraße u. a. m. scheinen bei großen Überflutungen der Werre hierhin gespült zu sein, denn sie waren teils leer, teils auch mit der Unterseite nach oben stehend oder mit Flußsand gefüllt.

Unsere größeren Urnen enthalten außer den Knochensplittern zuweilen als Beigaben kleine, den großen nachgebildete Urnen, aber von Metallsachen ist bis heut nur ein Stückchen Bronzedraht, das zwei Knöchelchen zusammenhielt, zutage gekommen. An anderen Stellen z. B., in der Kiesgrube von Althoff und Lakemeyer und bei Dunker, Eimterstraße, fanden sich frei in der Erde liegend schön gearbeitete Steinhämmer und bei den Eisenbahnarbeiten, in einem Kieshügel bei Schweicheln, zwei große Steinäxte. Alle diese hiesigen Funde aus vorgeschichtlicher Zeit sind im Herforder städtischen Museum ausgestellt.


Die Forscher nehmen an, daß unser Westfalenland in der Urzeit nicht voll Germanen, sondern von Kelten bewohnt gewesen sei, einem Volke, das auf höherer Kulturstufe gestanden habe als ihre Verdränger, die Germanen. Letztere sollen ihre Wohnsitze an der „Waterkante“, den Küsten der Nord- und Ostsee (Holstein), gehabt haben. Frühzeitig, sagt Steinhaufen, habe die Vorbereitung einer tieferen Spaltung der späteren Deutschen begonnen, aus der eine Auswanderung eines größeren Teils von ihnen hervorgegangen sei. Derjenige Teil, welcher die Heimat nicht verlassen wollte, die Friesen, blieben an der See sitzen, mit der, wie noch heute, alle ihre Lebensinteressen verknüpft waren. Sie blieben