Herforder Chronik (1910)/037

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Herforder Chronik (1910)
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Sohnes[1] ist zu ersehen, daß diesen Schenkungen Ludwigs des Frommen die der Kirche zu Buginithi (Bünde) vorangegangen war. Die erstgenannten drei Kirchen hat das Stift Herford bis zu seiner Aufhebung besessen. Erwähnt mag noch werden, daß Herford außer dem oben genannten noch ein anderes Stocheim (Stockum) erworben hat, das nordöstlich von Werne liegt.

„Schon damals“, schreibt Hölscher, „muß das Kloster von Herford angesehen gewesen sein, denn hier wurde Hathumod (geb. 840), die Tochter des Dux (Herzog) Liudolf, des Ahnen des sächsischen Kaisergeschlechts, erzogen, die die erste Äbtissin des von ihrem Vater gestifteten Klosters Gandersheim wurde.“

Im Jahre 840 starb Kaiser Ludwig der Fromme, und es brach für das Reich eine bewegte Zeit an.

Wie nahe die Welthandel nach dem Tode des freigebigen Ludwig die friedlichen Stiftsdamen berührten, darüber können wir nur Vermutungen aufstellen. Jetzt, da des Kaisers Auge nicht mehr über seiner Stiftung Herford wachte und im Gewoge des dreijährigen, zwischen seinen Söhnen ausgebrochenen Bruderkrieges des Klosters nicht viel geachtet wurde, mochten wohl zuweilen die Herzen der Klosterfrauen in banger Besorgnis um den Besitz ihrer Güter und die Gestaltung ihrer Zukunft erbeben. Allein die dräuenden Wetterwolken verzogen sich; nach der bekannten Teilung der Länder des großen Frankenreichs (843) erhielt des Kaisers jüngster Sohn Ludwig II. (840-876) Deutschland, lind in ihm erstand unserm Vaterland ein Herrscher, der mit fester Hand die Zügel der Regierung ergriff, um die in den Jahren des Bruderzwistes verloren gegangene Ruhe und Ordnung wieder herzustellen.

In dem Jahre seiner Thronbesteigung sehen wir auf dem abteilichen Stuhle zu Herford

2. Äbtissin Addila, 840-855,

oder Adela, d. i. Adelheid, deren Abstammung aus dem karolingischen Hause wohl erwiesen ist, nicht aber die genaue Zeit ihrer Herrschaft.

Der Kaiser Ludwig der Deutsche verließ sich als weiser Herrscher nicht allzuviel auf die Berichte seiner Ratgeber, sondern sah selber nach dem Rechten. So kam er im Jahre 851 auf einer seiner Visitationsreisen[2] von dem Reichstag, den er in Minden abgehalten hatte, in unsere Gegend, um von hier aus nach Thüringen zu einem Reichstage in Erfurt zu gehen. Wenn er seinen Weg durch die Werrepforte bei Schweicheln nehmen wollte, so war es für ihn ein Gebot der Ritterlichkeit, seine Verwandte, die Herforder Äbtissin Addila, zu besuchen, und als Schirmherr des Herforder Stiftes drängte es ihn auch wohl, die Fortschritte in Augenschein zu nehmen, welche das Stift unter den beiden ersten Vorsteherinnen gemacht hatte.


  1. W. U. B I Nr. 29.
  2. W. U. B I, 117.